Seit fast dreißig Jahren gibt es die Mauer, die innerdeutsche Grenze allenfalls noch in einigen Köpfen. Seit fast dreißig Jahren fährt der Kölner Kabarettist Jürgen Becker alljährlich mehrfach über die ehemalige innerdeutsche Grenze: ohne familiäre Zwänge, nicht nur zu Bühnenauftritten, sondern auch aus purer Neugier. Oder weil ihm das Fahren mit einem alten "Trabant" oder einem Motorrad aus DDR-Zeiten Spaß macht. Auf alle Fälle jedoch, weil er wissen will, ob es in seinem eigenen Kopf oder in anderen Köpfen noch letzte Teilstücke der Mauer gibt, und weil er sich anhaltend freuen kann über spannende Begegnungen, wertvolle Erfahrungen und vor allem über unterhaltsame Geschichten. Etwa ein Vierteljahr vor seinem 60. Geburtstag am 27. August zog es Jürgen Becker erneut in den Osten, erstmals in Begleitung von Kameras und vom Autor Klaus Michael Heinz, der seine neuen Filmaufnahmen nachträglich um historisches "Tagesschau"-Material und Ausschnitte aus den "Mitternachtsspitzen" ergänzte. Jürgen Becker besuchte diesmal, unterwegs mit einem offenen "Trabi" oder mit einem Tretroller, das malerische Pirna und in der Nähe Königstein, das stark kriegszerstörte Magdeburg und das weltstädtische Leipzig sowie an der Ostsee Wustrow und Ahrenshoop. Dort traf er insgesamt elf Menschen, die ihm wieder mal Neues über das Leben im Osten Deutschlands erzählen konnten. Menschen, die im Kabarett zu Hause sind, die als Zeitungsjournalist, Kunstmalerin oder Kraftfahrzeugmechaniker arbeiten, die sich ehrenamtlich oder hauptberuflich sozial engagieren. Die jedenfalls alle zu jener überwältigenden Mehrheit gehören, von der das Kabarett schweigt, weil es einfach nicht loben kann, sondern immer spotten muss. Was Jürgen Becker übrigens zum Anlass nahm, sich vor laufenden Kameras zu entschuldigen - ein bisschen... Als "Besuch aus dem Westen" erlebt sich Jürgen Becker immer wieder neu, wird er mit Erfahrungen und Erlebnissen von Menschen konfrontiert, die ihm beim Kölsch im heimischen Köln nicht mitgeteilt worden wären. So dass letztlich nur ein Satz als unumstößliche Wahrheit übrig bleibt: "Jede Jeck is anders."...
(WDR)
Länge: ca. 65 min.
Deutsche TV-Premiere: 14.09.2019 (WDR)
Cast & Crew
- Drehbuch: Klaus Michael Heinz