Deutsche TV-Premiere: 05.12.2006 (Bayerisches Fernsehen)
Wenn das Münchner Waisenhaus einmal im Jahr zum Sommerfest einlädt, wundern sich manche Gäste, wie es heute dort ausschaut: Exotische Wandgemälde schmücken das Treppenhaus, die Kinder leben jeweils zu zehnt in hübsch eingerichteten Wohnungen - mit Kinderzimmern, Wohnzimmer, Küche und Bad. Es gibt keine Schlafsäle mehr, keine Uniformen, keinen Drill wie vor hundert Jahren, als das Haus gegründet wurde. Im Münchner Waisenhaus leben zwar auch heute noch Waisenkinder, doch finden dort auch Kinder Zuflucht, die aus anderen Gründen in Not geraten sind: etwa drei Geschwister, deren Mutter seelisch krank ist, ein afrikanisches Mädchen, das vor dem Bürgerkrieg in seiner Heimat flüchten musste, ebenso ein Junge, der mit zwölf Jahren einfach beschloss, ins Waisenhaus zu ziehen, weil er nicht mehr von den Eltern geschlagen werden wollte, oder der kleine Bub, der eines Nachts von der Polizei völlig verschüchtert in die Kinderschutzstelle des Waisenhauses gebracht wurde und der bis heute nicht darüber sprechen darf, was ihm widerfahren ist. Die Wunden der Kinder heilen, ihnen ein Zuhause geben und - wo immer möglich - wieder eine Brücke zu den Eltern bauen, das ist das Ziel der Erzieher und Therapeuten des Münchner Waisenhauses. "Alle Kinder lieben ihre Eltern, egal was die ihnen angetan haben", sagt die Leiterin, "deshalb müssen wir den Eltern unserer Kinder auch Wertschätzung entgegenbringen." Renate Stegmüller und ihr Filmteam haben über viele Wochen beobachtet, welche Anstrengungen im Münchner Waisenhaus unternommen werden, damit die Kinder ihr Selbstwertgefühl zurückgewinnen und wieder lachen können.
(hr-fernsehen)