Die Familie Quandt gehört zu den reichsten und einflussreichsten Familien Deutschlands - und doch ist ihr Name dem breiten Publikum nicht unbedingt bekannt. Zum weltumspannenden Konzernimperium der Quandts zählten in den vergangenen 100 Jahren Unternehmen wie Altana, Milupa, Varta und - bis heute - die Industrie-Ikone BMW. Doch die Quandts verbargen bislang ihre Familiengeschichte und die Herkunft von Teilen ihres Vermögens. Die Archive ihrer Firmen blieben Journalisten und Historikern verschlossen. Für "Das Schweigen der Quandts" recherchierten die NDR Autoren Eric Friedler und Barbara Siebert über fünf Jahre hinweg in Archiven im In- und Ausland. Mithilfe der von ihnen zusammengetragenen Dokumente ist es ihnen gelungen, Stück für Stück die Herkunft von Teilen des Familienvermögens offen zu legen. Das Fazit: Die Quandts nutzten offenbar die wirtschaftlichen Vorteile, die der Nationalsozialismus ihnen bot. Sklavenarbeit von KZ-Häftlingen und Zwangsarbeitern ermöglichten Profite und den Ausbau ihres Konzerns. Das belegen u. a. erschütternde Aussagen letzter Überlebender des Konzentrationslagers Hannover-Stöcken. Dieses Lager, welches unmittelbar an die Quandtsche Batteriefabrik AFA, später Varta, angegliedert war, galt als "kleines Auschwitz" des Nordens. Mit Wissen und Billigung der Quandts fand dort "Vernichtung durch Arbeit" statt. Die Vermögenszuwächse, welche die Quandts zwischen 1933 und 1945 erzielten, begründeten zum Teil ihren Aufstieg in der deutschen Nachkriegswirtschaft. Die Autoren haben mit dieser ersten Dokumentation über die Geschichte der Familie eine Mauer des Schweigens durchbrochen - mit Erfolg: Wenige Tage nach der Erstsendung des Films (am 30. September im Ersten) erklärten die Erben der Familie gemeinsam, sie seien sehr bewegt. Nun will die Familie ihre Geschichte im "Dritten Reich" aufarbeiten lassen. Das NDR Fernsehen zeigt eine neue, erweiterte Fassung des Films, die auch die jüngsten Entwicklungen berücksichtigt. Das NDR Fernsehen zeigt eine um 30 Minuten erweiterte Fassung des Films.
(NDR)
Länge: ca. 90 min.
Deutsche TV-Premiere: 22.11.2007 (NDR)
FSK 16
gezeigt bei: WDR Story (D, 2000)
Cast & Crew
- Regie: Eric Friedler
- Drehbuch: Eric Friedler, Barbara Siebert
- Produktion: Jörg Belohoubek
- Kamera: Johannes Anders, Thomas Schaefer, Hans Evert Vennegeerts
- Schnitt: Andrea Schröder-Jahn