Der Dokumentarfilm zeichnet den Lebensweg von Fritz Kolbe nach, der als Diplomat von 1943 bis Kriegsende für die Amerikaner spionierte, um die Herrschaft der Nazis so schnell wie möglich zu beenden. Nach Kriegsende wird ihm die Rückkehr in den diplomatischen Dienst verweigert. Er starb 1971, erst 23 Jahre später wurde ihm eine offizielle Ehrung zuteil. "Ein Gentleman liest nicht die Post anderer Leute" - dieser diplomatische Ehrenkodex wird dem wichtigsten Spion des Zweiten Weltkrieges zum Verhängnis. Von 1943 bis Kriegsende liefert Fritz Kolbe, Beamter im deutschen Auswärtigen Amt, den Amerikanern zahllose wichtige Dokumente, darunter rund 1.600 geheime Telegramme. Sein Motiv: Er hasst die Nazis und will, dass Deutschland den Krieg so schnell wie möglich verliert. Doch dieser mutige Einsatz wird nicht belohnt. Obwohl Kolbe das NS-Regime überlebt, wird ihm die Anerkennung als Widerstandskämpfer verweigert. In den Augen seiner Diplomatenkollegen hat er "das Vaterland verraten." Kolbe darf nicht ins Auswärtige Amt zurückkehren, er bestreitet seinen Lebensunterhalt künftig als Vertreter für Motorsägen. Als er 1971 stirbt, stehen nur zehn Menschen an seinem Grab, darunter zwei hochrangige Abgesandte der CIA. Erst 2004 wird Kolbe erstmals eine offizielle Ehrung in seinem Heimatland zuteil. Zu diesem Zeitpunkt weiß die Öffentlichkeit längst, dass viele der deutschen Diplomaten der Nachkriegszeit tief in die Verbrechen der Nazis verstrickt waren. "Der ungeliebte Patriot" zeichnet den Lebensweg des wohl wichtigsten Spions des Zweiten Weltkrieges nach und wirft dabei gleichzeitig einen Blick auf die westdeutsche Nachkriegsgeschichte, eine Zeit, in der eher Verdrängen als Aufarbeiten den Umgang mit der Vergangenheit geprägt hat.
(tagesschau24)
Länge: ca. 45 min.
Deutsche TV-Premiere: 11.04.2007 (arte)
Cast & Crew
- Drehbuch: Reinhard Joksch, Petra Wolter