"Ein als Hauptmann verkleideter Mensch führte gestern eine von Tegel kommende Abteilung Soldaten nach dem Köpenicker Rathaus, ließ den Bürgermeister verhaften, beraubte die Gemeindekasse und fuhr in einer Droschke davon" ("Tägliche Rundschau", 17. Oktober 1906)
Mit der in dieser Zeitungsmeldung knapp zusammengefassten "Köpenickiade" wurde der 57-jährige Wilhelm Voigt schlagartig und dauerhaft berühmt. Die Geschichte handelt vom Schuster Voigt, der wegen eines kleinen Betrugsdeliktes zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt wurde und nach der Haft in die Mühlen von Justiz und Bürokratie gerät. Um endlich in den Besitz eines Passes und einer Aufenthaltsgenehmigung zu gelangen, nimmt er mit einer ertrödelten Uniform das Köpenicker Rathaus in einem Handstreich ein und wird so in der Blütezeit wilhelminischer Regentschaft zum Tagesgespräch. Zuckmayer entdeckte hinter der Anekdote einen großen Komödienstoff, dessen politische Dimension spätestens beim Verbot seines "deutschen Märchens" durch die Nazis offenbar wurde. Der "Uniform-Taumel" ging den Nationalsozialisten entschieden zu weit, ebenso wie die scharfe, satirische Zeichnung vieler der insgesamt 73 auftretenden Figuren. Über Carl Zuckmayers groß angelegten Bilderbogen einer Epoche schrieb Alfred Kerr nach der Uraufführung die wohl prägnanteste Zusammenfassung: "Im ersten Teil stirbt man vor Lachen, im zweiten merkt mancher, dass er noch lebt."
Katharina Thalbachs Inszenierung von "Der Hauptmann von Köpenick" lief fünf Jahre vor ausverkauftem Haus im Berliner Maxim-Gorki-Theater. Die Regisseurin bekennt sich zur Idee des "deutschen Märchens" und inszeniert um die Titelrolle - ursprünglich Harald Juhnke, dann Katharina Thalbach selbst - ein grelles wilhelminisches Panoptikum mit den dröhnenden Klängen einer siebenköpfigen Blaskapelle in preußischen Uniformen und Typen bis hin zur Karikatur. Als Harald Juhnke im Dezember 1997 erkrankte, übernahm Katharina Thalbach innerhalb eines Tages die Rolle des Hauptmanns, wurde abends 15 Minuten gefeiert und anschließend zum Stadtgespräch. Bis Juni 2001 hat sie diese Hosenrolle mit angeklebtem Schnurrbart gespielt.
Mit der in dieser Zeitungsmeldung knapp zusammengefassten "Köpenickiade" wurde der 57-jährige Wilhelm Voigt schlagartig und dauerhaft berühmt. Die Geschichte handelt vom Schuster Voigt, der wegen eines kleinen Betrugsdeliktes zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt wurde und nach der Haft in die Mühlen von Justiz und Bürokratie gerät. Um endlich in den Besitz eines Passes und einer Aufenthaltsgenehmigung zu gelangen, nimmt er mit einer ertrödelten Uniform das Köpenicker Rathaus in einem Handstreich ein und wird so in der Blütezeit wilhelminischer Regentschaft zum Tagesgespräch. Zuckmayer entdeckte hinter der Anekdote einen großen Komödienstoff, dessen politische Dimension spätestens beim Verbot seines "deutschen Märchens" durch die Nazis offenbar wurde. Der "Uniform-Taumel" ging den Nationalsozialisten entschieden zu weit, ebenso wie die scharfe, satirische Zeichnung vieler der insgesamt 73 auftretenden Figuren. Über Carl Zuckmayers groß angelegten Bilderbogen einer Epoche schrieb Alfred Kerr nach der Uraufführung die wohl prägnanteste Zusammenfassung: "Im ersten Teil stirbt man vor Lachen, im zweiten merkt mancher, dass er noch lebt."
Katharina Thalbachs Inszenierung von "Der Hauptmann von Köpenick" lief fünf Jahre vor ausverkauftem Haus im Berliner Maxim-Gorki-Theater. Die Regisseurin bekennt sich zur Idee des "deutschen Märchens" und inszeniert um die Titelrolle - ursprünglich Harald Juhnke, dann Katharina Thalbach selbst - ein grelles wilhelminisches Panoptikum mit den dröhnenden Klängen einer siebenköpfigen Blaskapelle in preußischen Uniformen und Typen bis hin zur Karikatur. Als Harald Juhnke im Dezember 1997 erkrankte, übernahm Katharina Thalbach innerhalb eines Tages die Rolle des Hauptmanns, wurde abends 15 Minuten gefeiert und anschließend zum Stadtgespräch. Bis Juni 2001 hat sie diese Hosenrolle mit angeklebtem Schnurrbart gespielt.
(3sat)
Aufzeichnung einer Aufführung aus dem Maxim Gorki Theater, Berlin 2001
Länge: ca. 143 min.
Deutsche TV-Premiere: 19.01.2002 (3sat)
Cast & Crew
- Regie: Katharina Thalbach, Andreas Morell
- Musik: Dieter Fischer