Als New Yorkerin liebt und hasst Erica Bain (Jodie Foster) die Grossstadt gleichzeitig. In ihrer Radiosendung "Streifzüge" macht sie sich regelmässig auf die Suche nach Geschichten der Stadt, die niemals schläft. Die Hochzeit mit ihrem Freund, dem Arzt David (Naveen Andrews), steht kurz bevor. Doch dann wird das verliebte Paar auf dem abendlichen Spaziergang von einer Bande attackiert und brutal zusammengeschlagen. Als Erica drei Wochen später im Spital aus ihrem Koma erwacht, muss sie zur ihrer Bestürzung vom Tod ihres Bräutigams erfahren - er wurde bereits beerdigt. Nach der Entlassung aus der Rehabilitation zieht Erica sich vorerst in ihre Wohnung zurück. Bei den ersten zaghaften Schritten hinaus in den Alltag muss sie feststellen, dass die Polizei ihr Trauma und die Angst nicht nachvollziehen kann, sondern ihren Fall wie 100 andere routinemässig behandelt. Desillusioniert legt Erica sich eine Waffe zu, um irgendwie zu überleben, wie sie sagt. Als sie kurz darauf in einem Laden Zeuge eines Beziehungsdramas wird, in dessen Verlauf eine Frau erschossen und Erica von dem Täter mit einer Waffe bedroht wird, streckt sie den Angreifer im Schockzustand nieder. Unmerklich ist sie von der Opfer- in die Täterrolle geschlüpft. Auch Ericas Radiogeschichten verändern sich: Die liebevollen Anekdoten sind persönlichen Statements zur Angst gewichen, wie diese einen beherrschen und verändern kann. Ein Detective der New Yorker Polizei (Terrence Howard), der die Morde bearbeitet, kommt in Kontakt mit der veränderten Radiostimme. Schnell erkennt er in ihr eine verwandte Seele. Denn auch er ist frustriert, dass Recht und Gerechtigkeit immer weiter auseinanderklaffen. Der Thriller, den man als Reaktion auf die Anschläge vom 11. September 2001 sehen kann, ist ganz auf seinen Star Jodie Foster, 48, zugeschnitten. Mit ihrer androgynen Ausstrahlung bringt sie die Verletzlichkeit und Angst nach der Tat ebenso glaubhaft zum Ausdruck wie ihre wachsende Stärke, Entschlossenheit und Wut. Zu Beginn ihrer Karriere trat die damals 14jährige Foster in einem thematisch ähnlichen Film auf, und zwar in Martin Scorseses "Taxi Driver". Darin verkörperte sie eine Kinderprostituierte, deren "Rettung" Taxifahrer Robert De Niro sich vorgenommen hatte. Auch er kam mit dem Leid, der Gewalt und Ungerechtigkeit in der Grossstadt New York nicht zurecht und griff zur Selbsthilfe. Inszeniert hat "The Brave One" der Ire Neil Jordan, der mit "Mona Lisa", "The Crying Game" und "Interview with the Vampire" Erfolge feierte. An Jodie Fosters Seite spielen Terrence Howard ("Crash", "Iron Man") sowie der aus der Fernsehserie "Lost" bekannte Naveen Andrews.
(SRF)
Mit "Die Fremde in dir" ist Regisseur Neil Jordan (Oscar für "The Crying Game") zusammen mit Produzent Joel Silver ("The Matrix") ein Meisterwerk gelungen. Mit psychologischem Gespür beschäftigt sich der Thriller mit dem Thema Rache und Selbstjustiz. Zudem wird dem Zuschauer durch die schauspielerische Bandbreite insbesondere der Protagonistin Jodie Foster emotional und mitreißend eine explosive Mischung aus Sensibilität und Power geboten, die sich in einem Rachefeldzug Bahn bricht. Zudem schafft ein Perspektivenwechsel durch die Radioshow die Möglichkeit, die Selbstjustiz von mehreren Seiten zu beleuchten.
(ATV II)
Weiterer Titel: The Brave One - Die Fremde in dir
Länge: ca. 122 min.
Deutscher Kinostart: 27.09.2007
Original-Kinostart: 14.09.2007 (USA)
Internationaler Kinostart: 12.09.2007 (RI)
Deutsche TV-Premiere: 13.12.2008 (Premiere HD)
FSK 16
Cast & Crew
- Regie: Neil Jordan
- Drehbuch: Cynthia Mort, Roderick Taylor, Bruce A. Taylor
- Produktion: Susan Downey, Joel Silver, Sara Flamm, Herb Gains, Paul A. Levin, Ray Quinlan, Bill Daly, Barbara Russo, Mark Scoon, Silver Pictures
- Produktionsfirma: Warner Bros.
- Musik: Dario Marianelli
- Kamera: Philippe Rousselot, Robert Guerra
- Schnitt: Tony Lawson
- Szenenbild: Lydia Marks
- Maske: Jerry DeCarlo
- Regieassistenz: Joseph Aspromonti, Daniela Barbosa, Sean Farrell, Richard Patrick, Michael Pitt, David Catalano
- Stunts: Chris Barnes