Die 21 Quadratkilometer große Insel Nauru vor der australischen Küste ist seit 1968 unabhängig. Noch Ende der 70er Jahre zählte Nauru dank seiner Bodenschätze, insbesondere aufgrund der Phosphatvorkommen, zu den reichsten Ländern der Welt. Doch innerhalb weniger Jahre wurde die Insel völlig ausgebeutet. Denn nach der Unabhängigkeit schöpften die Nauruer 20 Jahre lang aus dem Vollen: Sie brauchten keine Abgaben oder Steuern zahlen, und die medizinische Betreuung war frei. Damals besaß die Insel sieben Jumbojets, die - zumeist halb leer - Australien, Japan oder die Salomon-Inseln anflogen, während im Ausland maßlose Fehlinvestitionen getätigt wurden. Als dann in den 80er Jahren aufgrund der Erschöpfung der Phosphatvorkommen der Abbau gedrosselt werden musste, machte das neureiche Nauru eine regelrechte Bruchlandung. Es hatte nicht gelernt, anders als im Konsum zu leben. Heute ist Nauru pleite und verfügt über so gut wie keine Ressourcen mehr. Nicht nur Menschen und Umwelt leiden unter der Katastrophe, auch Politik und Wirtschaft des Landes liegen am Boden. In gewisser Weise nehmen auf der kleinen Insel alle Ängste des Planeten Gestalt an, auf ihr konzentrieren sich die Widersprüche eines außer Kontrolle geratenen liberalen Systems. Nauru ist eine Art Global Village, auf dessen winzigem Territorium die meisten Probleme von Industriegesellschaften anzutreffen sind: eine der weltweit höchsten Diabetes-Raten, Überindustrialisierung und viele Flüchtlinge. Dabei beginnen die Inselbewohner gerade erst zu begreifen, woran sie gescheitert sind. Im Dokumentarfilm kommen Zeitzeugen zu Wort und machen deutlich, wie die Nauruer gleichzeitig zu Urhebern und Opfern des Niedergangs wurden.
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Länge: ca. 85 min.
Deutsche TV-Premiere: 14.03.2009 (arte)
Cast & Crew
- Regie: Juliano Ribeiro Salgado