Im Jahre 1978 entführt der DDR-Bürger Helmut Thiele ein polnisches Flugzeug, um sich in den Westen abzusetzen. Die Verhandlung gegen ihn und seine Begleiterin Sigrid Radke wird zum Politikum: Während die US-Administration entschlossen ist, eine Verurteilung zu erwirken, beharrt der zuständige Richter Herbert J. Stern auf einem verfassungskonformen Verfahren. Ostberlin, 1978. Helmut Thiele (Heinz Hoenig) und Sigrid Radke (Jutta Speidel) wollen dem Staat der Arbeiter und Bauern den Rücken kehren. Helmut hat zwei Söhne auf der anderen Seite der Mauer; Sigrid ist mit Hans Schuster (Max Volkert Martens) liiert, einem Westberliner, dem sein Job freien Zugang zum Osten gestattet. Hans ist es denn auch, der die Flucht organisiert. Er beschafft Pässe für die Erwachsenen und Sigrids Tochter Marina (Nora Chmiel), wird aber im polnischen Gdansk, wo die Übergabe stattfinden sollte, verhaftet. Die Zurückgebliebenen besteigen ein polnisches Flugzeug und Helmut trifft eine dramatische Entscheidung: Er zwingt die Maschine zur Landung in Berlin-Tempelhof, wo die Flüchtlinge von der amerikanischen Besatzungsbehörde in Empfang genommen werden. Die menschliche Komponente der Entführung interessiert die US-Administration weniger als die Frage nach der Luftsicherheit. Der Fall soll vor einem Besatzungsgericht verhandelt werden, und wegen der Brisanz der Angelegenheit wird eigens ein Richter aus den USA geholt - der 42-jährige Herbert J. Stern (Martin Sheen), dessen jüdische Familie dem Holocaust zum Opfer gefallen ist. Stern hat klare politische Direktiven, ist aber entschlossen, sich an die Verfassung zu halten. Während seine Frau Marsha (Cristine Rose) aus ihrer Abneigung gegen die Deutschen keinen Hehl macht, beginnt Stern, sich in die Motive der Angeklagten einzufühlen. Der erste Teil des Prozesses läuft günstig für die Flüchtlinge: Der brillante Verteidiger Bernard Hellring (Sam Wanamaker) erreicht einen Freispruch für Sigrid. Aber dann steht Helmuts komplizierterer Fall zur Verhandlung an. Sein Schicksal hängt von der Aussage eines jungen Mannes (Sean Penn) ab, der an Bord der entführten Maschine war und die Gelegenheit ergriffen hat, sich mit seiner Familie in den Westen abzusetzen. In Anlehnung an die Erinnerungen des amerikanischen Richters Herbert J. Stern inszenierte der Schauspieler und TV-Regisseur Leo Penn ein komplexes Gerichtsdrama, das aus einem historischen Fall Fragen nach dem Verhältnis von Politik, Justiz und allgemeinen Menschenrechten ableitet. Mit Martin Sheen, Sean Penn, Heinz Hoenig und Jutta Speidel prägen ganz unterschiedliche "Hochverräter" den auch in dieser Hinsicht spannenden Film.
(MDR)
Länge: ca. 89 min.
FSK 16
Cast & Crew
- Regie: Leo Penn
- Drehbuch: Leo Penn, Joshua Sinclair
- Produktion: Ingrid Windisch, Joshua Sinclair, Jeffrey Auerbach, William R. Greenblatt, Martin Sheen, Frank Dragun
- Musik: Peter Goldfoot
- Kamera: Gabor Pogany, Jan Schlubach
- Schnitt: Teddy Darvas
- Regieassistenz: Stefan Diepenbrock