Hélène bewohnt alleine ein herrschaftliches Anwesen und kümmert sich voller Hingabe um den Nachlass ihres verstorbenen Onkels, des Künstlers Paul Berthier. Das Haus, in dem sie ihre Kinder großgezogen hat und in dem sie nun gewissenhaft die familieneigene Kunstsammlung aufbewahrt, ist schon längst nur noch zu besonderen Anlässen von Leben erfüllt. Mit solch einem Anlass, dem 75. Geburtstag Hélènes, beginnt der Film "Ende eines Sommers": Kinder rennen durch den riesigen Garten, es wird gelacht, es wird gegessen, getrunken. Doch dann wird es ernst. Hélène will mit ihrem Sohn Frédéric die Kunstwerke durchgehen, um deren Verkauf und Restaurierung er sich nach ihrem Tod kümmern soll: einige Gemälde, wertvolle Möbelstücke und Dekorationsgegenstände. Frédéric will davon nichts wissen. Für ihn ist klar, dass das Haus mitsamt der Kunstwerke in Familienbesitz bleiben soll. Doch für seine Geschwister, deren Lebensmittelpunkt schon lange nicht mehr in Frankreich, nicht einmal in Europa liegt, ist das Haus eher eine Last. "Ende eines Sommers" hinterfragt unseren Umgang mit Objekten, ihren persönlichen Wert, ihren Marktwert. Während Frédéric viel an der Fortführung der Familientradition liegt, gehen seine Geschwister mit dem Familienerbe pragmatischer um. Für sie besteht der Besitz der Familie lediglich aus Dingen, die sie nicht brauchen und die sie deshalb verkaufen. Doch was nützt eine Vase, die im Museum steht und nicht mehr mit Blumen bestückt werden kann? Assayas zeigt diesen familiären Konflikt fernab von gängigen Klischees. Statt herzloser Protagonisten, denen am Familienerbe nichts gelegen ist, entwirft er mit Adrienne und Jérémie Figuren, die ihrem Bruder gegenüber sehr verständnisvoll sind. Doch in ihrer Lebensrealität, die typisch ist für unsere Zeit der Globalisierung, bleibt ihnen nichts anderes übrig, als nach ökonomischen Gesichtspunkten zu handeln. Die hier erzählte "Sommerzeit", wie der Film im Original heißt, bleibt trotzdem eine besondere, in der das Haus einer Familie zum Leben erwacht …...
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Olivier Assayas arbeitet am Nerv der Zeit. So, wie er in "Ende eines Sommers" die Folgen der Globalisierung beleuchtet, beschäftigt er sich in seinem letzten Film "Personal Shopper" unter anderem mit der Kommunikation von heute: Handybildschirme sind omnipräsent. Und aktuell arbeitet er an einem Film namens "E-Book". Für "Personal Shopper" erhielt Assayas auf den Filmfestspielen von Cannes 2016 den Preis für die beste Regie. "Ende eines Sommers" wurde von der Los Angeles Film Critics Association 2009 als bester fremdsprachiger Film ausgezeichnet.
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Länge: ca. 98 min.
Deutsche TV-Premiere: 17.01.2018 (arte)
Cast & Crew
- Regie: Olivier Assayas
- Drehbuch: Olivier Assayas
- Produktion: Sylvie Barthet, MK2 Productions, TPS Star, Le Musée d'Orsay, La Région Ile-de-France, Soficinéma 3, de l’image animée, Cofinova 4, Charles Gillibert, Marin Karmitz, Nathanaël Karmitz, Claire Dornoy
- Produktionsfirma: France 3 Cinéma, Canal+, CNC - Centre National du Cinéma et de l'image animée
- Kamera: Eric Gautier, Fanny Stauff
- Schnitt: Luc Barnier
- Szenenbild: Sandrine Mauvezin
- Maske: Céline Planchenault, Lydia Pujols
- Regieassistenz: Luc Bricault, Héléna Cotinier, Matthew Gledhill, Delphine Heude