In Frankreich liefern sich Gelbwesten-Demonstranten Straßenschlachten mit der Polizei. Deutsche Polizeigewerkschaften beklagen die zunehmende Gewalt. Die Polizei ist zum Feindbild geworden. Der Dokumentarfilm lässt verschiedene Stimmen zu Wort kommen und zeigt, wie der Personalabbau, der Einfluss von Social Media und eine repressive Polizeitaktik die Gewaltspirale befeuern. Aber auch, welche Lösungsansätze es in Ländern wie Großbritannien gibt. Auf Jessy Castane von der Spezialeinheit "Compagnies Républicaines de Sécurité" (CRS) und seine Kollegen hageln Pflastersteine und Molotowcocktails. Seit Monaten eskaliert die Gewalt zwischen der Gelbwesten-Bewegung und der Polizei. Eine wachsende Zahl an Großeinsätzen, personelle Unterbesetzung und Gewalt - die extreme Belastung führt zu immer mehr Suiziden unter Polizisten, sagt Philippe Capon, Generalsekretär der Polizeigewerkschaft "UNSA POLICE". 59 Polizisten haben sich 2019 in Frankreich das Leben genommen. Immer mehr Aufgaben, Stress und Gewalt setzen auch Polizisten in Deutschland unter Druck. Wer dem nicht standhält, bleibt oft auf sich gestellt. Auch deshalb brennt immer wieder die Sicherung durch, und die Betroffenen schlagen unrechtmäßig zu, weiß Therapeut Sven Steffes-Holländer. Mit mehr Kommunikation statt Repression - so wollen zumindest Einsatzpolizist Jan-Patrick Huke und seine Hundertschaft in Hannover bei einer Demonstration am Rande eines AfD-Parteitages vorgehen. Dass einige seiner Kollegen mit der AfD sympathisieren, kann er nicht verstehen. Laut Umfrage von Arte unterstützt aber nur eine geringe Zahl an Innenministerien eine vom Bund der Kriminalbeamten geforderten Studie zu extremistischen Einstellungen in den eigenen Reihen. Vor allem die fehlende juristische Verfolgung von Polizeigewalt kostet Vertrauen. Unabhängige Ermittler gibt es in Deutschland und Frankreich nicht. Anders in Großbritannien. Als eines der ersten bekommt das Filmteam Einblicke in die Arbeit des "Independent Office for Police Conduct" in Birmingham. Leiter Derrick Campbell und seine 150 Mitarbeiter ermitteln unabhängig beim Verdacht von Polizeigewalt. Die Arbeit des IOPC hat das Vertrauen der Gesellschaft in die Polizei gestärkt, so Campbells Überzeugung.
(3sat)
Länge: ca. 75 min.
Deutsche TV-Premiere: 16.06.2020 (arte)
Cast & Crew
- Regie: Sebastian Bellwinkel
- Produktionsauftrag: NDR