Shafie Abad, ein Wüstendorf in Iran: Wind und Sand sind hier allgegenwärtig; Religion, Traditionen und Landwirtschaft prägen den Alltag der Bevölkerung. Diesen Ort wählte Regisseur Hamed Zolfaghari für seinen Filmworkshop, bei dem er den Frauen einer Weberinnen-Kooperative mehrere Kameras aushändigte. Für die Frauen wird die Kamera zum Instrument der Emanzipation: Sie schulen ihren Blick und filmen die Gesellschaft so, wie sie sie sehen. Mit der Zeit verändert das kreative Schaffen ihre Persönlichkeit, ihre Art sich zu kleiden und zu sprechen und letztlich auch ihre Wünsche und Träume von einem besseren Leben. Die Frauen werden sich der fehlenden Freiheiten und der religiösen Einschränkungen bewusst. Seit Jahren forderte das Dorf von der Regierung vergeblich die Erneuerung des heruntergekommenen Bewässerungssystems. Die Frauen schaffen mit dem Geld der Kooperative eine elektrische Pumpe für die Gemeinschaft an. So gelingt ihnen etwas, an dem die Männer immer wieder gescheitert waren. Dank der Frauen fließt im Wüstendorf wieder Wasser, und die Erde ist wieder fruchtbar.Hamed Zolfaghari hinterfragt in seinem Dokumentarfilm auch, wie authentisch die Bilder sind, die die Frauen mit der Kamera drehen. Wie nahe sind sie an der Realität? Die ersten Videos sind unscharf und verwackelt. Dann stabilisieren sich die Bilder. Im übertragenen Sinne heißt das: Das Auge hat sich an die neue Perspektive gewöhnt, der Blick ist geschärft. Den Bildern der Frauen werden Aufnahmen des Regisseurs gegenübergestellt. Er zeigt, wie sich die Frauen ihre Videos ansehen und den anderen Dorfbewohnern vorführen.Die Männer gehen angesichts dieser neuen Situation auf Konfrontation. Sie verurteilen die Initiative und akzeptieren sie erst in einem zweiten Schritt. Das legt den Grundstein für eine Veränderung der überkommenen gesellschaftlichen Strukturen im Dorf. Die Revolution unter der sengenden Wüstensonne ist friedlich, ja fast kontemplativ. Sie läuft völlig gewaltfrei ab. Eine Revolution im Sinne einer Veränderung, einer langsamen Wende, die auf einmal ganz selbstverständlich zu sein scheint.
(arte)
Länge: ca. 86 min.
Deutsche TV-Premiere: 11.05.2020 (arte)
Cast & Crew
- Regie: Hamed Zolfaghari
- Drehbuch: Hamed Zolfaghari
- Produktion: Agat Films, Cie
- Kamera: Hamed Zolfaghari
- Schnitt: Gladys Joujou