Inviolata heißt ein kleines italienisches Bauerndorf, das durch einen Erdrutsch seit langem von der Außenwelt abgeschnitten ist. Ein dichter Wald, in dem Wölfe hausen, umgibt den Ort. Die Bewohner sind hier nie weggekommen. Sie arbeiten auf der Tabakplantage der Marchesa Alfonsina de Luna und werden wie Leibeigene ausgebeutet. Einer der Knechte ist Lazzaro, ein junger Mann, der allen hilft, immer freundlich ist und deshalb als geistig zurückgeblieben gilt. Er spricht selten und gehorcht, ohne zu murren. Einmal im Jahr kommt die Marchesa ins Dorf, dieses Mal begleitet von ihrem verwöhnten Sohn Tancredi. Dieser entdeckt bei einem seiner Streifzüge eine Höhle, die Lazzaro sich ausstaffiert hat. Er macht den allzu Gutgläubigen zum Komplizen einer vorgetäuschten Entführung. Als der Plan scheitert, bricht das Kartenhaus der Marchesa zusammen: Lazzaro fällt in eine Schlucht, und die Bewohner Inviolatas werden von der Polizei befreit. Jahre später findet Lazzaro - auf wundersame Weise nicht gealtert - seine Freunde in einer modernen Großstadt wieder. Sie leben unverändert im Elend, nur diesmal nicht als Leibeigene, sondern als marginalisierte Tagelöhner in der Elendsperipherie. Basierend auf einer Zeitungsnotiz aus den 60er Jahren erzählt Alice Rohrwacher eine moderne Version der biblischen Lazarus-Geschichte. Dabei jongliert sie mit den Genres, den Zeit- und den Stilebenen: Mal schildert sie fast naturalistisch das Bauernleben, dann wechselt der Ton zu poetischen Passagen, die umstandslos in einen wundersatten Neorealismus wechseln, der an De Sicas "Das Wunder von Mailand" erinnert.
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Alice Rohrwacher gelang mit ihrem dritten Spielfilm ein Erfolg bei Kritik und Publikum. Auf körnigem, analogem 16mm-Filmmaterial gedreht vereint der Film nostalgische Momente mit aktueller Gesellschaftskritik. Adriano Tardiolo feiert als Lazzaro sein grandioses Schauspieldebüt und die Schwester der Regisseurin, Alba Rohrwacher, verkörpert die zarte Antonia. Neben dem Preis für das beste Drehbuch in Cannes erhielt "Glücklich wie Lazzaro" auch den European University Film Award, den Gold Hugo für den besten Spielfilm beim Chicago Film Festival sowie 15 weitere internationale Preise.
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Länge: ca. 130 min.
Deutscher Kinostart: 13.09.2018
Original-Kinostart: 31.05.2018 (I)
Deutsche TV-Premiere: 11.11.2020 (arte)
FSK 12
Cast & Crew
- Regie: Alice Rohrwacher
- Drehbuch: Alice Rohrwacher
- Produktion: Carlo Cresto-Dina, Gregory Gajos, Pierre-François Piet, Tiziana Soudani, Michael Weber, Tempesta, Amka Films Productions, Ad Vitam Production, Pola Pandora Filmproduktions, Rai Cinema, RSI-Radiotelevisione Svizzera, ARTE France
- Produktionsfirma: ZDF, ARTE
- Musik: Piero Crucitti
- Kamera: Hélène Louvart
- Schnitt: Nelly Quettier