Originalpremiere: 2006
23.11.2006
Deutsche TV-Premiere: 04.12.2008 (Premiere Filmfest)
FSK 12
Im Spanien des Jahres 1792 kämpft der Klerus gegen die Ideen der Aufklärung und beschließt die Wiedereinführung der mittelalterlichen Inquisition. Einer ihrer gnadenlosesten Verfechter ist der ehrgeizige Pater Lorenzo (Javier Bardem), der seine Spione unter Erfolgsdruck setzt. Seine Häscher denunzieren die unschuldige Inés (Natalie Portman), die unter einer lächerlichen Anklage in den Kerker gesteckt und der "peinlichen" Befragung unterzogen wird. Die Tochter eines reichen Kaufmanns ist jedoch zufällig ein Modell des Hofmalers Fransisco Goya (Stellan Skarsgård), zu dessen Gönnern auch der Kunstkenner Lorenzo gehört. Auf Goyas Bitte hin sucht Lorenzo das gefolterte Mädchen mehrmals im Kerker auf, nutzt die Situation jedoch aus, um seine schmutzige Lust zu befriedigen. Durch Vermittlung des Malers kommt es auch zu einem Treffen, bei dem Inés' verzweifelter Vater Tomás (José Luis Gómez) den Spieß umdreht: Er foltert den Inquisitor, um ihm ein absurdes Geständnis abzuringen. So wird dieser schließlich selbst der Ketzerei angeklagt und flieht ins republikanische Frankreich. 16 Jahre später kehrt er mit dem Einmarsch Napoleons nach Spanien zurück. Lorenzo ist nun ein Revolutionär und französischer Befehlshaber, der den spanischen Bischöfen erbarmungslos den Prozess macht. Bei der Öffnung der Kerker kommt auch die mittlerweile umnachtete Inés frei. Der frühere Inquisitor wird mit seiner Rolle in ihrem Schicksal konfrontiert, doch die Zeitläufte bergen noch mehr Überraschungen. Milos Formans bildgewaltiges Historienepos zeichnet kein Porträt des Malers, sondern nimmt dessen zeitgeschichtliche Inspirationen zum Anlass für einen politisch hochaktuellen Film. Dem gebürtigen Tschechen Forman, der Nazis und kommunistische Schauprozesse erlebt hat, geht es in seinem starbesetzten Meisterwerk um die Darstellung von Geltungsdrang und Egoismus, der sich als religiöser Fanatismus verkleidet, aber auch um Folter, Terror und Krieg als Konsequenzen aus der irregeleiteten Suche nach Liebe und Wahrheit. Goya selbst spielt die Rolle eines Zaungastes mit Skizzenblock in dieser gewaltigen Parabel aus einer Epoche, deren Gräuel er immer wieder auf die Leinwand bannte. Neben Charakterdarsteller Stellan Skarsgård als Goya und Natalie Portman, die Inés' Leid qualvoll spürbar macht, trumpft erneut Oscar-Preisträger Javier Bardem als faszinierender Wendehals und Machtmensch auf.
(ARD)