In dem Film "Hotel du Nord" dreht sich alles um ein kleines, in einem Pariser Arbeiterviertel liegendes Hotel und seine Gäste. Am Abend einer großen Tischgesellschaft anlässlich einer Erstkommunion mieten sich zwei Gäste ein: Pierre und Renée. Der Arbeitslose und das Waisenkind sehen keinen anderen Ausweg aus ihrer prekären Lage als den Selbstmord. Pierre richtet den kleinen Revolver, gekauft von ihren letzten Ersparnissen, auf Renée, drückt ab - und verliert den Mut, sich selbst zu richten. Er flieht mit Hilfe von Herrn Edmond, einem Zuhälter, der ebenso im Hotel du Nord untergekommen ist. Am Tag darauf stellt sich Pierre der Polizei. Renée überlebt den Schuss und kehrt zurück ins Hotel. Dort wird sie liebevoll aufgenommen und sogar eingestellt, als Mädchen für alles. Herr Edmond verliebt sich in sie und auch Renée ist nicht abgeneigt, aber ihr geht Pierre nicht aus dem Kopf und sie besucht ihn im Gefängnis. Doch ihr Geliebter wendet sich geplagt von Schuldgefühlen von ihr ab. Renée und Herr Edmond, der auf der Flucht vor zwei Ganovenkollegen ist, wollen ein neues Leben beginnen und fahren gen Süden. Doch das neue Glück währt nur kurz.Der Film von Marcel Carné (1906-1996) überzeugt durch seine milieugetreue Schilderung und die präzisen Charakterzeichnungen: des Schleusenwärters, des Zuhälters, des Arbeiters am Mittagstisch und nicht zuletzt des jungen, verzweifelten Liebespaars.
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"Hotel du Nord" beruht auf dem gleichnamigen, autobiografisch inspirierten Roman von Eugène Dabit ("L'Hôtel du Nord", 1929), dessen Eltern eine Zeit lang Miteigentümer des Hotels am Kanal waren. Die Verfilmung von Marcel Carné gilt als eines der Hauptwerke des Poetischen Realismus, der Strömung des französischen Films der 1930er Jahre, zu der auch Werke von Jean Renoir, René Clair und Julien Duvivier zählen. Das Melodram über Arbeiterschicksale aus der Zeit der französischen Volksfront (Front populaire) wurde so berühmt, dass die Stadt Paris das Hotel nicht der Immobilienspekulation anheimgab, sondern restaurierte.
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Länge: ca. 93 min.
Original-Kinostart: 14.12.1938 (F)
Cast & Crew
- Regie: Marcel Carné
- Drehbuch: Henri Jeanson, Jean Aurenche
- Produktion: Onésime Grinkrug, Joseph Lucachevitch, Jean Lévy-Strauss, Societé d'Exploitation, de Distribution de Films, Impérial Film
- Musik: Maurice Jaubert
- Kamera: Armand Thirard
- Schnitt: Marthe Gottie
- Regieassistenz: Pierre Blondy, Claude Walter
- Ton: Marcel Courmes