Deutsche TV-Premiere: 03.05.2008 (arte)
Unweit von Shanghai in der Provinz Jiangsu gründete die Kommunistische Partei Chinas in den 60er Jahren zu Propagandazwecken ein Vorzeigedorf, das in vorbildlicher Weise die politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen der Regierung umsetzen sollte. Zu Beginn der 80er Jahre, als Deng Xiaoping die Regierungsgeschäfte in die Hand nahm und Wirtschaftsreformen einleitete, machte die Partei, derselben Logik folgend, dieses Dorf erneut zum Modellfall, diesmal für den "chinesischen Kapitalismus". Dazu wurden dorfeigene Fabriken gebaut und das Ergebnis ließ nicht lange auf sich warten: Dieser neue "liberale Kommunismus" führte zum Reichtum der 2.000 Dorfbewohner, die sich moderne geräumige Einfamilienhäuser und manchmal sogar ein Privatauto leisten können. "Wer die fünf Schätze, das heißt, ein Haus, ein Auto, einen Sohn und einen guten Ruf besitzt, der ist glücklich hier", erklärt der Bürgermeister des Dorfes. Das Dorf ist von einer Mauer umgeben und wird von uniformierten Polizisten bewacht. In den Straßen sind aus Lautsprechern ununterbrochen Lieder zum Ruhm der Partei zu hören. Jedes Jahr pilgern etwa eine Million kommunistische Kader vom Land und aus der Stadt zu diesem "Communist Land". Sie werden von der Partei dorthin geschickt: zu einem arbeitsamen Fortbildungstag in lockerem Rahmen. In dem Dorf steht nach wie vor kommunistische Indoktrination auf der Tagesordnung.
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