Originalpremiere: 1991
23.07.1992
Pierre, genannt Pierrot, ist gerade mal 16 Jahre alt, als er sich voller Optimismus nach Paris aufmacht, um dort das "wahre" Leben zu entdecken. Zwar hat er eine Ausbildung als Krankenpfleger absolviert, aber sein großer Traum ist es, Schauspieler zu werden. Kurzfristig findet Pierrot Unterschlupf und Arbeit bei der Krankenschwester Evelyne, die er im Sommer zuvor flüchtig kennengelernt hat. Bald jedoch verliert er seinen Job, das inzwischen sehr intim gewordene Verhältnis zu Evelyne zerbricht und der begonnene Schauspielkurs endet in einem Desaster. Pierrot muss feststellen, dass die Realität anders aussieht, als er es sich in seinem jugendlichen, naiven Überschwang ausgemalt hat. Nach und nach gerät er immer tiefer in die Abgründe des Pariser Milieus, wo er die Prostituierte Ingrid kennenlernt. Doch seine Hoffnung auf eine authentische Liebe wird ihm durch Ingrids Zuhälter buchstäblich aus dem Leib geprügelt. Pierrot verlässt Paris und sucht neuen Halt in der Armee. Er hofft, dort genug Stärke zu gewinnen, um nach Paris zurückkehren und noch einmal ganz von vorn anfangen zu können.
(arte)
Mit einer kraftvollen Mischung aus metaphorischer Bildsprache und kühler, nüchterner Distanz knüpft Téchiné an den "poetischen Realismus" der 30er Jahre an. André Téchiné, der selbst als junger Mann vom Land nach Paris kam, hat sich in "Ich küsse nicht", mit Ausnahme von Emmanuelle Béart, bewusst für die Besetzung unbekannter Schauspielerinnen und Schauspieler entschieden, und das mit Erfolg: Manuel Blanc, Hauptdarsteller des Films, wurde für seine Leistungen 1992 mit dem César als bester männlicher Nachwuchsdarsteller ausgezeichnet. Ebenfalls auf ARTE: Téchinés berührendes Filmdrama "Abschied von der Nacht" (2018).
(arte)