Der pensionierte Musikwissenschaftler Georges hat das Leben an der Seite seiner Frau Anne verbracht. Mit ihrem Schlaganfall, der die Klavierlehrerin an den Rollstuhl fesselt, ändert sich für den über 80-Jährigen einiges. So gut es geht, kümmert der gebrechliche Georges sich um seine Frau, der er das Pflegeheim ersparen will. Ein zweiter Schlaganfall stellt ihre jahrzehntelange Liebe vor eine Zerreißprobe. In diesem Drama gehen Emmanuelle Riva und Jean-Louis Trintignant als gemeinsam alt gewordenes Paar einen schwierigen Weg bis zum Ende. Mit beeindruckender formaler Strenge leuchtet Michael Hanekes Oscar-prämiertes Kammerspiel ein Tabuthema ohne jegliche Sentimentalität aus. Anne (Emmanuelle Riva) und ihr Mann Georges (Jean-Louis Trintignant), beide über 80, leben seit Jahrzehnten in einer Pariser Altbauwohnung, die wie sie selbst Patina angesetzt hat. Am Morgen nach einem Konzertbesuch, bei dem die frühere Klavierlehrerin ihrem berühmt gewordenen Schüler Alexandre (Alexandre Tharaud) lauschte, fällt Anne vorübergehend in eine merkwürdige Starre. Nach einem Schlaganfall und einer fehlgeschlagenen Operation ist sie halbseitig gelähmt und sitzt im Rollstuhl. Georges, selbst schon ziemlich gebrechlich, wäscht seiner Frau die Haare, bringt sie zur Toilette und führt auch die Krankengymnastik selbst durch. Ihre Tochter Eva (Isabelle Huppert) fordert mehr "professionelle Hilfe", doch George hat Anne fest versprochen, dass er ihr Krankenhaus und Pflegeheim erspart. Nach seiner Rückkehr von einer Beerdigung kauert sie vor einem geöffneten Fenster im Flur - wollte sie sich das Leben nehmen? Eines Morgens ist ihr Bett nass, die Inkontinenz ist Folge eines zweiten Schlaganfalls, der ihr die Sprache geraubt hat. Anne wird störrisch, will nicht mehr gefüttert werden und wiederholt stundenlang nur noch ein einziges Wort: "Hilfe". Das habe nichts zu bedeuten, meint die Krankenschwester (Carole Franck), doch Georges beginnt zu verstehen, dass der Hilferuf seiner Frau sehr wohl eine Bedeutung hat. Sie braucht ihn jetzt dringender als je zuvor. Nach seinem Erfolg mit "Das weiße Band" gelang Michael Haneke ein berührendes Meisterwerk über ein Tabuthema. Mit nie gesehener Souveränität greift das Oscar-prämierte Kammerspiel schwierige Themen wie Altern, Verlust an Selbstbestimmung und Sterbehilfe auf. Ohne Sentimentalität und Musikuntermalung beobachtet der Autorenfilmer Szenen des häuslichen Pflegealltags, vermeidet dabei entwürdigenden Voyeurismus. Die über 80 Jahre alten Hauptdarsteller Jean-Louis Trintignant und Emmanuelle Riva geben ihren Rollen eine erschütternde Authentizität. Die Schluss-Szene, in der George und Anne ihre Wohnung "gemeinsam" verlassen, beeindruckt als poetische Darstellung einer Liebe, die über den Tod hinaus Bestand hat. Online first 48 Stunden vorher und nach der Ausstrahlung sieben Tage in der ARD Mediathek...
(ARD)
"Liebe" ist ein berührender Film über den Umgang von Menschen mit Krankheit und Tod einer geliebten Person. Der Film zeigt den schwierigen Kampf des Ehemannes, der sich bemüht, im Sinne seiner Frau zu handeln. "Liebe" wurde mit dem Oscar und dem Golden Globe für den besten fremdsprachigen Film sowie der Goldenen Palme in Cannes ausgezeichnet.
(ARD)
Weiterer Titel: Amour - Liebe
Länge: ca. 127 min.
Deutscher Kinostart: 20.09.2012
Deutsche TV-Premiere: 11.09.2013 (Sky Cinema)
FSK 12
Cast & Crew
- Regie: Michael Haneke
- Drehbuch: Michael Haneke
- Produktion: Stefan Arndt, Veit Heiduschka, Michael Katz, Margaret Ménégoz, Uwe Schott, Michael André, Alice Girard, Daniel Goudineau, Hans-Wolfgang Jurgan, Wolfgang Lorenz, Heinrich Mis, Bettina Reitz, Bettina Ricklefs, Ulrike Lässer, Olivier Masclet, Ulli Neumann, Olivier Thaon, Stephan von Larcher, Hélène Fabre, Alex Grden, Gaetan Hamon, Hussein Khedoo
- Musik: Franz Schubert, Ludwig van Beethoven
- Kamera: Darius Khondji
- Schnitt: Nadine Muse, Monika Willi
- Szenenbild: Susanne Haneke, Sophie Reynaud
- Regieassistenz: Olivier Falkowski, Denis Manin, Alain Olivieri, Marine Franssen, Stephanie Guénot, Justine Selz
- Ton: Olivier Burgaud
- Spezialeffekte: Béatrice Bauwens