Deutsche TV-Premiere: 01.04.2003 (arte)
Yulie Gerstel berichtet: "Als ich Fahad Mihyi im August 1978 zum ersten Mal erblickte, war er mir sofort verdächtig. Ich war Teil einer israelischen El-Al-Crew, und wir waren gerade in London gelandet. Wenige Minuten später richtete Fahad Mihyi ein Maschinengewehr auf uns und eröffnete das Feuer. Er und sein Partner töteten eine Stewardess und verwundeten drei von uns, darunter auch mich. Die 'Volksfront für die Befreiung Palästinas' (PFLP) übernahm die Verantwortung für den Anschlag. Ein Jahr später trat ich in London als Zeugin auf im Prozess gegen Mihyi. Er wurde zu viermal lebenslänglich verurteilt. 22 Jahre später begann ich, mich nach 'meinem' Terroristen zu fragen. Ich wollte ins Reine kommen mit dem Mann, der versucht hatte, mich zu töten, wollte seine Motive verstehen. Wider Erwarten fand ich Fahad Mihyi in einem englischen Gefängnis, alleine und verlassen. Sowohl seine Familien als auch die 'PFLP' hatten sich von ihm distanziert. Nachdem wir mehrere Briefe ausgetauscht hatten, besuchte ich ihn im Gefängnis. Er drückte mir gegenüber sein tiefstes Bedauern aus, beteuerte, dass er sich gänzlich von politischer Gewalt abgewandt hätte. Ich beschloss, mich für seine Freilassung einzusetzen. Als ich begann, mich mit Fahad auseinander zu setzen, schien der Friedensprozess zwischen Israel und den Palästinensern auf einem guten Weg zu sein. Mit der El-Kudz-Intifada im Oktober 2000 verlor er sich aber wieder im Sande. Palästinensische Selbstmordanschläge und israelische Vergeltungsanschläge wurden wieder zu einer beängstigenden und schmerzlichen Realität. Angst und Hass griffen um sich, der alte israelische Konsens von 'David gegen Goliath' übernahm wieder die Kontrolle: Das kleine Israel muss für sein Überleben kämpfen gegen die große grausame arabische Welt. Plötzlich unterstützte die Öffentliche Meinung keine Akte der Versöhnung mehr: Mein Glaube an Versöhnung, der im September 2000 noch als große Chance begriffen wurde, verkam in knapp vier Wochen zu einer subversiven Handlung. 'Mein Terrorist' ist meine filmische Reise, mit der ich meine Umgebung überzeugen möchte, dass es Zeit ist, zu vergeben, und dass selbst in einer Zeit, in der die palästinensischen Angriffe andauern, Versöhnung besser ist als Rache. Dabei folgt der Film meinen Begegnungen mit den Opfern von Mihyis Anschlag, mit seinen Rechtsanwälten, die meinen Motiven misstrauen, mit meinen Landsleuten, mit den englischen Opfern und mit den Gefängnisbehörden. Sind meine Hoffnungen auf Versöhnung und eine friedvolle Zukunft für meine Kinder zu viel verlangt in diesem aktuellen Klima? (...)."...
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Cast & Crew
- Regie: Yulie Gerstel