Alkohol kann tödlich sein - das muss auch der Wanderarbeiter Zhao (Benshan Zhao) feststellen, als sein Kollege Liu (Qiwen Hong) bei einem kleinen Feierabendgelage volltrunken einschläft und nicht mehr aufwacht. Ob es nun der Schnaps war oder nicht - für Zhao steht fest, dass er ein altes Versprechen einlösen muss - nämlich, die Leiche seines Freundes in dessen Heimatort zu bringen. Keine leichte Aufgabe, denn Lius Dorf liegt am Drei-Schluchten-Damm, 1.700 Kilometer entfernt, und der öffentliche Personentransport in China gehört nicht unbedingt zu den verlässlichsten Fortbewegungsmitteln. Und natürlich soll niemand erfahren, dass Zhao mit einer Leiche durchs Land reist. Unglücklicherweise besteigt Zhao mit Lius Leichnam einen Reisebus, der von Banditen überfallen wird. Zwar erregt der aufopferungsvolle Freund das Mitleid des Bandenführers (Degang Guo) und rettet damit das Hab und Gut sämtlicher Mitreisenden, doch großer Dank bleibt aus, im Gegenteil: Als die anderen Passagiere von der Leiche erfahren, setzen sie Zhao samt totem Freund empört vor die Tür. Mit allen erdenklichen Fortbewegungsmitteln setzt der arme Kerl seine Reise fort - mal trägt er Liu auf dem Rücken, mal verstaut er ihn in einer Schubkarre, und als alle Stricke reißen, rollt er ihn sogar in einem großen Lkw-Reifen. Auf seinem turbulenten Weg durch den Südwesten Chinas lernt Zhao dabei eine Reihe ungewöhnlicher Menschen kennen, vom emotional labilen Lastwagenfahrer (Jun Hu) über den jungen Mann (Yu Xia), der mit dem Fahrrad bis nach Tibet fahren will, bis zu einem einsamen Reichen (Ma Wu), der zu seinen Lebzeiten seine eigene Beerdigung feiern lässt, und einer obdachlosen Frau (Dandan Song), die vom Verkauf ihres eigenen Blutes lebt. Hitchcocks "Immer Ärger mit Harry" als chinesisches Roadmovie mit stillem Slapstick: Yang Zhangs "Nicht ohne meine Leiche" mit seinen episodisch angelegten Begegnungen bietet eines der schönsten Beispiele des jungen chinesischen Kinos, das sich seit einigen Jahren ähnlich vielgestaltig und dynamisch entwickelt wie das gesamte Land. Die skurrile und herzerwärmende Komödie mit dem chinesischen Starkomiker Benshan Zhao in der Hauptrolle erzählt beiläufig von Armut, sozialer Kälte und notgedrungener Arbeits-Migration im Wirtschaftswunderland China - verfällt aber nicht in Bitterkeit oder Zynismus, sondern verliert wie seine Hauptfigur nie den Glauben an die Menschen. Ein sympathischer Optimismus, der dem Film bei der Berlinale 2007 den Preis der ökumenischen Jury eingebracht hat.
(ARD)
Länge: ca. 94 min.
Original-Kinostart: 25.01.2007 (HK)
Deutsche TV-Premiere: 09.12.2009 (Das Erste)
Cast & Crew
- Deutsche Sprecher: Frank Ciazynski (Zhao Zhao), Peter Groeger (Alter Mann auf der Beerdigung), Michael Iwannek (Räuberboss), Susanna Bonasewicz (Imkerin), Oliver Siebeck (Imker), Olaf Reichmann (Blutkäufer), Angela Ringer (Krankenpflegerin), Bernd Vollbrecht (Polizist), Kim Hasper (Reisender), Jörg Hengstler (Restaurantbesitzer), Andreas Müller (Traktorfahrer)
- Regie: Zhang Yang
- Drehbuch: Zhang Yang, Yao Wang Zhang Yang, Wang Yao
- Produktion: Peter Loehr, Stanley Tong, Er Yong, Zhang Yang
- Musik: Dou Peng, Peng Dou
- Kamera: Lai Yiu-fai Yu Lik-wai, Nelson Yu Lik-wai, Lai Yiu-fai
- Schnitt: Yang Hongyu