In "NoBody's Perfect" dokumentiert Regisseur Niko von Glasow seine Suche nach Menschen, die - wie er selbst - im Mutterleib durch das Medikament Contergan geschädigt wurden und bereit sind, sich für einen Akt-Bildband fotografieren zu lassen. Die Suche führt zu einer Reihe von Begegnungen mit außergewöhnlichen Menschen, die trotz ihres körperlichen Handicaps in Berufsfeldern wie Politik, Medien, Sport, Astrophysik oder Schauspiel arbeiten, und denen das Fotoprojekt einen ganz neuen Blick auf sich selbst ermöglicht. Ab 1957 war das Medikament Contergan in Deutschland erhältlich und wurde vielen Schwangeren als Beruhigungs- und Schlafmittel verschrieben. Dass der Wirkstoff Thalidomid bei Föten zu Störungen der Wachstumsentwicklung und zu Missbildungen bis hin zum Fehlen von Gliedmaßen und Organen führen kann, wurde erst 1961 erkannt. Noch heute leben in Deutschland nach Angaben des Bundesverbandes der Contergan-Geschädigten etwa 2.400 Menschen, die mit den Folgen dieser "Nebenwirkungen" leben müssen. Zu ihnen zählt auch der Regisseur, Produzent und Autor Niko von Glasow, der in seinem preisgekrönten Dokumentarfilm "NoBody's Perfect" seine Suche nach Menschen dokumentiert, die wie er selbst durch das Medikament geschädigt wurden, und die bereit sind, sich für einen Bildband fotografieren zu lassen. Und das nackt - damit die, die alltäglich verstohlene Blicke auf körperlich Behinderte werfen, einmal "ganz in Ruhe hinschauen" können. Dabei begegnet von Glasow faszinierenden Persönlichkeiten, die trotz ihres körperlichen Handicaps eine beeindruckende "Normalität" leben. Der Dokumentarfilm "NoBody's Perfect" ist auch ein Porträt dieser Menschen, die auf das ungewohnte Fotoprojekt zunächst mit Neugier, Enthusiasmus oder auch Schrecken reagieren. Eine öffentliche Ausstellung der Aktfotos vor dem Kölner Dom provoziert schließlich überraschende Reaktionen von Passanten. Das Projekt und sein Verhältnis zu seinem Körper erläuterte Niko von Glasow in einem Interview für die "Frankfurter Rundschau" 2008: "An diesem Tag im Foto-Studio habe ich meine größte Angst überwunden. Ein kahlköpfiger Contergan geschädigter Mann wird Aktmodell: Dieses Foto und mein Film dazu erzählen die Geschichte, von einem, der auszog, den Drachen zu töten. ... Ich fühle mich auch höchstens zehn Minuten am Tag behindert, u. a. dann, wenn Menschen mich anglotzen, Kinder mit ihren Fingern auf mich zeigen und laut über mich reden. ... Wenn Menschen mich anstarren, halten sie mir damit einen Spiegel vor. Daher habe ich immer versucht, die Blicke nicht auf mich zu ziehen und eben nicht in Badehose am Strand entlang zu spazieren. Mit meinem Film wollte ich den Spieß umdrehen. Ich weiche den Blicken nicht mehr aus, sondern sage: Seht her! Ich habe jetzt meine Angst und damit auch meine Behinderung besiegt." Der eindrucksvolle und bewegende Film wurde 2009 beim "Deutschen Filmpreis" als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet. In seinem aktuellen Film "Mein Weg nach Olympia" porträtiert Niko von Glasow Teilnehmer der Paralympics in London 2012. Start in den deutschen Kinos: Oktober 2013...
(BR Fernsehen)
Länge: ca. 85 min.
Deutscher Kinostart: 11.09.2008
Deutsche TV-Premiere: 10.08.2010 (Das Erste)
Cast & Crew
- Regie: Niko von Glasow
- Drehbuch: Niko von Glasow, Kiki von Glasow
- Produktion: Niko von Glasow, Ewa Borowski, Frank Henschke, Anne-Sophie Quancard
- Kamera: Ania Dabrowska, Andreas Kohler
- Schnitt: Mechthild Barth, Mathias Dombrink