Khaled (Ali Suliman) und Saïd (Kais Nashef), zwei junge Palästinenser die in Nablus im Westjordanland leben, sind seit ihrer Kindheit gute Freunde. Ihr Alltag ist geprägt von der Intifada und von Hoffnungslosigkeit. Khaled hat eben seinen Job in einer Autowerkstatt verloren. Saïd interessiert sich für die hübsche Suha (Lubna Azabal), die kürzlich aus dem Ausland in die Heimat zurückgekehrt ist. Nur mit ihr kann er über das, was ihn bewegt, sprechen: den Sinn des Terrorkriegs gegen Israel. Diese Diskussion kann er mit Khaled schon lange nicht mehr führen, denn sie sind beide aktive Mitglieder einer Terrororganisation. Eines Tages ist es so weit: Die Freunde werden in die Zentrale gerufen, weil sie zu einem Selbstmordkommando in Tel Aviv bestimmt wurden. Mit einem Video verabschieden sie sich von ihren Liebsten und bezeugen ihren Willen zum ewigen Kampf gegen die israelische Besatzungsmacht. Es bleibt ihnen eine Nacht im Kreis ihrer nichtsahnenden Familien, dann bringt man sie an die israelische Grenze. Als Saïd mit einem Sprengstoffgürtel unter dem Hemd zusammen mit Khaled auf einen Mittelsmann wartet, gesteht er seinem Freund seine Zweifel an der Mission. Als Entgegnung zitiert Khaled aus dem Koran. Dann geht alles sehr schnell: Bei der Flucht vor einer Grenzpatrouille verlieren sich die beiden aus den Augen. Die Operation scheint gescheitert. Auf sich allein gestellt muss jeder für sich entscheiden, ob er für seine Überzeugungen sterben und andere mit in den Tod reissen will. "'Paradise Now' ist eine kleine Geschichte über einen grossen Konflikt - moralisch, aber nicht moralisierend; berührend, aber nicht sentimental. Ein Film, der zum Nachdenken zwingt, ohne belehrend zu sein. Ein Plädoyer dafür, dass jeder Einzelne einen Unterschied machen kann." So lautete die Begründung der Jury für die Auszeichnung des Films mit dem Amnesty International Friedenspreis an der Berlinale 2005. Der in Nazareth geborene Palästinenser Hany Abu-Assad wirft mit der Geschichte um die beiden jungen Selbstmordattentäter einen zutiefst menschlichen Blick auf einen Krisenherd, der regelmässig weltweit in den Nachrichten ist, täglich Gewalt hervorbringt und nach wie vor so unlösbar erscheint wie zur Zeit der Ausrufung des Staates Israel im Jahr 1948. Differenziert und gänzlich unideologisch wird der innere Konflikt der Protagonisten gezeigt: Der Alltag von Khaled und Saïd ist von dieser Gewalt geprägt und hat sie zu Extremisten gemacht - und doch haben sie dieselben Bedürfnisse und Sehnsüchte wie alle jungen Menschen. In den Hauptrollen überzeugen Ali Suliman ("The Kingdom", "The Syrian Bride") und Kais Nashef ("The Nativity Story"). In einer Nebenrolle ist die renommierte palästinensische Schauspielerin Hiam Abbass ("The Syrian Bride", "Munich") zu sehen.
(SRF)
Länge: ca. 90 min.
Deutscher Kinostart: 29.09.2005
Internationaler Kinostart: 14.02.2005
Original-Kinostart: 07.09.2005 (F)
FSK 12
Cast & Crew
- Regie: Hany Abu-Assad
- Drehbuch: Hany Abu-Assad, Bero Beyer
- Produktion: Baher Agbariya, Augustus Film, Lama Productions, Lumen Films, ARTE France, Filmstiftung Nordrhein-Westfalen, Hazazah Pictures, Lama Films, Medienboard Berlin-Brandenburg, Nederlands Fonds voor de Film, Bero Beyer, Amir Harel, Gerhard Meixner, Hengameh Panahi, Roman Paul, Muhammed Buqai
- Produktionsfirma: Razor Film Produktion GmbH, Eurimages
- Musik: Jina Sumedi
- Kamera: Antoine Héberlé, Bashir Abu Rabi'a
- Schnitt: Sander Vos
- Maske: Friderike Weber
- Kostüme: Walid Mawed
- Regieassistenz: Sabina Franke, Enas I. Muthaffar
- Ton: Adrian Baumeister, Noemi Hampel, Uwe Haußig, Matthias Lempert, Carsten Richter
- PF_PR_DESIGN: Olivier Meidinger
- PF_SET_DEC: Olivier Meidinger, Samir Hawa