Die Uraufführung einer der bemerkenswertesten Theaterunternehmungen des Jahres 1999 fand während der Festspiele in Salzburg statt und eröffnete die 100. Spielzeit im Deutschen Schauspielhaus in Hamburg: Luk Percevals Vision von Shakespeares Königsdramen. In der Leseart der belgischen Autoren und Bearbeiter Tom Lanoye und Luk Perceval wird der auch unter dem Begriff "Rosenkriege" bekannte Dramenzyklus als eine grandiose Reflexion der Geschichte von Sex und Macht erzählt. Behandelt werden die englische Geschichte und ihre Geschichten, von der Anklage Richards II. im Jahre 1398 bis zur Krönung Heinrichs VII. 1485. Bereits Shakespeares Darstellung war ganz zeitgemäß: blutig, grotesk, grundsätzlich und anekdotisch, realistisch und visionär zugleich. Die Stückfassung von "Schlachten!" verschlankt das Material Shakespeares auf neun Stunden reine Spieldauer. Das große Spiel vom Aufstieg zur Macht entwickelt sich auch als die Geschichte des Theaters: Es verlässt die mittelalterliche Statuarik, saugt Elemente des Volkstheaters in sich auf, streift das bürgerliche Drama mit seinem Psychologismus wie den Slapstick und langt schließlich bei Tarantinos Mafiawelt und Becketts Endspielen an. Als Metapher für den Prozess der Verwahrlosung von politischer Kultur im Machtkampf der Geschlechter stellt die Inszenierung den allmählichen Verfall der Sprache dar. So wird das elisabethanische Theater Shakespeares zu einem hochbrisanten Stoff, der beinahe täglich an Aktualität gewinnt.
(ZDFtheaterkanal)
Länge: ca. 155 min.
Cast & Crew
- Regie: Luk Perceval
- Musik: Fred van Hove