Willi ist 18 und lebt auf der Straße. Ein Kind der Schattenseite unserer Wohlstandsgesellschaft. Ohne Orientierung lässt er sich durch die Stadt treiben, immer auf dem Sprung. Er begegnet Menschen wie dem Journalisten Frank, der ihm helfen möchte, oder dem schmierigen Kleinganoven Theo, der ihn auf den Strich schicken will. Als Willi Monika trifft, der es noch schlechter geht als ihm, will er ihr helfen, denn sie will nichts von ihm und er kann ihr was geben ... Hinter der Kamera arbeitete der damals noch unbekannte Jost Vacano, der später für die spektakulären Kamerafahrten in Wolfgang Petersens "Das Boot" (1981/1997) verantwortlich sein sollte und dann mit Paul Verhoeven in Hollywood Karriere machte ("RoboCop" 1987, "Total Recall" 1990). "Jost Vacanos bewegliche Kamera eilt in von Klick präzise choreografierten Szenen hinter Charly her, durch die Hinterhöfe eines schmutzigen Hamburgs, durch Kaschemmen und Brachland mit brennenden Autos, bis hin zu dem Überfall auf einen Supermarkt, der sein Triumph wird und sein Ende. Der Film kommentiert nichts, denunziert seinen Helden nicht und heroisiert ihn nicht." (Ekkehard Knörer, taz) Den Titelsong lieferte Marius MüllerWesternhagens erste Single mit dem Stück "Celebration". Auch synchronisierte er den Hauptdarsteller Charly Wierzejewski. Roland Klinks Film ist reine Kritik am Konsum und spielt in einer Welt, in der man alles kaufen muss. Alles ist zur Ware geworden, zum Angebot. Und alles ist möglich nach dem Gesetz von Angebot und Nachfrage, das Recht des Stärkeren wird großgeschrieben. Und der Stärkere ist immer der materiell besser Ausgestattete. Der Supermarkt ist der Umschlagplatz, auf dem sich der Schwächere und der Stärkere messen. Roland Klick macht diese Polarität in seinem Werk "Supermarkt" auf ebenso einleuchtende wie beklemmende Weise deutlich. Willi erkennt zu spät die Spielregeln einer Gesellschaft, für die er unwissend nur die Funktion eines Opfers haben kann. Er gehört jener Generation an, die, in die Situation des totalen Überangebotes hineingeboren, keine Orientierungsmaßstäbe findet, weil sie ihr keiner setzt. Das Leben wird ihr zur Odyssee, an deren Ende nur Verzweiflung oder noch Schlimmeres stehen kann. Willi wird in Klicks Film zum Verbrecher - das Prinzip des Supermarktes, des Umschlagplatzes, hat erfolgreich funktioniert. Roland Klick wurde für seinen dritten Film, nach "Bübchen" (1968) und "Deadlock" (1970), 1974 mit dem Filmband in Gold für die Beste Regie ausgezeichnet.
(rbb)
Länge: ca. 84 min.
Offizieller Kinostart Produktionsland: 31.01.1974 (D)
FSK 16
Cast & Crew
- Regie: Roland Klick
- Drehbuch: Roland Klick, Georg Althammer, Jane Seitz
- Produktion: Roland Klick Production, Klick Film, Independent Film
- Produktionsauftrag: NDR
- Musik: Peter Hesslein
- Kamera: Jost Vacano
- Schnitt: Jane Seitz
- Maske: Erich L. Schmekel
- Regieassistenz: Kurt Noack