Behutsam legt Alex Kaputu das Tonband in das Abspielgerät. Die leise, gebrochene Stimme von Tjerimo Veseevete berichtet von seiner Flucht vor den kaiserlichen Schutztruppen in die Wüste: 'Wenn wir an einen Sandbrunnen kamen, der kein Wasser mehr hatte, und es lag ein Toter dort, dann schnitten sie ihrem Freunde den Magen auf, um das Wasser zu trinken. Sie konnten nicht anders.' Tjerimo Veseevete und andere Überlebende haben dem Journalisten und Historiker Alex Kaputu von der großen Flucht erzählt. Die Bänder sind die einzigen heute noch existierenden Tondokumente einer Zeit, in der ein ganzes Volk von den Deutschen nahezu ausgerottet wurde. Deutsch-Südwestafrika im Sommer des Jahres 1904: Generalleutnant Lothar von Trotha, vom Kaiser in die Kolonie geschickt, um dort den seit mehr als einem halben Jahr tobenden Aufstand des Volkes der Herero niederzuschlagen, geht mit unnachgiebiger Härte gegen die Aufständischen vor. Nach der entscheidenden Schlacht am Waterberg fliehen die Herero schließlich in die Omahekewüste und somit in ihr Verderben. Am 2. Oktober erlässt von Trotha einen Befehl, der später als 'Vernichtungsbefehl' in die Geschichte eingehen wird. 'Innerhalb der deutschen Grenzen wird jeder Herero, mit oder ohne Gewehr, mit oder ohne Vieh, erschossen, ich nehme keine Weiber und Kinder mehr auf, treibe sie zu ihrem Volk zurück oder lasse sie erschießen.' Namibia im Sommer 2004: 100 Jahre nach dem Herero-Aufstand ist der einstmals fast vergessene Krieg wieder allgegenwärtig. Herero und Deutsche diskutieren über Schuld und Entschuldigung und sie debattieren darüber, wie ein gemeinsames Leben mit dem Erbe des Krieges aussehen kann. Muss Deutschland Reparationen an die Herero zahlen? Müssen deutsche Farmer, die bereits in der dritten Generation in Namibia leben, ihr Farmland an die ursprünglichen Besitzer, die Herero, zurückgeben? Wer ist heute für die Gräueltaten von damals verantwortlich zu machen und wie kann ein verantwortungsbewusster Umgang mit dieser Vergangenheit aussehen? Versuche, die gemeinsame Geschichte gemeinsam aufzuarbeiten, findet man überall. Deutsche und Herero bereiteten die Gedenkfeiern anlässlich des 100. Jahrestages vor, ein deutscher Farmer stellt den Herero einen Teil seines Landes zur Verfügung, damit sie dort ihrer Ahnen gedenken können. Auch Alex Kaputu möchte zu dieser Diskussion beitragen. Er arbeitet an dem ersten Buch, in dem ein Herero die tragische Geschichte aus der Sicht seines Volkes erzählt. Der...
(tagesschau24)
Länge: ca. 45 min.
Deutsche TV-Premiere: 29.10.2005 (3sat)
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Cast & Crew
- Regie: Peter Dreckmann
- Musik: Tom Chapman





