Im nordfranzösischen Auvers-sur-Oise, Sommer 1890. Hier verbringt Vincent van Gogh seine letzten zwei Lebensmonate. Er folgt dem dringlichen Rat seines Bruders Theo, sich bei Dr. Gachet behandeln zu lassen. Dieser soll ihn von seinen Kopfschmerzen und Depressionen befreien, an denen er seit seinem Nervenzusammenbruch in Arles leidet. Maurice Pialats biografischer Film verzichtet darauf, ein Künstlerporträt um den Mythos eines melancholischen alten Mannes zu komponieren. Stattdessen erlebt der Zuschauer einen unausgeglichen Eigenbrötler. Eine Art Gegenpol zu den Dorfbewohnern, seinem Arzt und Berater Dr. Gachet, dessen Tochter Marguerite und den flüchtigen Liebeserrungenschaften. Launisch, introspektiv, nachdenklich und des Lebens müde, versprüht er dennoch seinen verletzlichen Charme. Im Mittelpunkt des Films steht die Beziehung zu Marguerite, gespielt von Alexandra London. Van Gogh hofft nach den vielen Liebesenttäuschungen, die ihn in eine geistig-seelische Apathie führten, bei Dr. Gachets 19-jähriger Tochter ein reines Glück zu finden. Diese Klavier spielende, eigenwillige junge Frau ergibt sich ihm in bedingungsloser Liebe. Der Film erzählt entlang der Kontrastlinien eines depressiven und euphorisch geselligen Malers auf der einen Seite die äußere Welt eines idyllischen Impressionismus und auf der anderen Seite die Abgründe von Verdrängung, Existenzsorge, fehlender Anerkennung und enttäuschter Liebe. Ende Juli sucht Vincent van Gogh, der eindrücklich von Jacques Dutronc gespielt wird, den Freitod, um schwerverletzt auf dem Sterbebett seine Erlösung zu finden.
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Ähnlich wie Robert Altman, dessen Film "Vincent & Theo" (1989) entgegen Vincente Minellis berühmter Vorlage "Vincent van Gogh - Ein Leben in Leidenschaft" (1956) den Mythos um Van Gogh mit Sandpapier schleift, stemmt sich auch Maurice Pialat mit seinem Film gewaltig gegen die Schablone der konventionellen Malerbiografie. "Darüber täuschen auch die subtile Schönheit seines Bildimpressionismus sowie die Genauigkeit in der Erfassung von Milieu, Atmosphäre und zeitbedingtem Lebensgefühl nicht hinweg" (Filmdienst). Jacques Dutronc wurde 1992 mit dem César für den besten Hauptdarsteller ausgezeichnet.
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Länge: ca. 158 min.
Deutscher Kinostart: 28.05.1992
Original-Kinostart: 30.10.1991 (F)
FSK 12
Cast & Crew
- Regie: Maurice Pialat
- Drehbuch: Maurice Pialat
- Produktion: Sylvie Danton, Daniel Toscan du Plantier, Patrick Lancelot, Cristobal Matheron, Erato Films, Les Films du Livradois, Films A2, Investimage 2, Investimage 3, Cofimage 2, Sofiarp, Club des Investissments
- Produktionsauftrag: Daniel Toscan du Plantier
- Produktionsfirma: Le Studio Canal+, CNC Centre National de la Cinématographie
- Musik: André Bernot, J.M. Bourget, Jacques Dutronc, P. Revedy
- Kamera: Gilles Henry, Jacques Loiseleux, Emmanuel Machuel
- Schnitt: Nathalie Hubert, Hélène Viard, Yann Dedet
- Regieassistenz: Fabrice Grange, Alain Olivieri, Marie-Jeanne Pascal, Christophe Vassort
- Ton: Jean-Pierre Duret, François Groult