Aliza Sommer-Herz, 1903 geboren, war in den 1930ern eine gefeierte Pianistin. Sie erlebte beide Weltkriege, Inflation, Holocaust, Befreiung, Kommunismus, Emigration und den Aufbau Israels. Die Musik half ihr, das KZ Theresienstadt zu überleben und den Verlust fast ihrer gesamten Familie zu ertragen. Der Dokumentarfilm ,,Von der Hölle ins Paradies" (Deutschland 2005) ist das eindrucksvolle Porträt einer Jahrhundertzeugin und Kosmopolitin. Aliza Sommer-Herz wächst als deutschsprachige Jüdin in Prag auf. Franz Kafka ist ein Freund der Familie. Mit sechs Jahren beginnt sie Klavier zu spielen. Später studiert sie bei Größen des damaligen Musiklebens und macht als Pianistin Karriere. Diese glückliche Zeit endet 1939 nach dem Einmarsch der Nazis in die Tschechoslowakei. Trotz guter Kontakte zu den Besatzern, die Aliza Sommer-Herz als Pianistin hofieren, kann sie die Deportation ihrer Mutter nicht verhindern. Um ihre Depressionen zu überwinden, übt sie die Etüden von Chopin. Im Rückblick sagt sie, haben ihr die ,,24 Etüden" das Leben gerettet. 1943 wird sie mit ihrem Mann und ihrem Sohn im KZ Theresienstadt interniert. Als ,,Pianistin von Theresienstadt" gelingt es ihr gemeinsam mit ihrem Sohn, der drohenden Deportation in das Vernichtungslager Auschwitz zu entgehen. Ihr Mann und fast alle Angehörigen ihrer Familie werden von den Nationalsozialisten ermordet. Nach dem Krieg arbeitet Aliza Sommer-Herz als Musikpädagogin und lebt zunächst in der Tschechoslowakei. Später folgt sie ihrem Sohn nach Israel und Ende der 1980er Jahre nach London, wo sie noch heute wohnt. Die Musik ist Aliza Sommer-Herz eine unerschöpfliche Quelle der Lebenskraft geblieben. Beeindruckend konkret und lebendig beschreibt Aliza Sommer-Herz in Interviews, die Michael Teutsch mit ihr in London geführt hat, die Lebensumstände in der Zeit des Nationalsozialismus und der frühen Nachkriegsjahre im Kommunismus.
(3sat)
Weiterer Titel: Chopin hat mich gerettet
Länge: ca. 75 min.
Deutsche TV-Premiere: 04.03.2006 (ZDFdokukanal)