Im Auftrag der schwedischen Regierung und des War Refugee Board reist der junge Diplomat Raoul Wallenberg im Juli 1944 nach Ungarn. Das Ziel seiner Mission lautet: "so viele Menschenleben zu retten wie möglich." Als er in Budapest eintrifft, sind bereits über 400.000 Juden aus den ungarischen Provinzen in die Vernichtungslager deportiert. Dasselbe Schicksal erwartet die 200.000 Juden in Budapest. In nur sechs Monaten gelingt es Raoul Wallenberg und seinen Helfern, Zehntausende von ihnen - auch unter Einsatz des eigenen Lebens - vor der Vernichtung durch die SS und ihre ungarischen Schergen zu bewahren. Der Dokumentarfilm erzählt auch von der Jugendzeit Raouls und dem problematischen Verhältnis des Wallenberg-Clans zu ihm. Die Wallenbergs leiten eines der bedeutendsten Wirtschaftsimperien Schwedens. Einzelne Familienmitglieder unterhalten Beziehungen zu allen kriegführenden Parteien - zu den Westalliierten, nach Moskau, zur deutschen Naziführung genauso wie zum Widerstand um Carl Goerdeler - und liefern mit ihren Firmen kriegswichtige Güter nicht nur an die Alliierten, sondern auch an Nazideutschland. Liegen in diesen Konstellationen die Gründe für seine Entführung in die Sowjetunion am 17. Januar 1945 und sein Verschwinden in Stalins Kerkern vor rund 60 Jahren? Im Jahr 2001 rollt eine schwedisch-russische Untersuchungs-Kommission den Fall Raoul Wallenberg neu auf. Die Erkenntnisse und Einblicke dieser Forschungen liefern eine neue Basis, um sich in den Archiven und Gefängnissen der ehemaligen UdSSR erneut auf Spurensuche zu begeben. Erstmals werden hohe Offizielle des Geheimdienstes, die in die Untersuchungen um Raoul Wallenbergs Verschwinden involviert waren, befragt. Auch Raoul Wallenbergs damalige Geliebte kommt zu Wort. Die lange unter Verschluss gehaltenen Dokumente des KGB lassen eine plausible filmische Argumentationslinie bis zu seiner wahrscheinlichen Ermordung 1947 entstehen, ohne die wichtigsten Theorien eines Weiterlebens Raoul Wallenbergs in Gefängnissen oder psychiatrischen Anstalten weit über 1947 hinaus außer Acht zu lassen. Als Stalins persönlicher Gefangener wurde Raoul Wallenberg zu einem der ersten Opfer des beginnenden Kalten Krieges.
(SWR)
Länge: ca. 90 min.
Deutsche TV-Premiere: 14.03.2005 (arte)
gezeigt bei: Résistance (F, 2005)