Die Heldinnen in den Romanen von Kathy Acker sind laute und fordernde Abenteuerinnen. Sie ähneln der Autorin insofern, als dass sie voll von sexuellem Begehren sind und darum kämpfen, ihre Lust zu leben. Indem Acker die weibliche Lust unverblümt und detailreich thematisierte, eroberte sie Ende der 70er Jahre ein literarisches Gebiet, das bis dahin fast ausnahmslos Männern vorbehalten war. Harter Sex, dazu Gewalt und Tabubruch, die Standardzutaten der Avantgarde, beherrschten von Anfang an die literarischen Collagen der Undergroundautorin und Performerin. Da Ackers bizarre, obszöne Romane als pornografisch eingestuft wurden, wollte sie anfangs niemand verlegen. Acker, die ihr Geld in dieser Zeit als Stripperin in Sexshows verdiente, ließ sich nicht entmutigen und begann Kopien ihrer Texte in Buchläden und Sexshops auszulegen sowie per Post zu verschicken. Auf ihrer Verteilerliste standen neben ihrem verehrten Kollegen und Freund William Burroughs Laurie Anderson, Philip Glass, Patti Smith, Andy Warhol und viele andere. Die New Yorker Kunst- und Undergroundszene feierte und umwarb sie alsbald als "Queen of Punk". Acker hatte das Umfeld gefunden, in dem sie ihre Vorstellung einer freien, wilden, rebellischen Existenz in Kunst und Leben gleichermaßen radikal verwirklichen konnte. Barney Rossett, Begründer von Grove-Press und Verleger von Autoren wie Henry Miller, Samuel Beckett und William Burroughs, erkannte das Potenzial von Kathy Acker und machte sie über Nacht berühmt. Um der Veröffentlichung ihres unbequemen Werkes zu möglichst großer Aufmerksamkeit zu verhelfen, schuf sie sich ein medienwirksames Image, das mit den Inhalten ihrer Bücher in Einklang stand. Acker war eine grandiose Performerin und ihre Lesungen glichen Rockkonzerten: laut, aggressiv, exaltiert und sexy. Das Publikum reagierte entweder begeistert oder schockiert. Kathy Ackers Auftritte sorgten oft für Skandale und immer für Aufsehen. Filmemacherin Barbara Casper zeichnet in ihrem Porträt das bewegte Leben der Ausnahmeschriftstellerin Kathy Acker, die 1997 im Alter von nur 49 Jahren starb und als Mutter der "Riot Girrrls" gilt. Der Film wirft einen Blick auf und hinter das Image der sexuellen Rebellin, als die sich Kathy Acker selbst verstanden hat, und begibt sich mit ihr auf die Suche nach einer Sprache für die weibliche Lust.
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Weiterer Titel: Wer hat Angst vor Kathy Acker
Länge: ca. 80 min.
Deutsche TV-Premiere: 18.06.2009 (arte)
Cast & Crew
- Regie: Barbara Casper
- Drehbuch: Barbara Casper
- Produktion: Cameo Film-, Fischer Film
- Kamera: Marco Zimprich
- Schnitt: Karina Ressler, Claudia Nussbaumer