Originalpremiere: 2009
Deutsche TV-Premiere: 26.04.2009 (3sat)
"Westside Kanaken" nennen sich eine Handvoll Rapper aus Köln, die ihren türkischen Migrationshintergrund mit Kalkül als Marke einsetzen. Im Gegensatz zu Bushido und den anderen coolen Jungs aus Berlin legt die Kölner Westside-Szene um den Videoproduzenten Malic offen Wert darauf, echte "Gangsta-Rapper" zu vermarkten. Und so können einige Kiez-Stars wie die La Honda Boys aus Ossendorf auf beträchtliche Vorstrafenregister verweisen, was für sie "Street-Credibility" bedeutet und somit zum guten Ton gehört. Ob die schiefe Bahn der Zuhälter, Waffenhändler und Dealer mit Hilfe der Musik wieder zurecht gerappt werden kann, bleibt offen. Ein Jahr lang begleitete der renommierte Dokumentarist Peter Schran den Alltag bodygestylter Männer Ende 20, die ihren bisherigen Lebensunterhalt größtenteils als "Verticker" (Dealer) oder im "Security-Bereich" verdienten, wobei das Geschäft mit der Sicherheit im bürgerlichen Sprachgebrauch durchaus auch Zuhälterei bedeuten kann. Sie haben das Geld, ihre Musikvideos selbst zu bezahlen, in denen sie sich als gesellschaftliche Außenseiter und Straßenschläger inszenieren, und sie träumen von einer Karriere als Popstars. Mit ihren frauenfeindlichen und gewaltverherrlichenden Texten haben sie im Internet bereits Kultstatus erreicht und präsentieren sich als Sprachrohr einer wachsenden bildungsfernen männlichen Unterschicht, die Schran zufolge von Medien und Eliten in Deutschland bislang unterschätzt wird. Ohne Vorurteile, aber auch ohne Sentimentalität führt der Filmemacher in eine archaische Macho-Welt ein, die zwar von einem starken Ehrenkodex geprägt ist, sich aber jenseits der etablierten gesellschaftlichen Ordnung konstituiert. Dabei gelingt es Schran, hinter den muskelbepackten Antihelden und ihren coolen Posen die Fragilität einer ins Abseits geratenen maskulinen Parallelgesellschaft aufscheinen zu lassen.
(ZDF)
Cast & Crew
- Regie: Peter Schran
- Drehbuch: Peter Schran
- Produktion: Peter Schran
- Kamera: Emil Thomas Kaiser, Frank Kranstedt
- Schnitt: Christoph Hermann