Im Frühjahr 1933, nach dem Erlass des sogenannten „Schutzhaftgesetzes“, der „Verordnung zum Schutz von Volk und Staat“, inhaftierten die Nationalsozialisten über 200.000 politische Gegner in sogenannten „wilden Lagern“. Diese Lager dienten nicht nur der Internierung, sondern auch der Zwangsarbeit, Folter und dem Mord und gelten als Vorläufer des späteren Konzentrationslagersystems. Der Begriff „wild“ deutet jedoch keineswegs auf Chaos oder Gesetzlosigkeit hin. Die Lager waren klar organisiert, und die Häftlinge setzten sich vor allem aus Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschaftern sowie vereinzelt Zeugen Jehovas und Juden zusammen. Der Film zeigt Orte, die während der frühen nationalsozialistischen Herrschaft zentrale Schauplätze der Unterdrückung und Gewalt waren. Die SA betrieb diese Lager unter Mitwirkung von Polizei, Kommunalverwaltungen und anderen Institutionen. Oft befanden sie sich in öffentlichen Gebäuden wie Sporthallen, Schlössern oder Gaststätten. Die Verbreche fanden häufig unter den Augen der lokalen Bevölkerung statt: So richtete die SA im Volkshaus des sächsischen Reichenbach, das direkt am zentral gelegenen Marktplatz lag, einen Vernehmungsraum ein. Dort wurden Inhaftierte brutalen Verhörmethoden ausgesetzt, von denen einige nicht überlebten. Anwohnende beschwerten sich über die nächtlichen Schreie, die bis auf den Marktplatz zu hören waren. Als Reaktion spendete die ortsansässige NS-Frauenschaft ein „dickes Federkissen, etwa 50 Zentimeter im Quadrat“, mit dem die Schreie der Opfer unterdrückt werden sollten, indem ihre Gesichter hineingedrückt wurden. Im Fokus der Aufnahmen steht der Freistaat Sachsen, wo die Arbeiterbewegung gut organisiert war und die NSDAP großen Zulauf hatte. Über verschiedene Zeitebenen hinweg, wird die Geschichte dieser Orte, beginnend im Jahr 1933 bis hinein in das Jahr 2011 nachvollziehbar. Zeitgenössische Bilder der Orte werden von gesprochenen Texten begleitet, die Archivmaterialien, behördliche Korrespondenzen, Berichte von Zeitzeugen und literarische Publikationen zitieren. Diese Zeitebenen verdeutlichen die Überformungen durch nachfolgende Generationen, die diese Orte immer wieder neu interpretierten und umnutzten. Die Verbrechen, an die heute teilweise durch Gedenktafeln erinnert wird, sind einem Wandel der Erinnerungskultur unterworfen. Während sowjetische Monumente in der DDR eine Erinnerungskultur etablierten, die sich ausschließlich auf „aktive Opfer des Faschismus“ konzentrierte und andere Perspektiven ausblendete, wurden diese nach der Wiedervereinigung stark verändert oder entfernt. Abschließend thematisiert der Film die gegenwärtige politische Auseinandersetzung mit rechtsextremen Bewegungen im Vogtland und anderen Regionen Sachsens. Dazu gehört auch die rechtsextreme Terrorzelle des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU), deren Netzwerk 2011 in Zwickau aufflog.
(Dieser Text basiert auf dem Artikel Zustand und Gelände aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported (Kurzfassung). In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.)
Aufgrund des zweiten Lockdowns in der Coronapandemie wurde der Kinostart vom 26.11.2020 auf "demnächst" verschoben. Später wurde dies mit dem 17.06.2021 konkretisiert.
(JN)
Länge: ca. 120 min.
Deutscher Kinostart: 17.06.2021
FSK 12
Cast & Crew
- Regie: Ute Adamczewski
- Drehbuch: Ute Adamczewski
- Produktion: Ute Adamczewski
- Musik: Ludwig Berger
- Kamera: Stefan Neuberger
- Schnitt: Ute Adamczewski