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TV-Kritik/Review: "Das Begräbnis": ARD-Impro-Comedy mit Hübner und Striesow bleibt zäh
(24.01.2022)
Wolf-Dieter Meurer ist tot. Er war der Patriarch einer mecklenburgischen Familie und Inhaber von Meurer Sanitär. Zu seiner Beerdigung versammelt sich die gesamte Großfamilie, Freunde und Nachbarn auf dem Dorffriedhof, darunter auch einige verlorene Schäfchen, die dem eintönigen Landleben schon vor Jahrzehnten entflohen sind. Alles andere als eintönig entwickeln sich hingegen die Trauerfeierlichkeiten, geraten die Verwandten und Angeheirateten doch übers Erbe aneinander.
Dabei zeigt jede der sechs Folgen der ARD-Serie
Doch dann kommt alles ganz anders: Gaby, die zweite, wesentlich jüngere Ehefrau des Verblichenen (Catrin Striebeck), eröffnet ihren Stiefkindern den letzten Willen, wonach sie die Alleinerbin ist. Enttäuschung, Wut und Ärger entladen sich daraufhin bei den Enterbten, je nach Temparement in unterschiedlicher Form. Mario ist ein norddeutscher Stoiker, der selbst wenn er mal laut wird, noch wie ein ruhiger Kuschelbär wirkt und alles schluckt, was man ihm zumutet. Von anderem Schlag ist sein jüngerer Bruder, der zudem einen Schuldeneintreiber am Hals hat und das Geld dringend braucht. So schlägt er kurzerhand seine Stiefmutter nieder, um sie dazu zu bringen, das Erbe zu teilen.
Auch Anna (Anja Kling), die für Wolf-Dieter eine Art Ziehtochter war, und deren unsteter Gatte Carsten (Martin Brambach) hatten auf Geld aus dem Erbe spekuliert, um endlich mal auf die Beine zu kommen. Der dem Alkohol etwas zu stark zugeneigte Carsten wird im Laufe der Feier in ein Wechselbad der Gefühle gestürzt und verliert zunehmend völlig die Contenance, bis er Gaby mit einem geladenen Gewehr bedroht. Und dann ist da auch noch Annas und Carstens Teenagertochter Jacky (Luise von Finkh), die den Meurers näher steht, als fast alle ahnen.
Wie viele familiäre Beziehungen sind wohl schon an Streitigkeiten über ein Erbe zerbrochen? Aus dem an sich traurigen Thema hat Jan Georg Schütte eine Impro-Comedy gemacht, für die die ARD die Creme de la Creme deutscher FernsehschaupielerInnen versammeln konnte. So sind in Nebenrollen auch noch Thomas Thieme (
Aber leider sind wir hier ja in einer Produktion fürs Erste und nicht bei Netflix. So wirkt das Ergebnis doch reichlich bieder. Das mag mit am Setting liegen, einem wie ausgestorben wirkenden Dorf mit altmodischer Schänke und dem eher wie eine Abstellkammer eingerichteten Gas-Wasser-Scheiße
-Betrieb, setzt sich aber bei den Figuren fort. Vor allem Charly Hübners Mario ist in seiner Mischung aus mecklenburgischem Phlegmatismus und stumpfsinniger Larmoyanz nur schwer zu ertragen. Wieso sollte man auch für seine Interessen kämpfen, wenn man den Frust doch auch mit ein paar Flaschenbieren betäuben kann? Etwas rasanter wird es in den Folgeepisoden: Devid Striesow ist wie immer gut als Aufschneider, dem in Wahrheit das Wasser bis zum Hals steht. Und in Folge 3 darf Martin Brambach als zwischen euphorischen Zukunftsplänen und bitterer Enttäuschung schwankender Loser voll aufdrehen. Als schräge Nebenfiguren kommen noch ein schwäbelnder Geldeintreiber und ein windiger "Finanzexperte" hinzu.
Das alles ist nur einerseits zu dick aufgetragen, um noch halbwegs glaubwürdig zu wirken, andererseits aber auch nicht abgefahren genug, um richtig originell zu sein. Da hat es schon in vielen Serien interessantere Konflikte auf Trauerfeiern gegeben, nicht nur in einem modernen Klassiker wie
Vor allem aber krankt das ganze Projekt daran, dass es nicht wirklich witzig ist. Hier zeigt sich mal wieder das größte Defizit der aktuellen deutschen Serienlandschaft: die Drehbücher. Auch wenn es diesmal gar keine niedergeschriebenen Dialoge gegeben hat - Stichwort: Improvisation -, so hätte man Figuren und Situationen doch stärker unterfüttern müssen. Es reicht eben nicht, ein Ensemble aus guten bis hervorragenden DarstellerInnen zu versammeln - man muss denen dann auch etwas Ausgereiftes zu spielen geben. Nicht jeder Schauspieler ist automatisch auch ein großer Improvisator oder toller Autor seiner eigenen Rollen.
So wirken die nur etwas mehr als halbstündigen Episoden leider manchmal deutlich länger, weil sich die Szenen recht zäh aneinander reihen. Ab und zu geht das Konzept auch mal auf, wenn die Darsteller richtig aufdrehen und ihre Figuren alle Hemmungen verlieren lassen. Insgesamt wäre bei dieser Grundidee aber viel mehr drin gewesen.
Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten drei Episoden der Miniserie "Das Begräbnis".
Die Miniserie läuft ab dem 25. Januar jeweils dienstags gegen 22.50 Uhr im Ersten (zum Auftakt mit einer Doppelfolge). Alle Episoden sind bereits ab dem gleichen Tag in der ARD Mediathek verfügbar.
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