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Serie geht zu unkritisch mit dem Thema Prostitution um
"Sylvia's Cats": Sylvia (Tiny Bertels) sitzt an der Bar des Bordells "Cats"
ZDF/Kris Dewitte
TV-Kritik/Review: "Sylvia's Cats": ZDFneos belgischer Ko-Produktion fehlt das gewisse Etwas/ZDF/Kris Dewitte

Irgendwie haben es die belgischen Serienmacher mit dem Thema Sex. Nach den Aspekten Zwangsprostitution respektive Frauenhandel in  "Matrioshki - Mädchenhändler" (lief in Deutschland auf RTL Nitro) und Sexualverbrechen in  "Code 37" (bei ZDFneo) widmet sich nun  "Sylvia's Cats" (ebenfalls bei ZDFneo, diesmal sogar als Koproduktion) dem Bordellbetrieb in einer flämischen Kleinstadt. Die heißt Sint-Truiden und hat auch in der Realität eine berüchtigte Landstraße, die im Volksmund als Chaussée d'Amour bekannt ist (so auch der Originaltitel der Serie), weil sich dort ein Bordell an den nächsten Stripclub reiht. In der fiktiven Serie wird nun eine gutbürgerliche Frau mit ihren beiden halbwüchsigen Kindern in diese zwielichtige, ständig von rotem Licht beschienene Welt geworfen, über die die meisten "anständigen" Einwohner nur die Nase rümpfen - wenn die nicht selbst zu den Kunden gehören.

Sylvia Carlier (Tiny Bertels) ist eine Frau in den Vierzigern, verheiratet mit einem erfolgreichen Gynäkologen, Mutter zweier Teenager und hatte bislang keine weiteren Sorgen als ihren gelegentlich untreuen Ehemann. Bis die Polizei ausgerechnet in die Einweihungsparty ihres neuen luxuriösen Eigenheims platzt, um den Gatten festzunehmen. Der Vorwurf: Er soll gleich zwei seiner Patientinnen sexuell missbraucht haben. Kurzerhand packt Sylvia daraufhin das Nötigste zusammen und will mit Tochter Eva und Sohn Sep ins Hotel ziehen.

Doch die Kreditkarten sind längst gesperrt und so bleibt als letzte Zuflucht nur das Bordell "Cats", das Sylvia kurz zuvor von ihrem ungeliebten Vater geerbt hat - was sie ihren Kindern bisher ebenso verschwiegen hat wie die Existenz des Etablissements und die Tatsache, dass deren Opa überhaupt noch gelebt hatte. Schon in der zweiten Szene der Auftaktfolge hatte Sylvia versucht, das lästige Objekt zu verkaufen, was daran scheiterte, dass für diesen heruntergekommenen Schuppen kein guter Preis mehr zu erzielen ist. Es verlangt dem Zuschauer nun allerdings nicht viel Phantasie ab zu vermuten, dass Sylvia in den weiteren Folgen selbst die Leitung des "Cats" übernehmen wird, um sich und ihre Kinder ernähren zu können.

Originell ist das also alles nicht, was die Autoren uns in der ersten Episode präsentieren: eine Frau, die von einem Tag auf den anderen aus ihrem sorglosen Obere-Mittelschichts-Leben gerissen wird und sich in einer Branche durchsetzen muss, die das krasse Gegenteil zu ihrer bisherigen Welt darstellt. Das hat man so ähnlich schon in vielen Serien oder Filmen gesehen. Richtig schmutzig wird es dabei zumindest anfangs nie, erweisen sich doch sowohl der bisherige Bordellbetreiber Willy (Josse De Pauw) als auch die Sexarbeiterinnen selbst schnell als Menschen, die das Herz am rechten Fleck tragen.

Für zusätzliche Dramatik soll deshalb ein unaufgeklärter Mord sorgen, der sich vor 20 Jahren auf der Chausée ereignet hat und der nun durch einen Skelettfund wieder aufgerollt wird. Vielleicht ist das aber auch ein Zugeständnis an den Koproduzenten ZDF, bei dem es ohne Morde nur selten zu gehen scheint.

Der Kommissar Ludo Beets (Dirk Roofthooft) ermittelt in einem alten Mordfall in der Nähe des Bordells "Cats".
Der Kommissar Ludo Beets (Dirk Roofthooft) ermittelt in einem alten Mordfall in der Nähe des Bordells "Cats".

Interessanter ist da schon, wie die beiden pubertierenden Kinder der Titelfigur auf die Verpflanzung in ein gänzlich neues soziales Umfeld reagieren. Während Tochter Eva erst einmal das Weite sucht und trotz der schweren Vorwürfe gegen ihn zu ihrem Vater zurück will (die Szene, in der dieser Eva gesteht, weswegen er angeklagt wurde, ist die intensivste der Auftaktfolge), ist ihr kleiner Bruder sofort von der fremden Rotlichtwelt fasziniert. Insbesondere bei der Begegnung mit der Prostituierten Sandy (Ruth Becquart) handelt es sich von seiner Seite aus wohl um Liebe auf den ersten Blick. Dieser erste Blick wird dann auch entsprechend stilisiert in Szene gesetzt, wenn Sandy hinter ihrem Schaufenster mit leuchtenden Engelsflügen eine Neonröhre auswechselt. Es sind solche Momente, in denen sich die Serie aus dem Mittelmaß europäischer TV-Produktionen abhebt - diese sind aber viel zu selten. Obwohl dieser Handlungsstrang etwas daran krankt, dass Sep-Darsteller Thomas De Smet eher wie ein 12-Jähriger als wie ein 15-Jähriger aussieht, bietet er das meiste Konfliktpotential.
Sandy (Ruth Becquart) beim Poledance im "Cats".
Sandy (Ruth Becquart) beim Poledance im "Cats".

Was man der Serie vorwerfen könnte, ist die doch recht unkritische Zeichnung ihres Milieus. Prostituierte arbeiten hier anscheinend alle selbstbestimmt und mit Freude. Bordellchef Willy betont zwar, er sei der einzige auf der ganzen Meile, der seine "Mädchen" anständig behandele, aber ein bisschen nostalgisch verklärend wirkt dieser ganze Schuppen schon. David Simons neue HBO-Serie  "The Deuce" oder eben das bereits erwähnte belgische "Matrioshki" zeichnen da ein wohl doch realistischeres Bild dieses Gewerbes. "Sylvia's Cats" stammt von der Produktionsfirma De Mensen, die auch hinter dem Mystery-Krimidrama  "Zimmer 108" steckte, das hierzulande bei arte lief, und gehört damit zum oberen Ende der belgischen Serienproduktion. Obwohl es sich um gut gemachtes Unterhaltungsfernsehen handelt, fehlen hier aber die Originalität und Poesie, die "Zimmer 108" auszeichneten. "Sylvia's Cats" fällt eher in die Kategorie "ganz okay, aber kein Muss".

Dieser Text basiert auf Sichtung der ersten beiden Episoden der Serie "Sylvia's Cats".

Meine Wertung: 3.5/5

Marcus Kirzynowski
© Alle Bilder: ZDFneo

Die zehn Episoden von "Sylvia's Cats" stehen ab dem 10. Oktober in der Mediathek des ZDF zum Abruf bereit. Jeweils dienstags um 21.45 Uhr werden die 45-minütigen Episoden dann auch bei ZDFneo ausgestrahlt.

 

Über den Autor

  • Marcus Kirzynowski
Marcus Kirzynowski ist Düsseldorfer Journalist und Serienfreund; wuchs mit "Ein Colt für alle Fälle", "Dallas" und "L.A. Law" auf; Traumarbeitgeber: Fisher & Sons, County General Notaufnahme; die Jobs auf dem Battlestar Galactica und im West Wing wären ihm hingegen zu stressig; Wunschwohnort: Cicely, Alaska. Schreibt über amerikanische und europäische TV-Serien sowie andere Kultur- und Medienthemen, u.a. für TV Wunschliste und sein eigenes Online-Magazin Fortsetzung.tv.

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Leserkommentare

  • User 1287295 schrieb am 19.10.2017, 08.04 Uhr:
    Wie geht es mit Code 37 bei Zdf Neo weiter ? Am 24.10 ist die Serie nicht mehr im Programm aufgeführt.
  • Thinkerbelle schrieb am 17.10.2017, 15.46 Uhr:
    Dem kann ich mich nur anschließen. Ich hab die erste Folge nicht fertig geschaut, weil ich mir was anderes unter der Serie vorgestellt hatte und sie dann doch lieber mit etwas Abstand noch mal ansehen will.
    Ich hatte mit mehr Humor gerechnet. Als Drama ist die Geschichte teilweise etwas langatmig und deprimierend. Es fehlt das gewisse Etwas. Aus dem Stoff hätte man eine prima Komödie oder "Dramedy" machen können. Allerdings finde ich dann das Drama auch wieder besser als eine zu klamaukige Komödie auf "American Pie" Niveau.
    Ich möchte der Serie eine zweite Chance geben, denn wirklich schlecht fand ich sie auch nicht. Und wenn ich sie mir nicht mit der Erwartung etwas zu lachen zu bekommen anschaue, dann werde ich sicher auch mehr Gefallen daran finden.