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Bundesliga im TV: Kartellamt lehnt Sirius-Modell ab
(24.07.2008, 00.00 Uhr)
Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) steht vor schwerwiegenden Problemen. Das Bundeskartellamt hat heute während einer Pressekonferenz seine Entscheidung mitgeteilt, das vorgelegte TV-Vermarktungsmodell mit Blick auf die Zentralvermarktung nicht zu akzeptieren. Eine Zentralvermarktung der TV-Rechte sei nur dann "grundsätzlich zulässig", wenn eine Ausstrahlung der Bundesliga im Free-TV vor 20 Uhr gewährleistet bleibt. Schon in der vergangenen Woche hatte sich das Kartellamt ähnlich geäußert (wunschliste.de berichtete). Die Suche nach Kompromissen bei einem Treffen zwischen DFL und Kartellamt blieb demnach erfolglos.
Dr. Bernhard Heitzer, Präsident des Bundeskartellamtes: "Die Zentralvermarktung ist grundsätzlich zulässig, allerdings nur unter der Voraussetzung, dass die Verbraucher auch künftig an ihren Vorteilen beteiligt werden. Die von DFL und Sirius bislang vorgeschlagenen Ausschreibungsmodalitäten genügen den Anforderungen nicht. Sie ermöglichen vielmehr erhebliche Monopolgewinne auf Kosten der Verbraucher." Der Präsident sieht bei einer Begrenzung der zeitnahen Free-TV-Berichterstattung die Gefahr von überhöhten Pay-TV-Preisen. Ferner würden bei Spielen im Free-TV erst ab 22 Uhr "weite Bevölkerungskreise de facto ausgeschlossen".
Für die Einwände des Kartellamtes gegen die lange Jahre gut funktionierende Zentralvermarktung hagelte es schon in den Vortagen Kritik von vielen Seiten. Der Herausgeber des "Kicker"- Sportmagazins, Karl-Heinz Heimann, schrieb etwa in einem Kommentar, es sei "schon rührend, wie sich das Bundeskartellamt um den Wettbewerb in der Fußball-Bundesliga sorgt. Dabei funktioniert der seit Jahr und Tag um ein Vielfaches besser als in der Wirtschaft." Dort sei teilweise von Wettbewerb, etwa im Bereich Treibstoffe oder Strom- und Gasversorgung, nichts mehr zu spüren. Dem Kartellamt habe sich "offensichtlich noch überhaupt nicht erschlossen, dass die Bundesliga in einem harten Konkurrenzkampf in den europäischen Wettbewerben mit den Clubs anderer Länder steht, in denen die zentrale Vermarktung anstandslos praktiziert wird."
Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandsvorsitzender des FC Bayern München, zeigte sich nach dieser Entscheidung entsetzt: "Ich weiß nicht, ob die Herren wissen, wie der Fußball tickt und welche negativen Folgen das haben wird". Ähnlich gravierende Folgen befürchtet Liga-Präsident Reinhard Rauball: "Diese Position ist unverständlich und könnte den deutschen Profi-Fußball um Jahre zurückwerfen". DFB-Präsident Theo Zwanziger sieht die "Vermarktungschancen der Liga für einen angemessenen Preis beeinträchtigt. Dies wird zwangsläufig Auswirkungen auf die Nachwuchsförderung und viele gemeinnützige Aufgabenstellungen haben."
Die DFL und die Bundesliga-Vereine müssen nun mit massiven finanziellen Einbußen rechnen, denn die Entscheidung des Kartellamts hat de facto eine Einschränkung des Wettbewerbs zur Folge, da sich das geplante mehrgleisige Vermarktungsmodell nicht mehr umsetzen läßt. Die DFL wollte für die Zukunft zwei Modelle ausschreiben: das erste mit einer Free-TV-Zusammenfassung mit fünf Samstag-Spielen vor 20 Uhr, das zweite mit einer Free TV-Berichterstattung nach 22 Uhr. Dadurch sollten vor allem die Erlöse aus den Pay-TV-Rechten steigen.
Zuletzt hatte die DFL-Führung am Dienstag zusätzlich eine Zusammenfassung des Freitag-Spiels im Free-TV um 22.15 Uhr sowie sonntags Zusammenfassungen über die 2. Liga ab 16.00 Uhr angeboten. Doch auch diese Kompromiss-Vorschläge reichten dem Kartellamt nicht aus. Kirch-Tochter Sirius, die für die TV-Vermarktungsrechte drei Milliarden Euro für den Zeitraum von 2009 bis 2015 gezahlt hätte, hatte bereits angekündigt, diese Summe unter den neuen Voraussetzungen nicht mehr zahlen zu wollen.
Das Bundeskartellamt könnte mit seiner etwas weltfremd anmutenden Entscheidung den Verbrauchern letztlich einen Bärendienst erwiesen haben. Denkbar wäre nun, dass die DFL die Ausschreibung dahingehend konkretisiert, die samstäglichen Free-TV-Berichte auf einen Zeitraum von 19.30-20.00 Uhr zu verkürzen, damit die Rechte möglichst attraktiv für die Pay-TV-Sender bleiben. Das jetzige Modell, das dem Free-TV mindestens sechs Minuten Sendezeit von jeder Samstagspartie garantiert, ist in ganz Europa ohnehin einmalig.
Denkbar wäre auch, dass die Top-Clubs der Liga wie Bayern München im Falle niedrigerer Einnahmen aus der TV-Vermarktung das bisherige Modell der Zentralvermarktung kippen. Per Einzelvermarktung könnten die großen Vereine deutlich mehr Einnahmen verbuchen, allerdings zu Lasten der kleinen Vereine und damit zuungunsten des sportlichen Gleichgewichts in der Liga. Dann drohen der Bundesliga italienische Verhältnisse.
Der DFL-Vorstand trat nach Verkündung der Entscheidung des Kartellamtes umgehend zu einer Krisensitzung zusammen. Am Freitagmittag um 12.00 Uhr wird die Liga ihre Reaktion auf das Urteil während einer Pressekonferenz in Frankfurt bekannt geben.
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