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Für diesen Netflix-Sechsteiler sollte man so viele Zoll wie möglich in seiner Bildschirmdiagonale haben - nicht etwa, weil der Plot so vielschichtig wäre, sondern weil der Schauplatz so atemberaubend ist. Das Mystery-Thrillerdrama
Für die Einstiegsszene braucht es eine gewisse Schwindelfreiheit: Da kraxeln zwei Männer die berühmt-berüchtigte, annähernd senkrecht emporragende Steilwand des El Capitan hinauf. Die Flanken des Granitfelsens sind weltweit beliebt bei Kletterern und eine der größten Sehenswürdigkeiten im Yosemite-Nationalpark. Fast am Gipfel angekommen, fällt ihnen urplötzlich eine Leiche ins Seil. Beinahe reißt sie die Tote in den Abgrund - ein harter Schock. Wurde das Teenagermädchen mit dem eintätowierten goldenen X am Handgelenk von jemandem hinabgestoßen oder ist sie freiwillig gesprungen? War sie womöglich schon vorher tot oder starb sie erst beim Aufprall auf einen der Felsvorsprünge? Am Bein findet sich eine Schussverletzung.
Der schweißtreibende Prolog am El Capitan ist ein vielversprechender Auftakt für diese neue Miniserie, mit der Netflix erkennbar im Revier von Qualitätskrimi-Mehrteilern wie
Das Vater-Tochter-Autorengespann Mark L. Smith und Elle Smith wissen jedenfalls, wie Qualitätskrimis heutzutage ausgestattet sein müssen: Das Leben der (grundsätzlich psychisch schwer angeschlagenen) Ermittler muss mit dem aufzuklärenden Fall eng zusammenhängen, es muss (um die dramatische Fallhöhe so groß wie nur möglich zu ziehen) um das Wohl von kleinen Kindern gehen, Trauer muss eine große Rolle spielen, dazu gescheiterte Beziehungen und kleine (ganz kleine) Momente der Hoffnung. All das ist dementsprechend drin in "Untamed" - und dafür, dass es sich um eine ganz neu erfundene Geschichte handelt, also nicht auf einer Vorlage beruht, gebührt der Produktion im Zeitalter des Markenmelkens ganz grundsätzlich Respekt. Vater Smith bringt zudem eine gewisse Expertise in Sachen US-amerikanischer Wildnis mit: Als Co-Autor schickte er einst Leonardo DiCaprio in
Als Chefermittler im erwähnten Todesfall fungiert Kyle Turner, ein Bundesagent des sogenannten ISB. Der Investigative Service Branch ist für die Aufklärung von Verbrechen in den (dem US-Innenministerium unterstellten) Nationalparks zuständig - auf die jüngst von der Trump-Regierung verordneten rabiaten Kürzungen im Bereich der Nationalparkpflege geht die Serie aber nicht ein. Der attraktiv ergraute Eric Bana (
Dennoch nähern sich die Rangerin und der Agent, die bald zusammenarbeiten müssen, als Veteran-und-Rookie-Duo, schon sehr bald an: Der unwirsche Unsympath wird immer nahbarer auf der gemeinsamen Suche nach Hinweisen auf das mysteriöse Schicksal der (noch) unbekannten Toten. Vasquez muss mit Turner zu Pferde durch den Park reiten, um auch an jene Orte zu kommen, die kein Touristenjeep jemals erreichen würde: zum illegalen Camp einer Aussteigersekte, in stillgelegte Goldminen oder zu den temporären Lagern des Wildhüters Shane Maguire (dubios wie so oft: Wilson Bethel aus

Während der Ermittlungen wird deutlich, dass die Suche nach den Hintergründen des Todesfalls lediglich den Hintergrund abgibt für das Drama, um das es eigentlich geht: Kyle Turner nämlich ist ein Mann im Auflösungsprozess. Ein tragisches Ereignis, das wir nicht verraten dürfen, obwohl es meilenweit gegen den Wind erschnüffelbar ist, hat ihn aus der Bahn geworfen und seine Ehe ruiniert. Ex-Gattin Jill (Rosemarie DeWitt aus
Wie es das Plot-Schicksal will, haben die persönliche Tragödie und ihre drastischen Folgeereignisse auch mit dem aktuell zu lösenden Fall zu tun. Eine aufdringliche Versicherungsfrau tritt auf den Plan (Nicola Correia-Damude aus
Doch wie gesagt: Um den Fall geht es nur sekundär, obwohl die Serie den Gepflogenheiten herkömmlicher Whodunnit-Krimis durchaus folgt. "Untamed" will ein Charakterdrama von tragischem Ausmaß sein. Die Serie will von Schuld erzählen, von Tod und Trauer und noch dazu dem indigenen Umgang damit (die Miwok nannten die ersten Bewohner der Gegend: Yosemi'te). Dafür aber ist das Gerüst der Story am Ende zu klapprig: Weder das persönliche Drama von Kyle und Jill noch die davon abgeleitete Tragödie des jungen Todesopfers präsentieren sich am Ende so vielschichtig, wie es die Autoren gerne hätten. Auf dem Weg zur Auflösung setzen sie noch dazu viel zu oft auf Last-Second-Rettungsaktionen. Spätestens jene in der Schlussepisode, mitten in der Nacht, irgendwo im Nirgendwo des riesigen Areals, überstrapaziert jede Glaubwürdigkeit.

Enttäuschend ist auch, dass viele der Figuren so nachlässig behandelt werden. Alex Castillo (
Trotz dieser Vorbehalte ist "Untamed" des Ansehens wert. Grund dafür ist vor allem das ungewöhnliche Setting, das auf größtmöglichen Bildschirmen absolut imponiert. Gedreht wurde in Yosemite selbst, aber auch viel in und um Vancouver und sogar in Australien, der Heimat des Hauptdarstellers: Erstaunlicherweise fügen sich diese unterschiedlichen Bildquellen bestens ineinander. "Untamed" sieht absolut fantastisch aus. Förderlich ist zudem, dass es nie langweilig wird - tatsächlich handelt es sich hier um einen dieser raren Fälle, in denen es für das Große und Ganze mutmaßlich förderlich gewesen wäre, hätte es ein paar mehr Episoden gegeben, für zusätzliche Figuren oder ein tieferes Ausloten der bisherigen.
Aber geht vielleicht in Zukunft noch mehr? Wie immer ist es nach so stark mit dem persönlichen Leben des Ermittlers verwobenen Miniserien eigentlich nur schwer vorstellbar, dass das Ganze in weiteren Staffeln auf andere Fälle ausgeweitet werden könnte. In diesem Fall aber wäre ein neuer Yosemite-Fall mit der nicht vorbelasteten Vasquez als Protagonistin ein durchaus gangbarer Weg.
Dieser Text basiert auf der Sichtung aller sechs Episoden der Miniserie "Untamed".
Die Miniserie "Untamed" wurde am 17. Juli mit allen Episoden bei Netflix veröffentlicht.
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Leserkommentare
Martina schrieb am 18.07.2025, 07.43 Uhr:
Klingt nach einem KI generierten typischen Ami Plot. Fehlt noch der "Mein Vater war auch Polizist und wurde im Dienst erschossen" Komplex. Die einzige Versuchung ist für mich hier Altstar Raoul Trujillo.
Flapwazzle schrieb am 18.07.2025, 07.41 Uhr:
JD Pardo implodiert mit seiner Rolle, Sam Neill wird in den ersten fünf Folgen mit kurzen Szenen abgespeist, psychisch schwer angeschlagene Ermittler prägen die Handlung und der Whodunnit-Plot kann nicht ganz mithalten. Dafür gibt's auf Grund der fantastischen Landschaft 3.5 Punkte?! Wäre es dann nicht besser, sich einfach eine Dokumentation wie "Im Zauber der Wildnis - Ein kalifornischer Traum: Der Yosemite Nationalpark" anzuschauen?
User 1810564 schrieb am 17.07.2025, 17.24 Uhr:
Eric Bana, der vom Aussehen her perfekt in die schöne Landschaft passt. Im Ernst, die Bilder sind wirklich sehr schön, sie bieten eine Abwechslung zu den sonstigen Großstädten. Ich bin sehr gespannt. Ich werde die Kritik erst nach der Sichtung in Ruhe durchlesen, damit ich die Serie ganz unvoreingenommen genießen kann.
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