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Nach Eklat und Strafanzeige von Ikke Hüftgold: Sat.1 stellt "Plötzlich arm, plötzlich reich" ein

von Glenn Riedmeier in News national
(29.05.2021, 14.47 Uhr)
Erfolg für Matthias Distel, Sat.1 gelobt Besserung
Aus für "Plötzlich arm, plötzlich reich"
Sat.1/Instagram/Ikke Hüftgold
Nach Eklat und Strafanzeige von Ikke Hüftgold: Sat.1 stellt "Plötzlich arm, plötzlich reich" ein/Sat.1/Instagram/Ikke Hüftgold

Vergangenen Montag machte Matthias Distel, besser bekannt als Party-Schlagersänger Ikke Hüftgold, verheerende Missstände während der Produktion des Sat.1-Formats  "Plötzlich arm, plötzlich reich" öffentlich. In einem ausführlichen Video und einem schriftlichen Statement führte er aus, wie bei der Imago-TV-Produktion wissentlich mit einer Familie mit traumatisierten Kindern gedreht wurde (TV Wunschliste berichtete). Er brach den Dreh ab und warf den Verantwortlichen vor, das Kindeswohl mit Füßen zu treten und eine gewissenlose Quotenjagd auf dem Rücken missbrauchter Kinder zu machen. Seitdem ist in den vergangenen Tagen einiges passiert. Und nachdem sich Sat.1 zunächst in den sozialen Netzwerken äußerst fragwürdig zu dem Fall geäußert hat, traf der Sender nun die Entscheidung, das Format einzustellen.

Auf Twitter und Instagram gab der Sender am Samstagmittag folgendes Statement ab:

Zahlreiche Zuschauer und Prominente sprachen Matthias Distel ihre Unterstützung aus und lobten ihn für den Mut, die schockierenden Zustände an die Öffentlichkeit gebracht zu haben. Die Produktionsfirma Imago TV hat wiederum teilweise den Aussagen von Matthias Distel widersprochen und warf dem Sänger vor, eine "Verleumdungskampagne" gestartet zu haben, da er darin teilweise falsche Tatsachen behaupten würde. Die konkreten Missbrauchs-Vorwürfe des Vaters an seinen Kindern seien erst während des Drehs bekannt geworden.

Distel betonte in den vergangenen Tagen mehrfach, dass er genügend Beweise habe, um seine Behauptungen zu belegen. Es hätten sich sogar ehemalige Imago-TV-Mitarbeiter bei ihm gemeldet, die bereit seien, vor Gericht gegen ihren früheren Arbeitgeber auszusagen. Auch weitere Familien, die an anderen Folgen der Sendung mitgewirkt haben, hätten bereits Kontakt zu ihm aufgenommen. Er forderte eine lückenlose Aufarbeiten des Falls und eine Entschuldigung von der Produktionsfirma. Ich lasse mich nicht in der Öffentlichkeit als Lügner beschimpfen. Anderenfalls werde er die Firma definitiv zerlegen. Zwischenzeitlich hat sich auch eine Redakteurin von dem Dreh distanziert und bereut, an der Produktion beteiligt gewesen zu sein.

Matthias Distel stellte Strafanzeige gegen Sender und Produktionsfirma

Am Donnerstag erstattete Matthias Distel schließlich bei der Polizei in Limburg Strafanzeige gegen den Sender Sat.1 und die Produktionsfirma Imago TV. Im Gegenzug erhielt Distel von Imago TV eine Unterlassungserklärung. Die Firma forderte ihn auf, Teile seines veröffentlichten Videos über die Zustände bei den Dreharbeiten offline zu nehmen, das den Stein ins Rollen brachte und inzwischen mehr als elf Millionen Aufrufe bei Instagram, Facebook und YouTube erreicht hat.

Gegenüber dem Express behauptete Imago TV, dass es nicht der Wahrheit entspräche, dass eines der Kinder sich während des Drehs absichtlich Verletzungen am Kopf beigebracht habe und ein anderes Kind mit Selbstmord gedroht habe. Herr Distel behauptet dies wider besseres Wissen, zumal er bei dem Dreh mit den Kindern gar nicht anwesend war. Die Produktionsfirma wirft Distel gar vor, sich medienwirksam als vermeintlicher Beschützer von Kindern in Szene zu setzen. Ganz anders beschreibt dies ein Mitarbeiter, der beim Dreh vor Ort gewesen war, gegenüber der SZ. Demnach sei die Situation der Familie in Distels Haus sehr wohl eskaliert und habe eine Dauerüberlastung für alle dargestellt.

Gegenüber der SZ gestand Imago-TV-Geschäftsführerin Andrea Schönhuber inzwischen gravierende Fehleinschätzungen ein. Demnach habe man von der häuslichen Gewalt und der psychischen Instabilität der beiden jüngeren Kinder tatsächlich gewusst, aber nicht von dem Ausmaß. Schönhuber kündigte an, gerade sehr selbstkritisch personelle Konsequenzen zu prüfen. Zudem wolle man beleuchten, wie wir unser eigenes System schärfen können und künftig einen festen Jugendschutzbeauftragten zur Unterstützung der Redaktionsmitarbeiter einstellen.

Bevor Sat.1 zu der späten Einsicht gelangt ist, verhielt sich der Sender zum wiederholten Mal unprofessionell und versuchte mit einem misslungenen Krisenmanagement, die Vorwürfe zu relativieren. Wir waren nicht sorgfältig genug bei der Auswahl der Familie. Es gab Fehleinschätzungen, die so nicht passieren dürfen, hieß es. Der Sender stellte klar, keine Sekunde dieser Folge zu zeigen, und entschuldigte sich bei der Familie. Insgesamt hielt man jedoch zu diesem Zeitpunkt an dem fragwürdigen Format noch fest. Zudem kritisierte Sat.1 in dem Statement Matthias Distel dafür, private Dinge an die Öffentlichkeit gebracht zu haben, die privat bleiben sollten. Damit fing sich Sat.1 den nächsten Shitstorm der User ein.

Mutiger Schritt von Matthias Distel führt zum Erfolg

Es ist ein großer Erfolg für Matthias Distel, der mit seinem mutigen Schritt an die Öffentlichkeit ein großes Risiko einging und jegliche finanziellen und beruflichen Konsequenzen in Kauf nahm. Er tat kund, dass die ihm für den Dreh zugestandene Gage von 47.500 Euro für einen guten Zweck gespendet werden soll. Die Familie selbst wurde laut Recherchen der SZ hingegen mit nur 1.500 Euro abgespeist - zuzüglich der 2.400 Euro, die vor der Kamera ausgegeben werden sollten.

Distels Schritt hat sich ausgezahlt: Eigentlich sollte die neue Staffel von "Plötzlich arm, plötzlich reich" im Sommer ausgestrahlt werden, doch nun landen sämtliche bereits produzierten Folgen im Giftschrank. Damit ist es seiner Ansicht nach jedoch nicht getan. In einem am Freitag veröffentlichten Video-Statement stellt er klar, dass es ihm nicht darum gehe, eine Hetzjagd auf einen bestimmten Sender oder eine Produktionsfirma zu machen. Er forderte seine Follower zudem auf, die Chefin der Firma in Ruhe zu lassen. Es seien alle mit dem Nerven am Ende.

Vielmehr gehe es um ein grundsätzliches Problem in der Branche. Überwiegend würden anständige Menschen dort arbeiten, doch die wenigen schwarzen Schafe müssten endlich aussortiert werden. Er wünscht sich eine sender- und produktionsübergreifende Diskussion über Moral und Anstand, denn Kindeswohl sei unverhandelbar. Mir geht es nicht um die negativen beruflichen Folgen für mich, sondern um das Wohl der Kinder, um eine breite öffentliche Diskussion über das Thema, unabhängig von Konkurrenzdenken und Einschaltquoten, betont Distel. Die Debatte um das Wohl der Kinder muss dauerhaft und von allen geführt werden. Denn obwohl sich einige ihm nahestende Prominente zu Wort gemeldet haben und ihre Unterstützung zum Ausdruck brachten, fällt schon auf, dass sich andere Promis - darunter einige, die sich an anderer Stelle gerne mal öffentlichkeitswirksam als Kämpfer gegen Ungerechtigkeiten inszenieren -  zurückgehalten haben, vermutlich aus Angst davor, selbst Konsequenzen vom Sender zu erfahren, mit dem sie selbst zusammenarbeiten.

Interessant ist an dem nun veröffentlichten Statement des  "Promis unter Palmen"-Senders nicht nur die Aussage Wir stehen für Unterhaltung mit Herz, sondern auch der Satz Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass diese Sendung nicht mehr zu dem SAT.1 passt, das wir gemeinsam mit und für unsere Zuschauer:innen weiterentwickeln wollen. Könnte dies ein erster Hinweis auf ein sich wandelndes Selbstverständnis sein? Der Bällchensender geriet bereits vor dem aktuellen Eklat in den vergangenen Monaten mehrfach aufgrund fragwürdiger Sendungsinhalte in die Kritik, während sich etwa RTL und ProSieben längst auf die Fahne geschrieben haben, seriöser und famlienfreundlicher zu werden. Jüngst übernahm ProSieben-Chef Daniel Rosemann das Ruder als neuer Sat.1-Chef - er hat noch viel zu tun (TV Wunschliste berichtete).

Gegenüber DWDL teilte Imago TV am Samstag mit: Imago TV steht hinter der Entscheidung von Sat.1, nach der kontroversen öffentlichen Debatte der vergangenen Tage das Format 'Plötzlich arm, plötzlich reich' einzustellen. Die Produktionsfirma lässt es sich jedoch nicht nehmen, noch mal einen Seitenhieb in Richtung Distel zu verteilen: Wir bedauern vor allem, dass eine an den Dreharbeiten beteiligte Familie in die öffentliche Auseinandersetzung hineingezogen worden ist. Wir stehen weiter in Kontakt mit der Familie und wünschen vor allem den Kindern, dass sie von diesen Auseinandersetzungen möglichst wenig mitbekommen.

Die gute Nachricht zum Schluss: Matthias Distel steht im ständigen Kontakt mit der Familie und hat ein Team zusammengestellt, das sie unter anderem mit Sachspenden unterstützen wird. Am Montag stehe eine Wohnungsrenovierung an, die von Distel und seinem Team finanziert werde. Auch Sat.1 hat angekündigt, die Familie finanziell und menschlich zu unterstützen.


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Leserkommentare

  • User 1296953 schrieb am 06.06.2021, 16.47 Uhr:
    Ich habe die Sendung zwei mal gesehen. Mir taten die Kinder aus der damaligen Sendung so leid,. Ein paar Tage später mussten diese wieder zur Schule und mit Sicherheit haben viele Mitschüler die Sendung auch gesehen. Ganz und gar bin ich der Meinung, Kinder und Jugendliche sollten bei solchen Projekten gar nicht mitmachen. Was bringt das auch ? Für die Kinder sowie überhaupt nichts. Allen Falls eine neue Hose,oder ein kleines Spielzeug. Das Geld was die Familie in den 2 Sendungen die ich gesehen habe, von den Eltern sinnlos rausgehauen.
    Dschungelcamp habe ich schon ewig nicht mehr gesehen,ich bin auch der Meinung, das es eingestellt werden sollte. Aber,das sind Erwachsene,,,, Promis " ,die müssen nicht zum Dschungelcamp. Die Kinder bei diesen Formaten wie z.B. Plötzlich arm,plötzlich reich ,habe ja gar keine Wahl.
  • User 130749 schrieb am 29.05.2021, 23.27 Uhr:
    @ Fernsehschauer:
    Ich frage mich, was Matthias Distel Ihnen persönlich getan hat, dass Sie ihn derart beschimpfen müssen. Oder waren Sie ein so großen Fan von "Plötzlich arm, plötzlich reich", dass Sie die Einstellung der Sendung zu solchen Äußerungen veranlasst?
    Die Beweise, die Sie hier vehement einfordern, gehören vor Gericht und nicht in die Öffentlichkeit ebenso wie das gesamte weitere Verfahren, ob nun strafrechtlich relevant oder nicht. Die bisher öffentlich bekannten Fakten reichen vollkommen aus, um die Einstellung der Sendung und die (besser nicht öffentliche) Aufarbeitung des Falles zu rechtfertigen. Ich hoffe (vor allem für die betroffene Familie), dass aus der Entwicklung jetzt nicht auch noch eine Homestory gemacht wird.
    Im Gegensatz zu "Plötzlich arm, plötzlich reich" nehmen am Dschungelcamp und an "Promi Big Brother" übrigens ausschließlich Menschen teil, die sowieso mehr oder weniger in der Öffentlichkeit stehen und (hoffentlich) wissen, auf was sie sich einlassen. Insofern hinkt der Vergleich hier.
    Trotzdem stimme ich Ihnen zu, dass das "Vorführen" von Menschen (egal ob prominent oder nicht) in provozierten Ausnahmesituationen wie bei den genannten Sendungen nicht zu Unterhaltungszwecken eingesetzt werden sollte. Leider gibt es dafür jedoch ein zu großes Publikum. Das war aber auch schon vor 2000 Jahren bei den alten Römern so. Die Überreste der Produktionsstätte dieser Unterhaltungsshows können heute noch in Rom besichtigt werden (Kolosseum).
  • Omalley schrieb am 31.05.2021, 02.49 Uhr:
    Ich stimme Ihnen zu. Es gibt nun mal ein so großes Publikum für diese Art von Sendungen, dass die Sender damit Geld verdienen. Sonst würden sie diese Sendungen nicht produzieren lassen. Es geht immer nur ums Geld. Ohne die Veröffentlichungen von Herrn Distel hätte Sat1 nichts unternommen. Die waren jetzt im Zugzwang. Ich finde das mutig von Herrn Distel, weil es ihn auf jeden Fall zukünftige Verträge mit der Sat1 Gruppe kosten wird. Das ist für mich Zivilcourage.
  • Gloi schrieb am 29.05.2021, 17.35 Uhr:
    Skrupellosigkeit und Menschenverachtung, alles nur für die Quote. Hoffentlich werden Sender und Produktionsfirma strafrechtlich verurteilt, als Signal, dass es Grenzen geben muss und Privatfernsehen nicht Alles darf.
  • Fernsehschauer schrieb am 29.05.2021, 17.30 Uhr:
    Soll doch der Pleitesänger endlich mal seine angeblichen Beweise rausrücken die die Schuld von Imago und der Geschäftsführerin beweisen. Oder hat er die nicht bzw. entsprechen die nicht seine Aussagen da er um mehr Aufmerksamkeit dafür zu bekommen, an manchen Stellen gelogen hat? 
    So steht es aktuell Aussage gegen Aussage. Der Möchtegern Sänger behauptet Beweise zu haben die er aber trotz des Statements von Imago die ihn als Lügner bezichtigen nicht rausrückt. So könnte er sich ein und für alle mal als den "Guten" und Imago als den "Bösen" hinstellen. Da hilft dann auch die millionste Ausrede nicht. 
    Also wo bleiben die angeblichen Beweise? Soll er die doch mal rausrücken und nicht nur groß damit rumprahlen.

    Btw finde ich dass das Dschungelcamp auch eingestellt gehört, genauso ein menschenfeindlicher Dreck. Und Promi Big Brother ist genauso menschenverachtend, da er hat er sogar selber mitgemacht aber KEIN einziges kritisches Wort darüber verloren.
  • Alless schrieb am 29.05.2021, 16.01 Uhr:
    SAT.1 und Imago TV sind nur deshalb so einsichtig, weil sie auf frischer Tat erwischt wurden, ansonsten hätten sie garantiert so weitergemacht wie bisher.
    Es zählt immer nur die Quote und nicht der Mensch.