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Julia Jentsch und Nicholas Ofczarek kehren für zweite Staffel des Sky-Thrillers zurück
Nicholas Ofczarek und Julia Jentsch in "Der Pass"
Hendrik Heiden/sky studios/Wiedemann und Berg TV/epo film
TV-Kritik/Review: Der Pass: Liefert Staffel 2 Schmarrn oder Sachertorte?/Hendrik Heiden/sky studios/Wiedemann und Berg TV/epo film

Sky gilt ja mittlerweile als Werft hochwertiger deutscher Eigenproduktionen. Mit der Neuverfilmung von  "Das Boot", der Hitserie  "Babylon Berlin" und auch mit  "Der Pass" verbuchte der Privatsender Erfolge bei Publikum und Kritik. Erstklassige Schauspieler, großes Budget und ordentlich internationales Flair soll die Piefkes aus der Mottenkiste rein ins Glitzer-Glamour-Seriengeschäft katapultieren. Das kann funktionieren, muss es aber nicht.

So etwa mit der zweiten Staffel von "Der Pass", die an ihrem Anspruch scheitert. Die Spannung der ersten Staffel, die Dichte der Handlung, der Charaktere und die monochrome Lethargie der Alpen schufen eine beklemmende Sozialstudie deutschsprachiger Extreme im 21. Jahrhundert. "Der Pass" wirkte bei seinem ersten Auftritt frisch, mutig und packend.

Leider sind die neuen Episoden ein Griff in den Gatsch. Die Inszenierung der Regisseure Cyrill Boss und Philipp Stennert wirkt blass und uninspiriert. Sie verlassen sich im Grunde gänzlich auf die Blaupause ihrer vorangegangen Arbeit. Jetzt könnte man ja meinen, das hat sich bewährt, doch leider Fehlanzeige. Die düstere Atmosphäre einer beige, schwarz-weißen Berglandschaft wird durchlöchert von den Schüssen einer schier aufgezwungen, unnötigen Verdrehung der Geschehnisse der ersten Staffel.

An die knüpft die zweite Staffel auch nahtlos an: Gedeon Winter liegt nach einem "Unfall" (Zuschauer der ersten Staffel werden sich erinnern) im künstlichen Koma. Seine deutsche Kollegin Ellie Stocker leitet mühselig ihre Polizeieinheit in Berchtesgaden. Ihr Alltag ist nach dem "Krampuskiller"-Fall mit Traumata und daraus resultierenden Flashbacks geprägt. Nach einem beruflichen Zwischenfall wird sie letztendlich von ihrem Chef beurlaubt und begibt sich in therapeutische Behandlung.

Ein neues Gesicht: Yela Antic (Franziska von Harsdorf) möchte sich beweisen.
Ein neues Gesicht: Yela Antic (Franziska von Harsdorf) möchte sich beweisen.Sky Deutschland/W&B Television/epo-film/Hendrik Heiden

Unser heißgeliebtes Ermittlerteam aus der ersten Staffel muss sich erstmal gedulden, denn die Handlung folgt zunächst der aufstrebenden Polizeibeamtin Yela Antic, gespielt von der Berlinerin Franziska Von Harsdorf. Antic wird von Stocker als Verbindungsbeamtin zu den österreichischen Kollegen ins Zill-Tal geschickt. Hier soll sie den Mord an einer deutschen Touristin aufklären. Unterstützung sucht sie hierfür beim kürzlich erwachten Gedeon Winter, der aufgrund seiner schlechten Gesundheit nur als Berater tätig wird, sich jedoch mehr und mehr in den Fall hineinziehen lässt. Nachdem weitere Morde im Tal begangen werden, übernimmt Ellie Stocker wieder die Ermittlungen und wir haben unser eingespieltes, ungleiches Pärchen wieder.

Es fällt schwer eine Zusammenfassung der zweiten Staffel zu präsentieren, da, wie beim Vorgänger, der Täter uns bereits von Anfang an bekannt ist: ein verzogener, sexistischer Triebtäter, der seine weiblichen Opfer langsam quält. Ihre Leichen präsentiert er schlussendlich wie geschossenes Wild in den örtlichen Wäldern. Jagdtradition löst hier die Ästhetik des Krampusmotivs ab.

Boss und Stennert versuchen zweifellos einen von Folklore beeinflussten Mörder zu wiederholen, schaffen sein Motiv jedoch nicht zu rechtfertigen; sie bemühen sich nicht mal darum. Deswegen begegnet uns in der zweiten Staffel von "Der Pass" keine Ideologie als Tatmotiv bzw. als treibende Ästhetik, sondern schlichtweg Sexualmord. Dadurch macht der Täter überhaupt kein Spaß, ist respektive uninteressant und langweilig. Schnöde schleppt man sich dann durch die acht Folgen und sucht nach der Metaebene - vergebens. Staffel zwei wirkt vor allem eins: gehaltlos.

Dominic Marcus Singer als Sprössling eines reichen Familienunternehmens.
Dominic Marcus Singer als Sprössling eines reichen Familienunternehmens. Sky Deutschland/W&B Television/epo-film/Hendrik Heiden

Das beginnt schon in der Einführung. Stocker und Winter finden in den ersten zwei Folgen wenig Beachtung. Ihre Leiden und Probleme werden schnell abgearbeitet, im Fall von Stocker sogar suspendiert. Für die erste Hälfte liegen die Hoffnungen der Geschichtenerzähler, auf der Tragweite besagter jungen Beamtin Yela Antic. Es gleicht fast schon einer Neustrukturierung der Figurenhierarchie, denn Antic bekommt sehr viel Zeit. Zeit, die Winter und Stocker gut gebraucht hätten. Nicht nur, dass wir unsere Hauptfiguren wenig zu Gesicht bekommen, sie wirken gar nebensächlich.

Währenddessen wird der Zuschauer von Figur zu Figur, von Handlung zu Handlung und Zeitebene zu Zeitebene geschleift. Es bleibt keine Zeit, sich zu binden, zu verweilen und die Charaktere kennenzulernen. Das liegt einerseits an hölzernen Dialogen, lustlosem Erzählen und einer leider weniger als mittelmäßigen Franziska von Harsdorf, die ihre Textstellen müde runterrattert.

Julia Jentsch und Nicholas Ofczarek schaffen erst zum Ende der Staffel, den Zuschauer an die Hand zu nehmen, doch das kommt verspätet. Die ersten vier Folgen der zweiten Staffel sind daher ein unnötiger Wirrwarr an neuen Leuten, die man schnell vergisst. Ohne Seele, ohne Herz, weil ohne Herz und Seele gespielt.

Julia Jentsch in der zweiten Staffel von "Der Pass"
Julia Jentsch in der zweiten Staffel von "Der Pass" Sky Deutschland/W&B Television/epo-film/Hendrik Heiden

Was die Schauspieler nicht retten können, das kann auch die Inszenierung nicht. Die Farbpalette von "Der Pass" ermüdet genauso wie seine Figuren: schwarz-weiß, grün-rot und braun. Das ist doch schon mal was, Ingmar Bergman hat lange Zeit nur ersteres gebraucht. Doch findet Kameramann Philip Peschlow kein Rezept für diese Zutaten. Auch er wärmt seine Arbeit der ersten Staffel auf, merkt dabei nicht wie leicht durchschaubar affektierte Kameraführung ist, wenn man zum zigtausendsten Mal übermäßig rotes Licht in Szene setzt.

Rotes Licht leider auch für das Sounddesign das viel zu überladen daherkommt. Die gekonnte und phonetisch überragende Abmischungskunst der ersten Staffel wird hier mal eben um zehn Dezibel erhöht, damit die Musik von Hans Zimmer-Zögling Jacob Shea auch ordentlich wummert. Das dabei Dialoge untergehen kümmert keinen. Nur manchmal schaffen es Boss, Stennert und Konsorten, ihre Serie aus dem Nebel der Mittelmäßigkeit zu erheben. Diese wunderschönen Bergspitzen sind dann die Pfeiler an die man sich klammert, die Plateaus auf denen man verweilen und durchatmen will.

Zum Beispiel bringt das Bild eines Krampuslaufs, für vielleicht eine Minute einen kurzen Moment Qualität herein. Brilliant erklingt ein tiefer Bass symphonisch zu den rasselnden Schellen des Ungetüms, dessen zotteliger Körper sich durch den Schnee schiebt, wunderbar ehrlich und natürlich in Szene gesetzt von Peschlow. Ein Hauch Nostalgie weht einem da ins Gesicht und bezaubert durch den Glanz der ersten Staffel; verblasst jedoch, wenn der Crew einfällt, sie hat Geld zu verdienen. Zack!, ist wieder der Wurm drin.

Jäger oder Gejagter?
Jäger oder Gejagter? Sky Deutschland/W&B Television/epo-film/Hendrik Heiden

Auch dramaturgisch ist "Der Pass" leider zu einer repetitiven Spannungsmaschine geworden: Jede Szene wird nach demselben Muster auf einen Cliffhanger-Moment ausgearbeitet. Es steigert sich die Musik, die Einstellungsgrößen werden immer kleiner und am Höhepunkt kommt der Schnitt hinüber zur nächsten Szene, zu neuen Figuren und wir erleben das Prozedere der Sceana interruptus erneut. Grauenvoll. Das ist kein ehrliches Geschichtenerzählen, das ist einfach nur billig.

Die zweite Staffel wirkt wie ein billiger Abklatsch ihrer Vorgängerin. Wie bei Ikarus kommt Hochmut vor dem Fall, und das ist bei "Der Pass" umso ärgerlicher. Eine Serie mit viel Talent und Qualität ist leider ihrer eigenen Ästhetik zum Opfer gefallen, die nun nicht mehr intrinsisch atmosphärisch, sondern extrinsisch ökonomisch daherkommt. Das verärgert, denn Untreue herrscht gegenüber den Figuren, der Handlung, die ich nachträglich noch als lückenhaft und unglaubwürdig bezeichnen will, und dem Zuschauer.

"Der Pass" arbeitet so sehr auf sein Ende hin, dass dem Weg dahin die Leidenschaft fehlt. Die genannten Bergspitzen reichen nicht, der zweiten Staffel eine Originalität zuzuschreiben. Sie machen Spaß und lassen durchatmen, sind jedoch noch lange kein Qualitätssiegel. Was als Gourmetfernsehen gleich einer Sachertorte begann, ist nun leider ein alter aufgewärmter Schmarrn.

Diese Kritik basiert auf der Sichtung aller acht Folgen der zweiten Staffel der Serie "Der Pass".

Meine Wertung: 1.5/5

Ab dem 21. Januar ist die zweite Staffel der Serie immer freitags um 20.15 Uhr in Doppelfolgen auf Sky One zu sehen. Über Sky Ticket und Sky Q sind die Episoden auch als Stream abrufbar.


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Leserkommentare

  • User_766212 schrieb am 23.01.2022, 15.30 Uhr:
    Auch nach zwei Folgen der zweiten Staffel sehe ich immer nur eine Menge aneinandergereihte Szenen, die für mich (noch) keine erkennbar sinnvolle Handlung ergeben. Allerdings habe ich auch die erste Staffel für überschätzt gehalten. Ich persönlich sehe konventionelle Krimis, deren Handlung ich ohne besondere Anstrengung folgen kann, wesentlich lieber.
  • Omalley schrieb am 23.01.2022, 03.15 Uhr:
    Ich bin immer wieder erstaunt wie sehr sich Fernsehzuschauer aufgrund von Kritiken, die nicht ihrer eigenen Meinung entspricht, persönlich auf die Füße getreten fühlen.
    Die zweite Staffel polarisiert.
    Claudia Tieschky von der Süddeutschen finedt sie großartig: https://www.sueddeutsche.de/medien/der-pass-sky-zweite-staffel-1.5511744
    Oliver Kaever vom Spiegel findet sie furchtbar: https://www.spiegel.de/kultur/tv/zweite-staffel-von-der-pass-opfer-des-eigenen-erfolgs-a-5db7f3b5-01f7-4428-aba4-545ec4f0a8f9
    Beides ist eine Meinung und beides ist berechtigt.
    Nicht berechtigt ist das beleidigende Umsichbeißen von Menschen, denen eine Meinung nicht gefällt.
  • Beitrag entfernt
    Beitrag redaktionell entfernt.
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    Beitrag vom Autor entfernt.
  • Redaktion Bernd Krannich schrieb am 22.01.2022, 01.22 Uhr:
    In der Tat: Als Presse erhält die Redaktion von TVWunschliste/Fernsehserien.de Zugriff auf die von Anbietern in Deutschland zur Verfügung gestellten Screener - so auch von Sky. Was an Screenern jeweils angeboten wird, variiert, hier war es halt frühzeitig die komplette Staffel.
  • Martina schrieb am 21.01.2022, 15.21 Uhr:
    Du meine Güte, natürlich gucken die Redakteure die Folgen vorab. Spiele Blogger kriegen auch vor der allgemeinen Veröffentlichung ein Spiel zum Testen.
    Ich kenne die Serie nicht, bzw. nur die britisch-franz. Version, aber für mich liest es sich, als ob ein Fan der ersten Staffel einfach mal richtig enttäuscht ist. Das kommt vor. Man kann ja andeter Meinung sein. Kein Grund, den Schreiber persönlich anzugehen.
  • User 1712721 schrieb am 21.01.2022, 03.57 Uhr:
    Richtige Stusskritik.
    - Zu laute Musik/schlechte Mischung: Nein
    - Farbpalette einfallslos: Nein
    - Ästhetik wiederholt: Nein
    - Mörder langweilig, weil keine höhere Meta-Motiv-Ebene: Nein
    Fazit: Ein Schreiberling, der einfach nur das Original so viel 1000x besser findet und nichts und niemand kann an S1 herankommen. Genauso verwöhnt wie der Mörder in S2 -_-
  • Laiengucker schrieb am 21.01.2022, 10.50 Uhr:
    uiuiuii, fühlt sich ein(e) (Mit-)macher(in) der 2. Staffel ob der Kritik etwa persönlich angegriffen? Die vielen nur einfachen „Neins“ lassen ihrerseits wohl auf ein gewisses „Verwöhnaroma“ schließen….
  • Redaktion Bernd Krannich schrieb am 21.01.2022, 10.09 Uhr:
    Nun ja. Immerhin ein Autor, der sich nicht scheut, seinen Namen unter seine Meinung zu schreiben. Dass man unterschiedlicher Ansicht sein kann ist davon natürlich unbenommen.
    Grüße, Bernd Krannich
  • Zuckerkorn schrieb am 20.01.2022, 18.51 Uhr:
    Oha das klingt mal gar nicht gut.