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Hoch thront das 800 Jahre alte Schloss über der kleinen Harzstadt Stolberg. Seine Mauern könnten viele Geschichten erzählen. Fürst Jost-Christian zu Stolberg-Stolberg erinnert sich an glanzvolle Zeiten bis zum Krieg. Zwar überstehen das Schloss und Stolberg den Krieg ohne Zerstörungen, doch die unbeschwerte Kindheit des damals vierjährigen Prinzen ist 1945 zu Ende. Stolberg fällt in die sowjetische Besatzungszone. Aus Angst vor den Russen entschließt sich die Fürstenfamilie ihr Zuhause zu verlassen. Innerhalb von einer Stunde packt sie alles zusammen, was auf sechs Lastwagen passt und beginnt im Westen eine neue Zukunft. Das Schloss wurde zu einer Forstschule umgenutzt. Und es sollte nicht die letzte Veränderung sein. Schon 1947 wurde Schloss Stolberg ein Ferienheim. Für Mechthild Wedemeyer war es 20 Jahre lang ihr Arbeitsplatz und fast ebenso lange hat sie dort sogar gewohnt. Die heute 78-Jährige war beim Feriendienst des FDGB angestellt, hat zahlreichen DDR-Bürgern, vor allem Großfamilien, ihren wohlverdienten Urlaub vermittelt. Noch heute muss sie lachen, als sie erzählt, wie ihre Kollegen und sie innerhalb einer Stunde alle Betten frisch beziehen mussten, bevor 250 neue Gäste anreisten. "Es war hier einfach immer voll. Sogar die Mahlzeiten mussten wir in zwei Durchgängen abhalten. Und Luxus gab es auch nicht, denn alle mussten sich die eine Toilette auf dem Flur teilen!" Nach der Wende durchlitt das Schloss eine ungewisse Zeit. Ein Geschäftsmann aus dem Westen kaufte es schließlich 1993. Doch der übernahm sich finanziell, konnte es nicht erhalten. Nach weiteren zehn Jahren Verfall konnten der damalige Bürgermeister Ulrich Franke und Fürst Jost-Christian zu Stolberg-Stolberg erreichen, dass das Schloss in den Besitz der Deutschen Stiftung Denkmalschutz übergeht. Seitdem gehen Sanierung und Restauration stetig voran. Aus Teilen des über der Stadt Stolberg thronenden Schlosses soll nun ein Hotel werden, inklusive massiver Veränderungen an der Bausubstanz. Das gefällt nicht allen, aber jeder von ihnen, die Fürsten zu Stolberg-Stolberg, die Stiftungsmitglieder und die Stolberger selbst, blicken nach Jahren der Ungewissheit wieder hoffnungsvoll in die Zukunft.
(mdr)
Länge: ca. 30 min.