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20 Jahre "Die ultimative Chart Show": "Für Künstler ist es immer noch ein Kick, ganz oben zu sein"

Interview mit Frank Ehrlacher und Judith Langhans zum 20. Geburtstag der RTL-Musikshow
Musikexperte Frank Ehrlacher und Produzentin Judith Langhans
RTL/Stefan Gregorowius/Judith Langhans
20 Jahre "Die ultimative Chart Show": "Für Künstler ist es immer noch ein Kick, ganz oben zu sein"/RTL/Stefan Gregorowius/Judith Langhans

In diesem Jahr feiert  "Die ultimative Chart Show" ihr 20-jähriges Bestehen. Das ursprünglich als einmaliges Event geplante Format ist inzwischen eine der langlebigsten Show-Produktionen von RTL. Am heutigen Freitag, den 29. Dezember wird um 20.15 Uhr die große Jubiläumsausgabe "20 Jahre Chart Show - Die erfolgreichsten Singles aller Zeiten" ausgestrahlt. Moderator Oliver Geissen blickt mit zahlreichen Gästen auf zwei Jahrzehnte "Chart Show"-Geschichte zurück und präsentiert die erfolgreichsten Singles in Deutschland aller Zeiten.

Anlässlich des Jubiläums sprach TV Wunschliste-Redakteur Glenn Riedmeier mit Chartexperte Frank Ehrlacher und Produzentin Judith Langhans von i&u TV, die beide von Anfang an für die Entwicklung und Umsetzung der Show verantwortlich zeichnen. Sie erläutern, wie die Idee zur Sendung entstand und wie aufwendig die Vorbereitungen vor allem zu Beginn waren. Warum wird oft Playback gesungen? Wie hat sich der Musikmarkt im Verlauf der vergangenen 20 Jahre entwickelt? Und welche Künstler sind die unkompliziertesten? All das und viel mehr verraten sie im ausführlichen Gespräch.

TV Wunschliste: Liebe Frau Langhans, lieber Herr Ehrlacher, als "Die ultimative Chart Show" am 21. Mai 2003 zum ersten Mal auf Sendung ging, hätten wohl die wenigsten gedacht, dass das Format 20 Jahre später immer noch existieren würde. Wie hat das damals seinen Anfang genommen? Wer kam auf die Idee und gab es dafür einen bestimmten Anlass?

Judith Langhans: Oh ja, den gab es! Der Ursprung war gewissermaßen eine Geburtstagsfeier der Plattenfirma Virgin. Die hat aus diesem Anlass einmalig tatsächliche Verkaufszahlen herausgerückt - und sobald man konkrete Zahlen hat, kann man daraus ein Ranking erstellen. In England gab es dazu eine TV-Sendung, die allerdings völlig anders war. Das war eine reine Aneinanderreihung der Top 100 in Clips, die gestückelt auf vier Teile spät in der Nacht nach 23 Uhr ausgestrahlt wurde. RTL hat uns von der i&u TV allerdings darum gebeten, das als Show zu entwickeln. Dann haben wir bei allen Plattenfirmen in Deutschland, von denen es damals noch viel mehr gab als heute, angerufen und sie darum gebeten, uns ihre meistverkauften Singles zu nennen.

Das klingt nach einem sehr aufwendigen Vorhaben.

Judith Langhans im "Chart Show"-Studio
Judith Langhans im "Chart Show"-Studio Judith Langhans

Judith Langhans: Ja und wir sind auch völlig ins Leere gelaufen, denn die Plattenfirmen wollten uns keine Zahlen nennen, abgesehen von ein paar punktuellen Erfolgen. Eine weitere Schwierigkeit bestand darin, dass wir in der Show nicht einfach die aktuellen Verkaufscharts abbilden sollten, sondern Musik über mehrere Jahrzehnte, um direkt in einem Ranking vergleichen zu können, wie viel beispielsweise Michael Holm im Vergleich zu Britney Spears verkauft hat. Relativ schnell waren wir ernüchtert, weil einerseits die Plattenfirmen die Zahlen nicht rausrücken wollten und andererseits sich die Stückzahlen verkaufter Singles auch schon vor dem Streamingzeitalter Anfang der 2000er im Vergleich zu den 70ern dramatisch verändert hatten. Die Vergleichbarkeit erschien uns also schwierig, doch dann sind wir auf den Trichter gekommen: "Eine Nummer 1 ist immer eine Nummer 1." Egal ob in den 70ern oder in den 2000ern und egal, wie oft sie sich tatsächlich verkauft hat. Auf dieser Grundlage kann man das berechnen. Doch wo will man die alten Charts herbekommen? Und da sind wir auf Frank Ehrlacher gestoßen, mit dem wir das genaue Prozedere und die Punktevergabe für die Chartplatzierungen erarbeitet haben.

Frank Ehrlacher: Richtig, das grundlegende Prinzip lautet für uns: "Ein Platz 1 stellt immer das beliebteste Lied der Deutschen in dieser Woche dar." Eine Schwierigkeit ergab sich dadurch, dass es erst ab dem Jahr 1971 wöchentliche Charts gab, davor nur eine monatliche Auswertung. Überhaupt gab es den Begriff "offizielle Charts" in früheren Jahrzehnten noch gar nicht. In den 50ern haben die Händler Strichlisten gemacht und die Kneipenwirte gefragt, was denn bei ihnen so in den Musikboxen läuft [lacht]. Ab 1977 hat sich das geändert, als Media Control die Verantwortung übernahm und zum ersten Mal offizielle Charts im Auftrag des Bundesverbandes erfasst und veröffentlicht hat. Man muss sich das vergegenwärtigen: Als wir im Jahr 2002 die Sendung entwickelten, gab es zwar schon Internet, aber noch keine Möglichkeit, dort die Charts von früher zu finden, insbesondere aus der Zeit vor 1977. Für die "ultimative Chart Show" konnten wir dankenswerterweise mit der Zeitschrift Musikmarkt kooperieren, die schon seit 1959 Verkaufscharts veröffentlicht hat. Wir durften dort im Archiv stöbern und kistenweise Zeitschriften mitnehmen. Damit konnten wir dann eine Datenbasis auf die Beine stellen, die von 1959 bis heute geht. In den ersten 25 Sendungen saß auch noch Joachim Pschorr, der damalige Geschäftsführer von Musikmarkt, an meiner Seite in der "Chart Show".

Frank Ehrlacher
Frank Ehrlacher RTL/Stefan Gregorowius

Was glauben Sie, weshalb sich die "Chart Show" mittlerweile seit zwei Jahrzehnten stabil im RTL-Programm hält? Was ist das Erfolgsgeheimnis`?

Frank Ehrlacher: Was meines Erachtens von Anfang an den Reiz der "Chart Show" ausgemacht hat, ist die Tatsache, dass wir uns nicht auf aktuelle Musik konzentrieren, sondern meistens einen großen Zeitraum abdecken und damit Generationen verbinden. Da finden sich in einem Ranking dann Heino und Peter Alexander neben Robbie Williams und Katy Perry wieder. Ich weiß von vielen bei uns im Team, dass sie die Show zusammen mit ihrer Familie geschaut haben.

Judith Langhans: Und ich möchte ergänzen und noch einmal betonen, dass es sich bei der "Chart Show" um ein tatsächlich errechnetes und statistisch ermitteltes Ranking handelt. Ich habe mich auch von Anfang dafür eingesetzt, dass Frank Ehrlicher und Herr Pschorr in der Sendung im On zu sehen sind, damit den Zuschauern klar ist: Das sind Menschen, die sich damit auskennen und die das ausgerechnet haben. Frank ist ja wirklich ein Lexikon auf zwei Beinen und verfügt über ein unglaublich profundes Fachwissen! Seine sorgfältige statistische Arbeit ist ein ganz entscheidender Teil der Sendung.

Frank Ehrlacher: Rituell fragt mich Oliver Geissen auch am Ende jeder Sendung, wie groß denn der Abstand zwischen Platz 2 und Platz 1 ist, und ich nenne dann die Punktezahlen und ein paar Fakten. Denn ich bekomme durchaus Post von anderen Leuten, die sich mit Charts befassen und die Nachfragen zu bestimmten Spitzfindigkeiten in der Auswertung haben - etwa wenn es wegen Weihnachten in einer Woche keine Charts gab. Aber prinzipiell kann jeder, der will und die Zahlen hat, das Ergebnis nachrechnen. Was wir in der "Chart Show" präsentieren, ist immer das faktisch richtige Ranking. Da ist keine Willkür dabei, was uns immer wieder unterstellt wird. So hatten wir zum Beispiel bestimmt in der Hälfte aller Ausgaben die Nummer 1 nicht im Studio. Sie in der Show zu haben ist natürlich immer am schönsten, aber eben nicht immer möglich.

Judith Langhans: Andere Formate haben das nicht so ernst genommen. Es gab ja relativ schnell Derivate wie  "Die Hit-Giganten". Da wurde einfach gesagt: "Naja, das finden wir jetzt so und das sind eben 'Hugos Hits'." Oder auch  "Die 100 nervigsten ..." Wonach bemisst sich Nervigkeit? Ohne dass wir es darauf angelegt hätten, haben wir mit der "Chart Show" ein ganzes Genre mitbegründet, die Rankingshow. Und eine ganze Zeit lang gab es die sehr inflationär.

Moderator Oliver Geissen
Moderator Oliver Geissen RTL/Stefan Gregorowius

Dabei war die "Chart Show" doch ursprünglich nur als einmaliges Event geplant?

Judith Langhans: Ganz genau. Ich habe damals  "stern TV" und die  "stern TV-Reportage" geleitet und mein damaliger Chef meinte, dass ich die "Chart Show" mal so nebenbei machen könnte - weil ich ja auch Musikwissenschaft studiert habe. Er ging davon aus, dass Musik im Fernsehen ohnehin kein großes Ding mehr sei und wir jetzt einmal die Single-Charts und dann vielleicht noch die Alben-Charts machen - dann werde es das aber gewesen sein. Noch dazu waren die Umstände nicht gerade ermutigend: Die erste "Chart Show" lief an einem Mittwochabend - gegen ein hochkarätiges Bayern-München-Champions-League-Spiel. Doch am Ende hatten wir tatsächlich über sechs Millionen Zuschauer und 36,7 Prozent Marktanteil! Mir war damals noch nicht klar, wie sehr sich damit alles verändern würde. Eine andere Sache spielte auch noch eine entscheidende Rolle: Damals gab es noch keine Shows von drei und mehr Stunden und eigentlich sollte die "Chart Show" um 22 Uhr zu Ende sein. Da wir aber 50 Titel abdecken und jeden Song auch mal kurz anspielen wollten, wären wir mit der Sendezeit niemals ausgekommen. Ich habe mit meinem Chef heftig darüber diskutiert, ob wir die Show dann vielleicht auf zwei Teile aufteilen sollen. Das wollte er aber auch nicht und schließlich hat er sich überreden lassen. Und so ging die erste Ausgabe tatsächlich bis 23.20 Uhr, was damals absolut unüblich war.

Der Mut hat sich ausgezahlt. Angesichts der überragenden Einschaltquoten war dann wahrscheinlich schnell klar, dass die Show keine einmalige Sache bleiben wird?

Judith Langhans: Ja, wenn man sechs Millionen und 36 Prozent holt, kommt der Sender recht bald auf einen zu und sagt: "Och, das ist aber schön. Das machen wir aber noch mal!" [lacht] Hinzu kam, dass mir noch etwas anderes zugetragen wurde: Matthias Alberti, der gerade von RTL zu Sat.1 gegangen war, soll mit einer VHS-Kassette der "Chart Show" zur Konferenz gegangen sein und gesagt haben: "Ist mir egal wie, aber das will ich auch!"

Frank Ehrlacher: Wir hatten aber die deutlich bessere Quote als "Die Hit-Giganten", wenn ich das noch ergänzen darf [lacht].

Judith Langhans

Gab es im Verlauf der Jahre irgendwann das Gefühl, dass die Luft allmählich raus ist?

Judith Langhans: In der ersten Phase ging es recht schnell und wir haben die ersten 25 Sendungen innerhalb von drei Jahren gemacht. Danach war ein gewisses Sättigungsgefühl erreicht und viele andere Formate wurden dann schon wieder eingestellt. Wir hatten bei uns auch das Gefühl, dass wir eigentlich schon viele Storys erzählt haben und sind eigentlich nicht davon ausgegangen, dass es noch weitergeht. Wir haben schon alles eingemottet und ich habe wieder "stern TV" gemacht. Dann rief jedoch der Programmdirektor Holger Andersen an und meinte: "Ab Januar hätten wir die Sendung gerne in Staffeln", also eine wöchentliche Ausstrahlung. So ging es in einer neuen Programmierung mit etwas kürzeren Sendungen dann doch weiter - und auf einmal haben wir drei Staffeln "Chart Show" im Jahr gemacht!

Frank Ehrlacher: Etwas kürzer hieß allerdings: Drei Stunden statt vier! Die Redaktion ist teilweise auf dem Zahnfleisch gegangen, denn in der Spitze waren das 18 Sendungen im Jahr! Vorher war das eine Eventprogrammierung mit drei, vier Sendungen pro Jahr - und von heute auf morgen wurde das auf eine Staffelprogrammierung umgestellt. Ich habe Listen geliefert wie ein Weltmeister und die Kollegen haben recherchiert und Filme gedreht.

Auf der nächsten Seite verraten Judith Langhans und Frank Ehrlacher, wie entschieden wird, welche Künstler für einen Auftritt in der Show engagiert werden und ob live oder Playback gesungen wird.


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Leserkommentare

  • Chrissi50 schrieb via tvforen.de am 30.12.2023, 08.42 Uhr:
    Die dümmste Musikshow der Welt !
    ...na ich glaub kaum dass man "Die ultimative Chartshow" im Kongo kennt...:-)
    ...ich hingegen mag einfach den Geissen nicht...hab ich noch nie und werd ich auch nie mögen...
  • Frog and Starfish schrieb via tvforen.de am 30.12.2023, 09.33 Uhr:
    Erinnert mich an einen Kommentar auf Wunschliste oder einer ähnlichen Seite: Wir in Deutschland haben das dümmste und primitivste Fernsehen der ganzen Welt. Das ist noch viel dümmer aus das aus den USA oder England.
    Du weißt, Kommentator, dass viele "Realityformate" aus diesen Ländern kommen?
    Es freut mich aber, dass er oder sie weltweit das Fernsehen kennt, von Spitzbergen bis Neuseeland, von Mexiko bis Japan.
  • Johannes Braun schrieb am 29.12.2023, 15.27 Uhr:
    Interessantes Interview! Danke für die Erinnerung, dass heute die Jubiläumssendung kommt. Die Chartshow schaue ich immer wieder gerne, ist sehr kurzweilige Unterhaltung.
  • tiefra schrieb via tvforen.de am 29.12.2023, 14.41 Uhr:
    Die dümmste Musikshow der Welt ! Habe am Anfang die Folge "One Hit Wonder" gesehen und da hat es mir gereicht. Was da alles als 1Hit Wonder bezeichnet wurde, einfach unterirdisch ! Haben nur die Beatles und Stones als solches gefehlt.
  • jeanyfan schrieb via tvforen.de am 29.12.2023, 19.14 Uhr:
    tiefra schrieb:
    Die dümmste Musikshow der Welt ! Habe am Anfang
    die Folge "One Hit Wonder" gesehen und da hat es
    mir gereicht. Was da alles als 1Hit Wonder
    bezeichnet wurde, einfach unterirdisch ! Haben nur
    die Beatles und Stones als solches gefehlt.

    Ja, gut, ich weiß jetzt nicht, wie sie die Kriterien dafür angelegt haben. Da wird es halt einfach nach Charts-Platzierungen gehen. Und wenn dann eben nur einmal ein Song in den Top10 war von nem Künstler, zählt der eben als One-Hit-Wonder in der Hinsicht, auch wenn er vielleicht jahrzehntelang aktiv und woanders durchaus erfolgreich war.
  • Frog and Starfish schrieb via tvforen.de am 29.12.2023, 16.40 Uhr:
    Welche fandest du denn unterirdisch und welche hätten dir gefehlt? Wir schalten diese Show meist ein, wenn sie schon läuft und bei den One Hit-Wonder-Songs ist mir z. B. Words von F. R. David in Erinnerung, eines meiner Lieblingslieder. Sonst erinnere ich mich jetzt nicht speziell und müsste eine Wiederholung der Sendung sehen. Ich mag die Sendung grds. gerne. Die Kommentare könnte man sich manchmal sparen, gehören aber eben zu dieser Show dazu.