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Maxi Gstettenbauer: "Wir zeigen Stand-Up in Reinkultur - ohne jegliches Gimmick"

Maxi Gstettenbauer
Maxi GstettenbauerComedy Central/Max Kohr


TV Wunschliste: Wenn es einem Comedian gelingt, große Bekanntheit zu erlangen, habe ich oft den Eindruck, dass sie kurz darauf schnell von Sendern nach oben gepusht und gehypet werden. Die Künstler haben dann oft nicht die Möglichkeit, sich langsam zu entwickeln und Schritt für Schritt an sich zu arbeiten. Siehst du das auch so?

Maxi Gstettenbauer: Ich kenne ja genug Kollegen, denen genau das passiert ist, aber ich verurteile das nicht. Wenn man eine Nummer spielt, die so krass den Nerv des Publikums trifft, wird ein Künstler plötzlich nach oben gespült und er erhält auf einmal richtig große Aufmerksamkeit. So etwas ist nicht planbar und keiner hat sich das ausgesucht. Ich habe ganz hohen Respekt vor diesem Moment und jedem Kollegen, dem es gelingt, das richtig zu managen, ohne danach in Depressionen zu verfallen.

Du bist ja quasi auf dem zweiten Karriereweg zum Stand-Up-Comedian geworden. Viele kennen dich noch als Spieleexperte von  "GIGA\\GAMES". Welche Erinnerungen verbindest du mit dieser Zeit?

Maxi Gstettenbauer: GIGA war cool! Ich meine, gibt es was Geileres, als mit 18 Jahren Spieletester zu werden? (lacht) Ich habe allerdings schon während der Zeit bei GIGA mit Stand-Up angefangen, weil das schon damals mein Traumberuf war. Das war völlig verrückt damals: "GIGA\\GAMES" war ja eine Livesendung von 22 Uhr bis Mitternacht - und ich bin danach oft noch mit der Bahn in die Kölner Innenstadt gefahren, um zwei Stand-Up-Auftritte auf offenen Bühnen machen zu können. Bei GIGA haben einige gesagt: "Der Maxi hat doch den Arsch offen." Viele fanden mich nicht witzig und waren davon überzeugt, dass das nichts wird und mich keiner sehen will. Es gab schon viele Widerstände, aber ich habe weiter an mir gearbeitet und irgendwann habe ich das richtige Gespür auf der Bühne entwickelt.

Vor einigen Jahren gab es immerhin noch  "TV total", das für dich und viele andere Stand-Up-Comedians eine wichtige Plattform war. Wie schwierig ist es deiner Ansicht nach heutzutage für einen Newcomer, bekannt zu werden? Viele versuchen es über den YouTube-Weg. Aber ist es nicht etwas völlig anderes, Comedyclips fürs Internet zu machen oder live auf der Bühne zu stehen?

Maxi Gstettenbauer
Maxi GstettenbauerComedy Central/Max Kohr

Maxi Gstettenbauer: Absolut. Wir befinden uns momentan in einer Zeit, in der die Devise gilt: Entweder ein Künstler funktioniert innerhalb von 15 Sekunden oder die Leute verlieren das Interesse. Comedians bei Instagram oder YouTube haben es deshalb schwer, weil sie in dieser Form gefangen sind. Viele Comedians setzen von Anfang an auf ein bestimmtes Branding, was bestimmt eine erfolgversprechende Taktik ist. Aber ich finde, dass das für Comedy eine gefährliche Entwicklung ist, weil es einfach einschränkt. Du bist dann kein Künstler mehr, der sein Werk veröffentlicht, sondern bist sofort in einer bestimmten Schublade drin, aus der man nur schwer wieder herauskommt.

Hinzu kommt, dass Comedy in Deutschland immer noch so einen schlechten Ruf hat. Wann immer eine neue Comedyshow startet oder ein Comedian im Fernsehen auftritt, hagelt es in den sozialen Netzwerken so gut wie immer Häme und negative Kommentare.

Maxi Gstettenbauer: Richtig, man liest ständig, dass Comedy in Deutschland niveaulos und doof sei. Ein Problem ist in diesem Zusammenhang, dass es im deutschen Fernsehen keine prominente Plattform für Stand-Up-Comedy mehr gibt. Es wurde jahrelang verpennt, sich um Nachwuchs zu kümmern, weil von Senderseite aus schlichtweg kein Interesse bestand, neue Leute zu fördern. Stattdessen wird von Newcomern erwartet, dass sie sofort und unmittelbar auf RTL funktionieren. Anders formuliert: Entweder spielt man Kreisliga oder Champions League - dazwischen gibt es leider keine Progression. Deshalb wird einerseits das Internet immer wichtiger und andererseits Formate wie  "Standup 3000", in denen sich Künstler allmählich etablieren können. Ich kann Newcomern trotzdem Mut machen: Denn obwohl der Markt sehr voll ist, ist immer Platz für einen neuen guten Comedian.

Maxi Gstettenbauer mit Osan Yaran, Jacqueline Feldmann und Alain Frei
Maxi Gstettenbauer mit Osan Yaran, Jacqueline Feldmann und Alain FreiComedy Central/Max Kohr


Kannst du dir erklären, warum Comedy in Deutschland immer noch so einen schlechten Ruf hat und die Künstler regelmäßig mit Shitstorms konfrontiert werden?

Maxi Gstettenbauer: Da spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Ich sehe oft Auftritte von Comedians, die ein Super-Set hinlegen - aber das Publikum reagiert nicht so, wie es die Nummer eigentlich verdient hätte. Das liegt aber nicht an den Zuschauern, sondern einfach an der Live-Situation und der allgemeinen Stimmung, die jeden Abend anders ist. Außerdem ist Comedy im Fernsehen oder im Internet etwas völlig anderes, als Comedy selbst live vor Ort mitzuerleben. Das lässt sich einfach nicht 1:1 ins Fernsehen übertragen. Fairerweise muss man sagen, dass der schlechte Ruf von Comedy im Fernsehen aber auch schlichtweg daher kommt, dass in den vergangenen Jahren einige Sendungen gelaufen sind, die nicht lustig oder authentisch waren, sondern sehr artifiziell. Und dann ärgert es mich, wenn wirklich gute Sachen nicht die Aufmerksamkeit bekommen, die sie eigentlich verdient hätten, wie beispielsweise  "Pastewka".

Hinzu kommt, dass es in Deutschland meiner Meinung nach eine gewisse Aversion gegen die sogenannte "leichte Unterhaltung" gibt. Sobald etwas niveauvoll oder interessant ist, gilt es als Kabarett, während Comedy dann als niveauloser Dreck gilt. Das ist für mich aber eine nicht mehr zeitgemäße Einteilung. Jemand wie Volker Pispers würde in den USA als politischer Stand-Up-Comedian bezeichnet werden, weil er trotz des intelligenten Inhalts eine große Pointendichte hat und extrem lustig ist. Gleichzeitig gibt es aber auch im Kabarett Leute, die in ihren Auftritten kaum Pointen haben, aber vom deutschen Publikum als intellektuell und hochwertig eingestuft werden. Jemand, der einfach nur witzig ist, hat es schwer, weil Witzigkeit allein in Deutschland oft nicht als Wert anerkannt wird. Humor und Ernsthaftigkeit wird als Gegensatz verstanden, obwohl beides miteinander vereinbar ist. Und sobald man den Stempel Comedian aufgedrückt bekommen hat, wird einem seltsamerweise jegliche Fähigkeit abgesprochen, auch intelligente Inhalte bringen zu können.

Auf der nächsten Seite erklärt Maxi Gstettenbauer, weshalb er seine Heimat Bayern verlassen hat und stattdessen in Köln seine Karriere als Comedian gestartet hat. Außerdem erläutert er, warum er ein komplettes Bühnenprogramm zum Download anbietet, und über welche Kollegen er selbst lachen kann.


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