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Sturm der Liebe
D, 2005–

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"Sturm der Liebe"-Serienforum
Siri schrieb am 13.11.2017, 17.05 Uhr:
Boeh. ......ich muss immer so lachen, wenn ich die Storchenbeine vom Chrisdoooof sehe....was das anbelangt, passt er prima zum Kleiderständer Alischia 😂😂Siri schrieb am 13.11.2017, 18.28 Uhr:
Jupp....er scheint in letzter Zeit gut im Futter zu sein....zu Anfang war er schlanker.....aber was red ich da....was will man erwarten, bei der SterneKüche des Fürstenhofs😂😂Luise4482 schrieb am 13.11.2017, 18.37 Uhr:
Aber das passt doch zu ihm.Ich finde, dass er eine gute Figur hat Silli.Sillie schrieb am 13.11.2017, 18.49 Uhr:
Luise4482, ich habe auch nichts gegen Christophs Figur. Für mich dürfen Männer lieber zu viel drauf haben, als zu wenig. Dann hat man wenigstens was zum Anfassen und zum Kuscheln. Alicias Hände wanderten auch gerne zu Christophs Popöchen.Luise4482 schrieb am 13.11.2017, 18.59 Uhr:
Jaaa , das ist mir auch dchon aufgefallen Silli.(ich mag es auch kuschelig.)😉😉Siri schrieb am 13.11.2017, 20.15 Uhr:
Also .....im Anzug sieht der Chrisdoooof schon schnuckelig aus....aber in Turn- und Reithose....Hilfe....die Beine sind einfach zu dünn. ...da stimmen die Proportionen einfach nicht🤗🤗
Auch ich finde, dass an einem Mann was dran sein muss.....bloß nicht son Gerippe :(
Teichmolch schrieb am 13.11.2017, 16.08 Uhr:
Warten wir gespannt, wie es weiter geht,es hat keinen Sinn sich in der Vorschau zu informieen, da ist die Spannung wegJanny schrieb am 13.11.2017, 16.23 Uhr:
Wenn Ella nun die Serie verlassen MUß, da hat sie sich wohl von den Autoren so einen Wahnsinnsabgang schreiben lassen.Oh mannn, was ist aus der bloß geworden ... von der Betschwester zur Giftspritze !!... und Willi-Cool und Bäcci-Doof sollten sich d gefälligst raushalten!!Siri schrieb am 13.11.2017, 16.48 Uhr:
Juchuuuu. ....und der Bi Ba Butze Boris hat sich geoutet.....oder warum wiegt man sonst den kleinen Tom mit nacktem Oberkörper in Schlaf 😨????
Zur Hackfresse fällt mir nix mehr ein....ausser, dass sie iwie zur von-und-zu Dumpfbacke passt....da gibt's halt immer auf die Fresse, wenn nicht gespurt wird....
.....der Deal zwischen beiden?
Ich kann mir nur vorstellen. ...sie bekommt den Namen .....die von-und-zu-vorzeige-Kinder und ne goldene Kreditkarte.....er den Freifahrtsschein für andere Mädels, um ein bisschen Spaß zu haben.....und beiden haben alles richtig gemacht 😂😂😂Sillie schrieb am 13.11.2017, 17.21 Uhr:
Siri, mir kommt es so vor, als wenn alles nur ein Deal zwischen Ella und ihrem Zukünftigen ist. Vielleicht heiraten sie gar nicht richtig. Alles nur Schein, um Bäkki eins auszuwischen und Williääm vielleicht ein bisschen Eifersüchtig zu machen.Dulcinea schrieb am 13.11.2017, 17.39 Uhr:
Ja, warum sollte er heiraten, wenn er doch sowieso seine Pranken von anderen Frauen nicht lassen kann? Ich finde es schlimm, wieweit es Ella noch treibt,,Warum ist sie nicht im Kloster geblieben? William ist nicht eifersüchtig,Sillie schrieb am 13.11.2017, 17.45 Uhr:
Eben Dulcinea, was kann das nur für ein Deal sein? Ella hat doch auch überhaupt kein Geld.Das Kloster ist Ella überhaupt nicht gut bekommen. Das hat sie nur noch bestärkt in ihrem weltfremden Denken mit dem Gelübteversprechen ... Sie glaubt wohl noch immer einen Anspruch auf Willäm zu haben.Siri schrieb am 13.11.2017, 18.17 Uhr:
Das Gelübte hat sie eh gebrochen. .. .Jungfrau is sie nimma mehr. ...aaaaber. ...heiraten tut sie , denn....SPOILER. ....soviel ich weiß, gibt es zwei Bräute🤗🤗
Vllt saniert ihr Verlobte mit seinem Geld ja auch die marode Metzgerei seiner zukünftigen Schwiegereltern .....und ich bleibe bei meiner Meinung bezüglich des Deals.....die Frau Mama des Vov-und-Zu besteht darauf, dass ihr windiger Ableger heiratet. ....sonst dreht sie ihm den Geldhahn zu....da lässt er sich wohl oder übel auf den Deal mit der Metzgerstochter ein🤗🤗Dulcinea schrieb am 13.11.2017, 18.27 Uhr:
Das kann gut sein. Ella hat ja die Mutter des Auf und Davons im Kloster kennengelernt und die hat die beiden verkuppelt.Janny schrieb am 14.11.2017, 09.07 Uhr:
ooooder .... der Von und Zu muß bis zum 30.? Geburtstag fix heiraten, sonst gehen die Millionen vom Erbonkel ans Kloster ?!Siri schrieb am 14.11.2017, 12.27 Uhr:
Auch ne Idee ;)
Oder hat der Vater des Von-und-Zu mal Ellas Vater beim illegalen Schlachten von Bioschweinen erwischt und Schweigegeld kassiert....und nu will der Sohn das wieder gut machen, indem er die Metzgerstochter heiratet und die marode Schlachterei dadurch wieder in die schwarzen Zahlen bringt??? Er ist doch soooo ein Gutmensch....wie Dumpfbacke Ella immer wieder betont😂😂
Luise4482 schrieb am 13.11.2017, 15.44 Uhr:
Onee was ist denn nur mit Ella los??? Sowas von Arrogant und wie die redet .- Sie hat im Kloster eiben Reichen Katholischen Von und Zu kennengelernt,-der sie auch sofort heiratet(wohl wegem dem Gelübte).Ihre aufblondierte Haarsträhne hängt ihr noch mehr als sonst im Gesicht.(ich könnte bei der meune Kinderstube vergessen 😠😠😠😠😈)Dulcinea schrieb am 13.11.2017, 16.03 Uhr:
Die beiden haben offenbar einen Deal. Sie kann damit Ella und William eins auswischen, aber was er davon hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Dieser Patrick ist ein Mistkerl, aber was muss sich William da einmischen? Der sollte sich tunlichst dabei heraushalten Hat eh damit zu tun, das verlockende Angebot anzunehmen. Immer das gleiche Hickhack. Wollen wir weggehen? Natürlich, so weit weg wie möglich.Ananas schrieb am 13.11.2017, 16.05 Uhr:
Ja, Ella kommt sehr provokativ und arrogant rüber. Aber was ist denn ihr Verlobter für ne Flachzange? Total das Rollenklischee, und ich frag mich was diese unsinnige Story kurz vor Schluß noch reißen soll... Sie weiß, er ist doof und will ihn trotzdem heiraten... scharf aufs Geld und von und zu und auf und davon?
So wie William jetzt über Ella redet, fragt man sich wirklich, wieso er sie mal so schrecklich geliebt hat. Hab ich sowieso nie verstanden. Und nun winkt Australien, nachdem Paris ad acta ist, bei denen hagelts ja nur so bombastische Jobangebote. Tststs, hm...Myrna0102 schrieb am 13.11.2017, 17.17 Uhr:
Ählla, am Anfang die blondierte Strähne rechts, in der nächsten Szene wieder links..
Ihr von und zu ist geistreich, gebildet, charmant (lach), alles Eigenschaften, die sie nicht hat! Mit dem Typen wird sie einen gehörigen Bauchklatscher erleben. Aber - jeder kriegt das, was er verdient.....
Doc Wallermähne hat nochmal in Fonsis Akten geguckt, und wieder merkt er nix! Das Gemehre in Fabi(a)en wirkt auf mich etwas übertrieben.Sillie schrieb am 13.11.2017, 17.34 Uhr:
Ich glaube, Susan hätte es sehr gerne, wenn Williääm nach Australien ginge. Sie möchte wohl, dass Williäm sich einen Namen als Trainer macht und außerdem kann sie das Bäckchen nicht leiden. Wahrscheinlich gehen beide nach Australien, denn sie scheiden ja bald aus.Sillie schrieb am 13.11.2017, 17.40 Uhr:
Ich finde Ella ist nun noch schrecklicher, als vor ihrem Verschwinden. Irgendwie ist die nicht ganz klar in der Birne und bräuchte dringend eine psychologische Behandlung. Sie soll wohl noch mal für Spannung sorgen, weil es mit Bäkki und Williäm so gähnend langweilig ist. Ihre Rückkehr macht überhaupt keinen Sinn.Dulcinea schrieb am 13.11.2017, 17.45 Uhr:
Da musste ich auch schmunzeln, als diese Eigenschaften aufgezählt wurden. Vielleicht hat man ihr diese Geschichte gegeben, weil sich die Darstellerin am Set so unmöglich aufgeführt hat. Dachte, sie käme geläutert zurück mit ihrem TM und wünscht den beiden Duttturbeltäubchen alles Gute.
Der Doc ist so dermaßen übergriffig, dass sein Sohn eigentlich kein Selbstbewusstsein entwickeln kann. Statt sich zu freuen, dass sich der Sohn in Selbstverteidigung übt - hatte Natascha nicht auch den Stockkampf ausprobiert - ist es ihm auch wieder nicht recht. Wo bleibt eigentlich Tanja? Hätte ja auch besorgt anreisen können. Aber die Darstellerin ist ja ausgestiegen.Poppy schrieb am 13.11.2017, 18.24 Uhr:
Da hat es einmal vor gefühlten 100 Jahren einen Hit gegeben, der hiess " Wärst du doch in Düsseldorf geblieben "
Das fiel mir heute ein als ich die Ella sah, ist das eine arrogante Zicke!
Sie glaubt wohl mit dieser Scheinehe kann sie William und Rebecca provozieren und natürlich muss es ein Adelsspross sein!
Hupsala schrieb am 13.11.2017, 13.43 Uhr:
DAS war in meiner langen Zugehörigkeit im Forum Rosen noch nie der Fall das dieses Forum gesperrt wurde. Und es war schon öfter stürmisch, sogar sehr stürmisch bei den Rosen zugegangen doch immer ging am Ende alles gut aus. Da ich länger nicht gelesen habe frage ich mich natürlich: Was ist da passiert? und ich bin entsetzt darüber und sage einfach nur: SCHADE um das einst schöne Forum!!!!!!!!Dulcinea schrieb am 13.11.2017, 16.28 Uhr:
Euer Forum wird sicherlich wieder eröffnet werden, schon allein um des Betreibers willen, aber hoffentlich war der Schrecken heilsam für alle Beteiligten.,
Bei uns in diesen Forum nimmt der Schrecken auch kein Ende - die Tuschi hat sich wieder zurückgemeldet und Ella hat nichs dazugelernt. Statt mal über sich und ihre Fehler nachzudenken, zieht sie sich immer weiter in den Schmutz.
Mauseohr schrieb am 13.11.2017, 13.32 Uhr:
Hallo Mädels, wir hatten ja auch einen Troll mit langen Gedichten. Gottseidank hat die Redaktion diesmal schnell reagiert. Jetzt können wir uns wieder auf unsere Sendung konzentrieren.
Bin schon gespannt, wie es weiter geht.Luise4482 schrieb am 13.11.2017, 15.54 Uhr:
Ananas ich hab mal eine Frage. Was stimmt denn in diesem Forum nicht? Ma kann gar keine Beiträge mehr schreiben.,nur beantworten.??Ananas schrieb am 13.11.2017, 16.49 Uhr:
Mein jippi bezog sich auf dies sdl-Forum und dass gleich reagiert wurde, als hier nur noch ellenlange Prosa zu sehen war heute.
Das rr-Forum war soviel ich mitgekriegt hab zum Privatgetexteforum geworden, da zu lesen machte auch keinen Spaß mehr und viele Beiträge hab ich schon inhaltlich nicht mehr kapiert. Ist mir eigentlich egal, gibt ja immer irgendwelche, die sich in den Vordergrund schieben, warum auch immer. ... Hier im sdl-Forum gehts meiner Meinung nach vernünftig zu, man kann ja gern mal abschweifen (wie jetzt, sorry ;-), aber unser Hauptaugenmerk liegt ja beim Sturm des Schrecklichen. Und das ist gut so. 🙋
Heike00 schrieb am 13.11.2017, 13.09 Uhr:
Die Feder Marats, wieder in Blut getaucht,
Steht auf und lehrt scheuseliges Henkertum.
Die Feder Marats? Nein, die deine
Wahrlich abscheulicher, zehnmal, ist sie.Er schrieb für Freiheit, mindestens wie er sie
In seiner teuflisch kochenden Brust verstand:
Du glühst für Knechtschaft, willst Vernichtung
Predigen über ein ganzes Volk uns.Nicht bloß sie selbst, ihr Name sogar – es spricht's
Dein feiler Mund – soll schwinden und untergehn:
Nur dich hinweg, dich, Name Polens!
Rufst du, dir schreib ich es nach mit Schauder.Ihr Name selbst? wie kränkte der Name dich?
Ihr Name bleibt, und gingen sie selbst zugrund!
Er ward mit Heldenblut geschrieben,
Menschlichem Ruhme die schönste Sternschrift.Du freilich wichst demütigen Schritts zurück,
Wenn fremde Macht anfiele das Vaterland.
Sie starben, ja, doch nicht entgingst du
Ihrem gebrochenen Heldenblicke.Sie schrecken dich im Tode sogar, und nach
Dem Tod verfolgt dein schnödes Gedicht sie noch.
O seltne Großmut! Solche Seelen
Nährt der entartete deutsche Boden!Du höhnst den Leichnam, aber ich leg indes
Dies kurze Lied auf mächtigen Aschenkrug:
Hier liegt ein Volk! und dort bei dir ging
Menschengefühl in Sophistik unter.
[gesamten Text zeigen]Georg Herwegh (1817 - 1875), deutscher Lyriker, lt. Heinrich Heine "die eiserne Lerche der Revolution"Rasch tritt der Tod den Menschen an,
Es ist ihm keine Frist gegeben,
Es stürzt ihn mitten in der Bahn,
Es reißt ihn fort vom vollen Leben,
Bereitet oder nicht, zu gehen,
Er muß vor seinen Richter stehen!Friedrich von Schiller (1759 - 1805), Johann Christoph Friedrich, deutscher Arzt, Dichter, Philosoph und Historiker; gilt als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Dramatiker und LyrikerQuelle: Schiller, Wilhelm Tell, 1802-1804. 4. Akt, 3. Szene, Barmherzige Brüder. OriginaltextDas HöchsteSuchst du das Höchste, das Größte? Die Pflanze kann es dich lehren:
Was sie willenlos ist, sei du es wollend – das ists!Friedrich von Schiller (1759 - 1805), Johann Christoph Friedrich, deutscher Arzt, Dichter, Philosoph und Historiker; gilt als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Dramatiker und LyrikerQuelle: Schiller, Gedichte. 1795Höhern Sinn hat der errungen,
der der Wahrheit Blitz gezwungen,
der die Geister selbst befreit.
Freiheit der Vernunft erfechten,
heißt für alle Völker rechten,
gilt für alle ew'ge Zeit.Friedrich von Schiller (1759 - 1805), Johann Christoph Friedrich, deutscher Arzt, Dichter, Philosoph und Historiker; gilt als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Dramatiker und LyrikerQuelle: Schiller, Gedichte. Aus: Zur Feier der Jahrhundertwende (Fragment), 1801Seid umschlungen Millionen!
Diesen Kuß der ganzen Welt!
Brüder – überm Sternenzelt
Muß ein lieber Vater wohnen.Friedrich von Schiller (1759 - 1805), Johann Christoph Friedrich, deutscher Arzt, Dichter, Philosoph und Historiker; gilt als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Dramatiker und LyrikerQuelle: Schiller, Gedichte. Aus: An die Freude, 1786Spruch des KonfuziusDreifach ist des Raumes Maaß.
Rastlos, fort ohn Unterlaß
Strebt die Länge, fort ins Weite
Endlos gießet sich die Breite,Grundlos senkt die Tiefe sich.
Dir ein Bild sind sie gegeben.
Rastlos vorwärts mußt du streben,
Nie ermüdet stille stehn,
Willst du die Vollendung sehn,Mußt ins Weite dich entfalten,
Mit allfassendem Gefühl,
Soll sich dir die Welt gestalten,
In die Tiefe mußt du steigen,
Soll sich dir das Wesen zeigen. –Nur Beharrung führt zum Ziel,
Nur die Fülle führt zur Klarheit,
Und im Abgrund wohnt die Wahrheit.
[gesamten Text zeigen]Friedrich von Schiller (1759 - 1805), Johann Christoph Friedrich, deutscher Arzt, Dichter, Philosoph und Historiker; gilt als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Dramatiker und LyrikerQuelle: Schiller, Gedichte. Hier: 1795Des Menschen Taten und Gedanken, wißt!
Sind nicht wie Meeres blindbewegte Wellen.
Die innre Welt, sein Mikrokosmus, ist
Der tiefe Schacht, aus dem sie ewig quellen.
Sie sind notwendig, wie des Baumes Frucht,
Sie kann der Zufall gaukelnd nicht verwandeln.
Hab ich des Menschen Kern erst untersucht,
So weiß ich auch sein Wollen und sein Handeln.Friedrich von Schiller (1759 - 1805), Johann Christoph Friedrich, deutscher Arzt, Dichter, Philosoph und Historiker; gilt als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Dramatiker und LyrikerQuelle: Schiller, Wallenstein (Trilogie), entst. 1796-1799; Erstdruck 1800. Wallensteins Tod, 1799. 2. Akt, 3. Auftritt, WallensteinAn die FreudeFreude, schöner Götterfunken,
Tochter aus Elysium,
Wir betreten feuertrunken
Himmlische, dein Heiligtum.
Deine Zauber binden wieder,
Was der Mode Schwert geteilt;
Bettler werden Fürstenbrüder,
Wo dein sanfter Flügel weilt.Chor:
Seid umschlungen, Millionen!
Diesen Kuß der ganzen Welt!
Brüder – überm Sternenzelt
Muß ein lieber Vater wohnen.Wem der große Wurf gelungen,
Eines Freundes Freund zu sein;
Wer ein holdes Weib errungen,
Mische seinen Jubel ein!
Ja – wer auch nur eine Seele
Sein nennt auf dem Erdenrund!
Und wers nie gekonnt, der stehle
Weinend sich aus diesem Bund!Chor:
Was den großen Ring bewohnet,
Huldige der Sympathie!
Zu den Sternen leitet sie,
Wo der Unbekannte thronet.Freude trinken alle Wesen
An den Brüsten der Natur,
Alle Guten, alle Bösen
Folgen ihrer Rosenspur.
Küsse gab sie uns und Reben,
Einen Freund, geprüft im Tod.
Wollust ward dem Wurm gegeben,
Und der Cherub steht vor Gott.Chor:
Ihr stürzt nieder, Millionen?
Ahndest du den Schöpfer, Welt?
Such ihn überm Sternenzelt,
Über Sternen muß er wohnen.Freude heißt die starke Feder
In der ewigen Natur.
Freude, Freude treibt die Räder
In der großen Weltenuhr.
Blumen lockt sie aus den Keimen,
Sonnen aus dem Firmament,
Sphären rollt sie in den Räumen,
Die des Sehers Rohr nicht kennt.Chor:
Froh, wie seine Sonnen fliegen,
Durch des Himmels prächtgen Plan,
Laufet, Brüder, eure Bahn,
Freudig wie ein Held zum Siegen.Aus der Wahrheit Feuerspiegel
Lächelt sie den Forscher an.
Zu der Tugend steilem Hügel
Leitet sie des Dulders Bahn.
Auf des Glaubens Sonnenberge
Sieht man ihre Fahnen wehn,
Durch den Riß gesprengter Särge
Sie im Chor der Engel stehn.Chor:
Duldet mutig, Millionen!
Duldet für die beßre Welt!
Droben überm Sternenzelt
Wird ein großer Gott belohnen.Göttern kann man nicht vergelten,
Schön ists, ihnen gleich zu sein.
Gram und Armut soll sich melden,
Mit den Frohen sich erfreun.
Groll und Rache sei vergessen,
Unserm Todfeind sei verziehn,
Keine Träne soll ihn pressen,
Keine Reue nage ihn.Chor:
Unser Schuldbuch sei vernichtet!
Ausgesöhnt die ganze Welt!
Brüder – überm Sternenzelt
Richtet Gott, wie wir gerichtet.Freude sprudelt in Pokalen,
In der Traube goldnem Blut
Trinken Sanftmut Kannibalen,
Die Verzweiflung Heldenmut – –
Brüder, fliegt von euren Sitzen,
Wenn der volle Römer kreist,
Laßt den Schaum zum Himmel sprützen:
Dieses Glas dem guten Geist.Chor:
Den der Sterne Wirbel loben,
Den des Seraphs Hymne preist,
Dieses Glas dem guten Geist
Überm Sternenzelt dort oben!Festen Mut in schwerem Leiden,
Hülfe, wo die Unschuld weint,
Ewigkeit geschwornen Eiden,
Wahrheit gegen Freund und Feind,
Männerstolz vor Königsthronen –
Brüder, gält es Gut und Blut, –
Dem Verdienste seine Kronen,
Untergang der Lügenbrut!Chor:
Schließt den heilgen Zirkel dichter,
Schwört bei diesem goldnen Wein:
Dem Gelübde treu zu sein,
Schwört es bei dem Sternenrichter!Rettung von Tyrannenketten,
Großmut auch dem Bösewicht,
Hoffnung auf den Sterbebetten,
Gnade auf dem Hochgericht!
Auch die Toten sollen leben!
Brüder trinkt und stimmet ein,
Allen Sündern soll vergeben,
Und die Hölle nicht mehr sein.Chor:
Eine heitre Abschiedsstunde!
Süßen Schlaf im Leichentuch!
Brüder – einen sanften Spruch
Aus des Totenrichters Munde!
[gesamten Text zeigen]Friedrich von Schiller (1759 - 1805), Johann Christoph Friedrich, deutscher Arzt, Dichter, Philosoph und Historiker; gilt als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Dramatiker und LyrikerQuelle: Schiller, Gedichte. 1785Der Mann muß hinaus
Ins feindliche Leben,
Muß wirken und streben
Und pflanzen und schaffen,
Erlisten, erraffen,
Muß wetten und wagen,
Das Glück zu erjagen.Friedrich von Schiller (1759 - 1805), Johann Christoph Friedrich, deutscher Arzt, Dichter, Philosoph und Historiker; gilt als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Dramatiker und LyrikerQuelle: Schiller, Gedichte. Aus: Das Lied von der Glocke, 1799PunschliedVier Elemente,
Innig gesellt,
Bilden das Leben,
Bauen die Welt.Preßt der Zitrone
Saftigen Stern,
Herb ist des Lebens
Innerster Kern.Jetzt mit des Zuckers
Linderndem Saft
Zähmet die herbe
Brennende Kraft,Gießet des Wassers
Sprudelnden Schwall,
Wasser umfänget
Ruhig das All.Tropfen des Geistes
Gießet hinein,
Leben dem Leben
Gibt er allein.Eh es verdüftet,
Schöpfet es schnell,
Nur wenn er glühet,
Labet der Quell.
[gesamten Text zeigen]
Heike00 schrieb am 13.11.2017, 13.09 Uhr:
Im Atemholen sind zweierlei Gnaden:
Die Luft einzuziehn, sich ihrer entladen;
Jenes bedrängt, dieses erfrischt;
So wunderbar ist das Leben gemischt.
Du danke Gott, wenn er dich preßt,
Und dank ihm, wenn er dich wieder entläßt.Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Gedichte. West-östlicher Divan, 1814 - 1819. Buch des SängersMeine Ruh' ist hin,
Mein Herz ist schwer;
Ich finde sie nimmer
Und nimmermehr.Wo ich ihn nicht hab',
Ist mir das Grab,
Die ganze Welt
Ist mir vergällt.Mein armer Kopf
Ist mir verrückt,
Mein armer Sinn
Ist mir zerstückt.Meine Ruh' ist hin,
Mein Herz ist schwer;
Ich finde sie nimmer
Und nimmermehr.Nach ihm nur schau' ich
Zum Fenster hinaus,
Nach ihm nur geh' ich
Aus dem Haus.Sein hoher Gang,
Sein' edle Gestalt,
Seines Mundes Lächeln,
Seiner Augen Gewalt,Und seiner Rede
Zauberfluß,
Sein Händedruck,
Und ach sein Kuß!Meine Ruh' ist hin,
Mein Herz ist schwer;
Ich finde sie nimmer
Und nimmermehr.Mein Busen drängt
Sich nach ihm hin.
Ach dürft' ich fassen
Und halten ihn,Und küssen ihn,
So wie ich wollt',
An seinen Küssen
Vergehen sollt'!
[gesamten Text zeigen]Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Faust. Der Tragödie erster Teil, 1808. Gretchens Stube, Gretchen mit sich alleinIn wenig Stunden
Hat Gott das Rechte gefunden.Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Gedichte. Ausgabe letzter Hand. 1827, hier aus: Gott, Gemüt und WeltGeh den Weibern zart entgegen,
Du gewinnst sie, auf mein Wort;
Und wer rasch ist und verwegen,
Kommt vielleicht noch besser fort.
Doch wem wenig dran gelegen
Scheinet ob er reizt und rührt,
Der beleidigt, der verführt.Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Gedichte. Ausgabe letzter Hand. 1827, Lieder, Antworten bei einem gesellschaftlichen Fragespiel: Der Erfahrne [sic]Kein grösser Unrecht wird Juristen angethan,
Als wann ein jeder Recht erweiset jedermann,
Weil ihnen Unrecht recht. Wann Unrecht wo nicht wär,
Wär zwar ihr Buch voll Recht, ihr Beutel aber leer.Friedrich Freiherr von Logau (1604 - 1655), deutscher Jurist, Satiriker, Epigramm- und Barockdichter, Pseudonym: Solomon von GolawQuelle: Logau, Salomons von Golaw Deutscher Sinn=Getichte Drey Tausend, 1654. Originaltext. Zungendrescher. OriginaltextKophtisches LiedGeh! gehorche meinen Winken,
Nutze deine jungen Tage,
Lerne zeitig klüger sein:
Auf des Glückes großer Waage
Steht die Zunge selten ein;
Du mußt steigen oder sinken,
Du mußt herrschen und gewinnen
Oder dienen und verlieren,
Leiden oder triumphieren,
Amboß oder Hammer sein.Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Gedichte. Ausgabe letzter Hand. 1827, Gesellige LiederErster VerlustAch, wer bringt die schönen Tage,
Jene Tage der ersten Liebe,
Ach, wer bringt nur eine Stunde
Jener holden Zeit zurück!Einsam nähr' ich meine Wunde,
Und mit stets erneuter Klage
Traur' ich ums verlorne Glück.Ach, wer bringt die schönen Tage,
Jene holde Zeit zurück!Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Gedichte. Ausgabe letzter Hand. 1827, LiederEinst hatt' er sich ein Bild gemacht,
Es staunte, wer es sah;
Es stand in aller Schönheit Pracht
Ein junges Mädchen da.Sie schien belebt und weich und warm,
War nur von kaltem Stein;
Die hohe Brust, der weiße Arm
Lud zur Umarmung ein.Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Gedichte. Nachlese. Annette, hier aus: PygmalionWer wild ist, alle Mädchen flieht,
Sich unempfindlich glaubt,
Dem ist, wenn er ein Mädchen sieht,
Das Herze gleich geraubt.Drum seht oft Mädchen, küsset sie,
Und liebt sie auch wohl gar,
Gewöhnt euch dran und werdet nie
Ein Tor, wie jener war.Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Gedichte. Nachlese. 1827, Annette, hier aus: PygmalionDer du mit deinem Mohne
Selbst Götteraugen zwingst
Und Bettler oft zum Throne,
Zum Mädchen Schäfer bringst,
Vernimm: Kein Traumgespinste
Verlang ich heut von dir.
Heike00 schrieb am 13.11.2017, 13.08 Uhr:
Hab's geschrieben in guter Zeit,
Tags, Abends und Nachts Herrlichkeit,
Und find nicht halb die Freud so mehr,
Da nun gedruckt ist ein großes Heer.
Find, daß es wie mit den Kindern ist,
Da doch wohl immer die schönste Frist
Bleibt, wenn man in der schönen Nacht
Sie hat der lieben Frau gemacht.Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Gedichte. Nachlese. Aus: Gedichte zu Götz von BerlichingenTotalitätEin Kavalier von Kopf und Herz
Ist überall willkommen;
Er hat mit feinem Witz und Scherz
Manch Weibchen eingenommen;Doch wenn's ihm fehlt an Faust und Kraft,
Wer mag ihn dann beschützen?
Und wenn er keinen Hintern hat,
Wie mag der Edle sitzen?Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Gedichte. Ausgabe letzter Hand. 1827, EpigrammatischHerz, mein Herz, was soll das geben?
Was bedränget dich so sehr?
Welch ein fremdes neues Leben!
Ich erkenne dich nicht mehr.
Weg ist alles, was du liebtest,
Weg, worum du dich betrübtest,
Weg dein Fleiß und deine Ruh –
Ach, wie kamst du nur dazu?Fesselt dich die Jugendblüte,
Diese liebliche Gestalt,
Dieser Blick voll Treu und Güte
Mit unendlicher Gewalt?
Will ich rasch mich ihr entziehen,
Mich ermannen, ihr entfliehen,
Führet mich im Augenblick,
Ach, mein Weg zu ihr zurück.Und an diesem Zauberfädchen,
Das sich nicht zerreißen läßt,
Hält das liebelose Mädchen
Mich so wider Willen fest;
Muß in ihrem Zauberkreise
Leben nun auf ihre Weise.
Die Verändrung, ach, wie groß!
Liebe! Liebe! laß mich los!
[gesamten Text zeigen]Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Autobiographisches. Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit, 4. Teil, 1821-1831. 17. BuchSchauer, der das Herze fühlen,
Der die Seele schmelzen macht,
Flüstert durchs Gebüsch im Kühlen.
Welche schöne, süße Nacht!
Freude! Wollust!kaum zu fassen!
Und doch wollt' ich, Himmel, dir
Tausend solcher Nächte lassen,
Gäb mein Mädchen eine mirJohann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Gedichte. Nachlese. Neue Lieder, hier aus: Die NachtDie Hölle sieht den Sieger kommen,
Sie fühlt sich ihre Macht genommen.
Sie bebt und scheut Sein Angesicht.
Sie kennet Seines Donners Schrecken.
Sie sucht umsonst sich zu verstecken.
Sie sucht zu flieh'n und kann es nicht.Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Gedichte. Nachlese, hier aus: Poetische Gedanken über die Höllenfahrt Jesu ChristiVom Vater hab ich die Statur,
Des Lebens ernstes Führen,
Vom Mütterchen die Frohnatur
Und Lust zu fabulieren.
Urahnherr war der Schönsten hold,
Das spukt so hin und wieder;
Urahnfrau liebte Schmuck und Gold,
Das zuckt wohl durch die Glieder.
Sind nun die Elemente nicht
Aus dem Komplex zu trennen,
Was ist denn an dem ganzen Wicht
Original zu nennen?Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Gedichte. Ausgabe letzter Hand. 1827, Zahme Xenien 6Des Menschen Sohn steigt im Triumphe
Hinab zum schwarzen Höllensumpfe
Und zeigt dort seine Herrlichkeit.
Die Hölle kann den Glanz nicht tragen,
Seit ihren ersten Schöpfungstagen
Beherrschte sie die Dunkelheit.Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Gedichte. Nachlese. Aus: Poetische Gedanken über die Höllenfahrt Jesu ChristiGott ward ein Mensch. Er kam auf Erden.
>Auch dieser soll mein Opfer werden<,
Sprach Satanas und freute sich.
Er suchte Christum zu verderben,
Der Welten Schöpfer sollte sterben.
Doch weh dir, Satan, ewiglich!Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Gedichte. Nachlese. Aus: Poetische Gedanken über die Höllenfahrt Jesu ChristiDas Wort ist ein Fächer! Zwischen den Stäben
blicken ein Paar schöne Augen hervor.
Der Fächer ist nur ein lieblicher Flor;
Er verdeckt mir zwar das Gesicht,
Aber das Mädchen verbirgt er nicht,
Weil das Schönste, was sie besitzt,
Das Auge, mir ins Auge blitzt.Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Gedichte. West-östlicher Divan. Buch Hafis, aus: WinkLesebuchWunderlichstes Buch der Bücher
Ist das Buch der Liebe;
Aufmerksam hab ich's gelesen:
Wenig Blätter Freuden,
Ganze Hefte Leiden;
Einen Abschnitt macht die Trennung.
Wiedersehn! ein klein Kapitel,
Fragmentarisch. Bände Kummers
Mit Erklärungen verlängert,
Endlos, ohne Maß.Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Gedichte. West-östlicher Divan. Buch der Liebe
Heike00 schrieb am 13.11.2017, 13.08 Uhr:
Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
Durch des Frühlings holden, belebenden Blick;
Im Tale grünet Hoffnungsglück;
Der alte Winter, in seiner Schwäche,
Zog sich in rauhe Berge zurück.
Von dorther sendet er, fliehend, nur
Ohnmächtige Schauer körnigen Eises
In Streifen über die grünende Flur;
Aber die Sonne duldet kein Weißes:
Überall regt sich Bildung und Streben,
Alles will sie mit Farben beleben;
Doch an Blumen fehlt's im Revier,
Sie nimmt geputzte Menschen dafür.
Kehre dich um, von diesen Höhen
Nach der Stadt zurückzusehen.
Aus dem hohlen finstern Tor
Dringt ein buntes Gewimmel hervor.
Jeder sonnt sich heute so gern.
Sie feiern die Auferstehung des Herrn,
Denn sie sind selber auferstanden:
Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern,
Aus Handwerks- und Gewerbesbanden,
Aus dem Druck von Giebeln und Dächern,
Aus der Straßen quetschender Enge,
Aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht
Sind sie alle ans Licht gebracht.
Sieh nur, sieh! wie behend sich die Menge
Durch die Gärten und Felder zerschlägt,
Wie der Fluß, in Breit' und Länge,
So manchen lustigen Nachen bewegt,
Und, bis zum Sinken überladen,
Entfernt sich dieser letzte Kahn.
Selbst von des Berges fernen Pfaden
Blinken uns farbige Kleider an.
Ich höre schon des Dorfs Getümmel,
Hier ist des Volkes wahrer Himmel,
Zufrieden jauchzet groß und klein:
Hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein.
[gesamten Text zeigen]Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Faust. Der Tragödie erster Teil, 1808. Vor dem Tor, Faust zu WagnerGedichte sind gemalte Fensterscheiben!
Sieht man vom Markt in die Kirche hinein,
Da ist alles dunkel und düster;
Und so sieht's auch der Herr Philister:
Der mag denn wohl verdrießlich sein
Und lebenslang verdrießlich bleiben.Kommt aber nur einmal herein,
Begrüßt die heilige Kapelle;
Da ist's auf einmal farbig helle,
Geschicht und Zierat glänzt in Schnelle,
Bedeutend wirkt ein edler Schrein;
Dies wird euch Kindern Gottes taugen,
Erbaut euch und ergötzt die Augen!Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Gedichte. Ausgabe letzter Hand, 1827. ParabolischDer Witwer wünscht in seiner Not,
Zur sel'gen Frau durch schnellen Tod
Geführt zu werden.
Du guter Mann, nicht so verzagt!
Das, was dir fehlt, das, was dich plagt,
Find'st du auf Erden.Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Gedichte. Nachlese. Neue Lieder, hier aus: NeujahrsliedWoher sind wir geboren?
Aus Lieb'.
Wie wären wir verloren?
Ohn' Lieb'.
Was hilft uns überwinden?
Die Lieb'.
Kann man auch Liebe finden?
Durch Lieb'.
Was läßt nicht lange weinen?
Die Lieb'.
Was soll uns stets vereinen?
Die Lieb'.Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Gedichte. NachleseMeeresstilleTiefe Stille herrscht im Wasser,
Ohne Regung ruht das Meer,
Und bekümmert sieht der Schiffer
Glatte Fläche ringsumher.
Keine Luft von keiner Seite!
Todesstille fürchterlich!
In der ungeheuern Weite
Reget keine Welle sich.Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Gedichte. Ausgabe letzter Hand. 1827, LiederWie an dem Tag, der dich der Welt verliehen,
Die Sonne stand zum Gruße der Planeten,
Bist alsobald und fort und fort gediehen
Nach dem Gesetz, wonach du angetreten.
So mußt du sein, dir kannst du nicht entfliehen,
So sagten schon Sibyllen, so Propheten;
Und keine Zeit und keine Macht zerstückelt
Geprägte Form, die lebend sich entwickelt.Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Theoretische Schriften. Urworte. Orphisch. DämonIch vertraue dir
auch deshalbweil du
mich
vor mir selbstbeschützt© Hans-Christoph Neuert (1958 - 2011), deutscher Aphoristiker und LyrikerQuelle: Neuert, Glücksnatur, 2006Ich bin genügsam und genieße
Schon da, wenn sie nur zärtlich lacht,
Wenn sie bei Tisch des Liebsten Füße
Zum Schemel ihrer Füße macht,
Den Apfel, den sie angebissen,
Das Glas, woraus sie trank, mir reicht
Und mir bei halb geraubten Küssen
Den sonst verdeckten Busen zeigt.Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Gedichte. Nachlese. Neue Lieder, hier: Der wahre GenussWenn im Unendlichen dasselbe
Sich wiederholend ewig fließt,
Das tausendfältige Gewölbe
Sich kräftig ineinander schließt,
Strömt Lebenslust aus allen Dingen,
Dem kleinsten wie dem größten Stern,
Und alles Drängen, alles Ringen
Ist ewige Ruh in Gott, dem Herrn.Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Gedichte. Ausgabe letzter Hand. 1827, Zahme Xenien 6MailiedWie herrlich leuchtet
Mir die Natur!
Wie glänzt die Sonne!
Wie lacht die Flur!Es dringen Blüten
Aus jedem Zweig
Und tausend Stimmen
Aus dem Gesträuch.Und Freud' und Wonne
Aus jeder Brust.
O Erd', o Sonne!
O Glück, o Lust!O Lieb', o Liebe!
So golden schön,
Wie Morgenwolken
Auf jenen Höh'n!Du segnest herrlich
Das frische Feld,
Im Blütendampfe
Die volle Welt.O Mädchen, Mädchen,
Wie lieb' ich dich!
Wie blickt dein Auge!
Wie liebst du mich!So liebt die Lerche
Gesang und Luft,
Und Morgenblumen
Den Himmelsduft,Wie ich dich liebe
Mit warmem Blut,
Die du mir Jugend
Und Freud' und MutZu neuen Liedern
Und Tänzen gibst.
Sei ewig glücklich,
Wie du mich liebst!
[gesamten Text zeigen]
Heike00 schrieb am 13.11.2017, 13.07 Uhr:
Wunsch eines jungen MädchensO fände für mich
Ein Bräutigam sich!
Wie schön ist's nicht da,
Man nennt uns 'Mama'.
Da braucht man zum Nähen
Zur Schul' nicht zu gehen;
Da kann man befehlen,
Hat Mägde, darf schmälen,
Man wählt sich die Kleider,
Nach Gusto den Schneider.
Da läßt man spazieren
Auf Bälle sich führen,
Und fragt nicht erst lange
Papa und Mama.Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Gedichte. Nachlese. Neue LiederLasset Gelehrte sich zanken und streiten,
Streng und bedächtig die Lehrer auch sein!
Alle die Weisesten aller der Zeiten
Lächeln und winken und stimmen mit ein:
Töricht, auf Bessrung der Toren zu harren!
Kinder der Klugheit, o habet die Narren
Eben zum Narren auch, wie sich's gehört!Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Gedichte. Ausgabe letzter Hand. 1827, Gesellige Lied: Kophtisches LiedRezensentDa hatt ich einen Kerl zu Gast,
Er war mir eben nicht zur Last;
Ich hatt just mein gewöhnlich Essen,
Hat sich der Kerl pumpsatt gefressen,
Zum Nachtisch, was ich gespeichert hatt.
Und kaum ist mir der Kerl so satt,
Tut ihn der Teufel zum Nachbarn führen,
Über mein Essen zu räsonieren:
"Die Supp hätt können gewürzter sein,
Der Braten brauner, firner der Wein."
Der Tausendsakerment!
Schlagt ihn tot, den Hund! Es ist ein Rezensent.Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Gedichte. Ausgabe letzter Hand, 1827. ParabolischUnd sie sieht mich Schmetterling.
Zitternd vor des Freund's Verlangen
Springt sie auf, da flieg' ich ferne.
"Liebster, komm, ihn einzufangen!
Komm! Ich hätt' es gar zu gerne,
Gern das kleine bunte Ding."Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Gedichte. Nachlese. Neue Lieder, hier aus: Der SchmetterlingNähe des GeliebtenIch denke dein, wenn mir der Sonne Schimmer
Vom Meere strahlt;
Ich denke dein, wenn sich des Mondes Flimmer
In Quellen malt.Ich sehe dich, wenn auf dem fernen Wege
Der Staub sich hebt;
In tiefer Nacht, wenn auf dem schmalen Stege
Der Wandrer bebt.Ich höre dich, wenn dort mit dumpfem Rauschen
Die Welle steigt.
Im stillen Haine geh ich oft zu lauschen,
Wenn alles schweigt.Ich bin bei dir; du seist auch noch so ferne,
Du bist mir nah!
Die Sonne sinkt, bald leuchten mir die Sterne.
O wärst du da!
[gesamten Text zeigen]Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Gedichte. Ausgabe letzter Hand, 1827. LiederSie umarmt ihn lächelnd stumm,
Und sein Mund genießt der Stunde,
Die ihm güt'ge Götter senden,
Hüpft vom Busen zu dem Munde,
Von dem Munde zu den Händen,
Und ich [Schmetterling] hüpf' um ihn herum.Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Gedichte. Nachlese. Neue Lieder, hier aus: Der SchmetterlingIch [Schmetterling] belausch' ein zärtlich Paar;
Von des schönen Mädchens Haupte
Aus den Kränzen schau' ich nieder;
Alles, was der Tod mir raubte,
Seh ich hier im Bilde wieder,
Bin so glücklich, wie ich war.Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Gedichte. Nachlese. Neue Lieder, hier aus: Der SchmetterlingIn des Papillons Gestalt
Flattr' ich, nach den letzten Zügen,
Zu den vielgeliebten Stellen,
Zeugen himmlischer Vergnügen,
Über Wiesen, an die Quellen,
Um den Hügel, durch den Wald.Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Gedichte. Nachlese. Neue Lieder, hier aus: Der SchmetterlingDas SchreienEinst ging ich meinem Mädchen nach
Tief in den Wald hinein
Und fiel ihr um den Hals und – "Ach!"
Droht sie, "ich werde schrei'n."Da rief ich trotzig: "Ha! Ich will
Den töten, der uns stört!" –
"Still", lispelt sie, "Geliebter, still!
Daß ja dich niemand hört!"Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Gedichte. Nachlese. Neue Lieder[Ich bin] ein Teil von jener Kraft,
Die stets das Böse will und stets das Gute schafft. ...
Ich bin der Geist, der stets verneint!
Und das mit Recht; denn alles, was entsteht,
Ist wert, daß es zugrunde geht;
Drum besser wär's, daß nichts entstünde.
So ist denn alles, was ihr Sünde,
Zerstörung, kurz das Böse nennt,
Mein eigentliches Element.
Heike00 schrieb am 13.11.2017, 13.07 Uhr:
Feiger Gedanken
Bängliches Schwanken,
Weibisches Zagen,
Ängstliches Klagen
Wendet kein Elend,
Macht dich nicht frei.Allen Gewalten
Zum Trutz sich erhalten,
Nimmer sich beugen,
Kräftig sich zeigen,
Rufet die Arme
Der Götter herbei!Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Lila. Singspiel, 1777, Erstdruck Theater-Kalender auf das Jahr 1778. 2. Aufzug, 2. Szene, MagusFröhlicher TodEs ist ein fröhlich Ding um aller Menschen Sterben:
Es freuen sich darauf die gerne-reichen Erben;
Die Priester freuen sich, das Opfer zu genießen;
Die Würmer freuen sich an einem guten Bissen;
Die Engel freuen sich, die Seelen heimzuführen;
Der Teufel freut sich, im Fall sie ihm gebühren.Friedrich Freiherr von Logau (1604 - 1655), deutscher Jurist, Satiriker, Epigramm- und Barockdichter, Pseudonym: Solomon von GolawAuf Dörfern sieht's ganz anders aus,
Da treibt die liebe Not
Die Jungen auf das Feld hinaus
Nach Arbeit und nach Brot.
Wer von der Arbeit müde,
Läßt gern den Mädchen Friede.Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Gedichte. Nachlese. Neue Lieder, hier aus: KinderverstandEin Mädchen wünscht von Jugend auf
Sich hochgeehrt zu seh'n,
Sie ziert sich klein und wächst herauf
In Pracht und Assembleen.
Der Stolz verjagt die Triebe
Der Wollust und der Liebe,
Sie sinnt nur drauf, wie sie sich ziert,
Ein Aug' entzückt, ein Herze rührt,
Und denkt ans andre nicht.Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Gedichte. Nachlese. Neue Lieder, hier aus: KinderverstandIn großen Städten lernen früh
Die jüngsten Knaben was;
Denn manche Bücher lesen sie
Und hören dies und das
Vom Lieben und vom Küssen,
Sie brauchten's nicht zu wissen.Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Gedichte. Nachlese. Neue Lieder, hier aus: KinderverstandOhne dich, Liebste, was wären die Feste?
Ohne dich, Süße, was wäre der Tanz?
Wärst du mein Schatz nicht, so möcht' ich nicht tanzen,
Bleibst du es immer, ist Leben ein Fest.Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Gedichte. Ausgabe letzter Hand, 1827. Lieder. Aus Wechsellied zum TanzeWas lockst du meine Brut
Mit Menschenwitz und Menschenlist
Hinauf in Todesglut?
Ach wüßtest du, wie's Fischlein ist
So wohlig auf dem Grund,
Du stiegst herunter, wie du bist,
Und würdest erst gesund.Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Gedichte. Ausgabe letzter Hand, 1827. Balladen, Aus Der FischerWie bebt von deiner Küsse Menge
Ihr Busen und ihr voll Gesicht;
Zum Zittern wird nun ihre Strenge,
Denn deine Kühnheit wird zur Pflicht.
Schnell hilft dir Amor zu entkleiden
Und ist nicht halb so schnell als du;
Dann hält er schalkhaft und bescheiden
Sich fest die beiden Augen zu.Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Gedichte. Nachlese. Neue Lieder, hier aus: HochzeitsliedWie schlägt dein Herz beim Schlag der Stunde,
Der deiner Gäste Lärm verjagt;
Wie glühst du nach dem schönen Munde,
Der bald verstummt und nichts versagt.
Du eilst, um alles zu vollenden,
Mit ihr ins Heiligtum hinein;
Das Feuer in des Wächters Händen
Wird wie ein Nachtlicht still und klein.Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Gedichte. Nachlese. Neue Lieder, hier aus: HochzeitsliedIm Schlafgemach, entfernt vom Feste,
Sitzt Amor, dir getreu, und bebt,
Daß nicht die List mutwill'ger Gäste
Des Brautbetts Frieden untergräbt.
Es blinkt mit mystisch heil'gem Schimmer
Vor ihm der Flammen blasses Gold;
Ein Weihrauchwirbel füllt das Zimmer,
Damit ihr recht genießen sollt.
Heike00 schrieb am 13.11.2017, 13.06 Uhr:
Wir borgen
von der Zukunftund geben es
doch niezurück© Hans-Christoph Neuert (1958 - 2011), deutscher Aphoristiker und LyrikerQuelle: Neuert, Glücksnatur, 2006Wenn einem Mädchen, das uns liebt,
Die Mutter strenge Lehren gibt
Von Tugend, Keuschheit und von Pflicht,
Und unser Mädchen folgt ihr nicht
Und fliegt mit neuverstärktem Triebe
Zu unsern heißen Küssen hin,
Da hat daran der Eigensinn
So vielen Anteil als die Liebe.Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Gedichte. Nachlese. Neue Lieder, hier aus: Liebe und TugendO Jüngling, sei weise, verwein' nicht vergebens
Die fröhlichsten Stunden des traurigen Lebens,
Wenn flatterhaft je dich ein Mädchen vergißt.
Geh, ruf sie zurücke, die vorigen Zeiten!
Es küßt sich so süße der Busen der zweiten,
Als kaum sich der Busen der ersten geküßt.Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Gedichte. Nachlese. Neue Lieder, hier aus: UnbeständigkeitBeherzigungAch, was soll der Mensch verlangen?
Ist es besser, ruhig bleiben?
Klammernd fest sich anzuhangen?
Ist es besser, sich zu treiben?Soll er sich ein Häuschen bauen?
Soll er unter Zelten leben?
Soll er auf die Felsen trauen?
Selbst die festen Felsen beben.Eines schickt sich nicht für alle!
Sehe jeder, wie er's treibe,
Sehe jeder, wo er bleibe,
Und wer steht, daß er nicht falle!Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Gedichte. Ausgabe letzter Hand, 1827, LiederDie Bauernmädchen aber sind
In Ruhe mehr genährt,
Und darum wünschen sie geschwind,
Was jede Mutter wehrt.
Oft stoßen schöckernd Bräute
Den Bräut'gam in die Seite,
Denn von der Arbeit, die sie tun,
Sich zu erholen, auszuruh'n,
Das können sie dabei.Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Gedichte. Nachlese. Neue Lieder, hier aus: KinderverstandUrsprünglich eignen Sinn
Laß dir nicht rauben!
Woran die Menge glaubt,
Ist leicht zu glauben.Natürlich mit Verstand
Sei du beflissen;
Was der Gescheite weiß,
Ist schwer zu wissen.Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Gedichte. Ausgabe letzter Hand. 1827, Zahme Xenien 6So läßt der Herr ihn seinen Rücken
Gar vielmal nach den Kirschen bücken.
Das dauert eine ganze Zeit.
Dann sprach der Herr mit Heiterkeit:
Tätst du zur rechten Zeit dich regen,
Hättst du's bequemer haben mögen.
Wer geringe Dinge wenig acht',
Sich um geringere Mühe macht.Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Gedichte. Nachlese. LegendeVom Rechte, das mit uns geboren ist,
Von dem ist leider! nie die Frage.Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Faust. Der Tragödie erster Teil, 1808. Studierzimmer, Mephistopheles zum SchülerDoch als in allerneusten Jahren
Das Weib nicht mehr gewohnt zu sparen,
Und, wie ein jeder böser Zahler,
Weit mehr Begierden hat als Taler,
Da bleibt dem Manne viel zu dulden,
Wo er nur hinsieht, da sind Schulden.Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Faust. Der Tragödie zweiter Teil, 1832. 1. Akt, Weitläufiger Saal mit Nebengemächern, Der AbgemagerteWas ich gedacht, ich eil' es zu vollbringen;
Des Herren Wort, es gibt allein Gewicht.
Vom Lager auf, ihr Knechte! Mann für Mann!
Laßt glücklich schauen, was ich kühn ersann.
Ergreift das Werkzeug, Schaufel rührt und Spaten!
Das Abgesteckte muß sogleich geraten.
Auf strenges Ordnen, raschen Fleiß
Erfolgt der allerschönste Preis;
Daß sich das größte Werk vollende,
genügt ein Geist für tausend Hände.
Heike00 schrieb am 13.11.2017, 13.06 Uhr:
Ja es umgibt uns eine neue Welt!
Der Schatten dieser immergrünen Bäume
Wird schon erfreulich. Schon erquickt uns wieder
Das Rauschen dieser Brunnen, schwankend wiegen
Im Morgenwinde sich die jungen Zweige.
Die Blumen von den Beeten schauen uns
Mit ihren Kinderaugen freundlich an.
Der Gärtner deckt getrost das Winterhaus
Schon der Citronen und Orangen ab,
Der blaue Himmel ruhet über uns,
Und an dem Horizonte löst der Schnee
Der fernen Berge sich in leisen Duft.Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Torquato Tasso, 1807. 1. Akt, 1. Szene, Leonore zur PrinzessinFest waren wir an sie gehangen;
Wir streichelten die runden Wangen
Und gleiteten stets mit Verlangen
Von da herab zur rundern Brust.
O Nebenbuhler, frei vom Neide,
Reliquie, du schöne Beute,
Erinnre mich der alten Lust.Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Gedichte. Nachlese. Neue Lieder, hier aus: Die ReliquieErst gewahrten wir vergnüglich
Wilden Wesens irren Lauf;
Unerwartet, unverzüglich
Trat ein neuer Kaiser auf.
Und auf den vorgeschriebnen Bahnen
Zieht die Menge durch die Flur;
Den entrollten Lügenfahnen
Folgen alle. - Schafsnatur!Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Faust. Der Tragödie zweiter Teil, 1832. 4. Akt, Auf dem Vorgebirg, Zweiter Kundschafter zum KaiserAlles Vergängliche
Ist nur ein Gleichnis;
Das Unzulängliche,
Hier wird's Ereignis;
Das Unbeschreibliche,
Hier ist's getan;
Das Ewig-Weibliche
Zieht uns hinan.Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Faust. Der Tragödie zweiter Teil, 1832. 5. Akt, Bergschluchten, Chorus MysticusHoffnungSchaff das Tagwerk meiner Hände,
Hohes Glück, daß ich's vollende!
Laß, o laß mich nicht ermatten!
Nein, es sind nicht leere Träume:
Jetzt nur Stangen, diese Bäume
Geben einst noch Frucht und Schatten.Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Gedichte. Ausgabe letzter Hand, 1827. LiederJägers AbendliedIm Felde schleich' ich still und wild,
Gespannt mein Feuerrohr.
Da schwebt so licht dein liebes Bild,
Dein süßes Bild mir vor.Du wandelst jetzt wohl still und mild
Durch Feld und liebes Tal,
Und ach, mein schnell verrauschend Bild,
Stellt sich dir's nicht einmal?Des Menschen, der die Welt durchstreift
Voll Unmut und Verdruß,
Nach Osten und nach Westen schweift,
Weil er dich lassen muß.Mir ist es, denk ich nur an dich,
Als in den Mond zu seh'n;
Ein stiller Friede kommt auf mich,
Weiß nicht, wie mir gescheh'n.
[gesamten Text zeigen]Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Gedichte. Ausgabe letzter Hand, 1827. LiederEin GleichesÜber allen Gipfeln
Ist Ruh,
In allen Wipfeln
Spürest du
Kaum einen Hauch;
Die Vögelein schweigen im Walde.
Warte nur, balde
Ruhest du auch.Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Gedichte. Ausgabe letzter Hand. 1827, LiederBlumengrußDer Strauß, den ich gepflücket,
Grüße dich vieltausendmal!
Ich habe mich oft gebücket,
Ach, wohl eintausendmal,
Und ihn ans Herz gedrücket
Wie hunderttausendmal!Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Gedichte. Ausgabe letzter Hand. 1827, LiederNur wenn die Mutter es erreicht,
Daß sie das gute Herz erweicht,
Voll Stolz auf ihre Lehren sieht,
Daß uns das Mädchen spröde flieht,
So kennt sie nicht das Herz der Jugend;
Denn wenn das je ein Mädchen tut,
So hat daran der Wankelmut
Gewiß mehr Anteil als die Tugend.Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Gedichte. Nachlese. Neue Lieder, hier aus: Liebe und Tugend
Heike00 schrieb am 13.11.2017, 13.05 Uhr:
Von Sonn' und Welten weiß ich nichts zu sagen,
Ich sehe nur, wie sich die Menschen plagen.
Der kleine Gott der Welt bleibt stets von gleichem Schlag,
Und ist so wunderlich als wie am ersten Tag.
Ein wenig besser würd' er leben,
Hättst du ihm nicht den Schein des Himmelslichts gegeben;
Er nennt's Vernunft und braucht's allein,
Nur tierischer als jedes Tier zu sein.Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Faust. Eine Tragödie. Prolog im Himmel, 1800. Mephistopheles zum HerrnDa sind sie nun! Da habt ihr sie,
Die Lieder, ohne Kunst und Müh'
Am Rand des Bachs entsprungen!
Verliebt und jung und voll Gefühl
Trieb ich der Jugend altes Spiel
Und hab' sie so gesungen.Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Gedichte. Nachlese. Neue Lieder, hier aus: ZueignungForschend übersieht dein Blick
Eine großgemess'ne Weite.
Hebe mich an deine Seite!
Gib der Schwärmerei dies Glück;
Und in wollustvoller Ruh'
Säh der weitverschlag'ne Ritter
Durch das gläserne Gegitter
Seines Mädchens Nächten zu.Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Gedichte. Nachlese. Neue Lieder, hier aus: An den MondBehandelt die Frauen mit Nachsicht!
Aus krummer Rippe ward sie erschaffen,
Gott konnte sie nicht ganz grade machen.
Willst du sie biegen, sie bricht.
Lässt du sie ruhig, sie wird noch krümmer,
Du guter Adam, was ist denn schlimmer? –
Behandelt die Frauen mit Nachsicht:
Es ist nicht gut dass euch eine Rippe bricht.Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Gedichte. West-östlicher Divan. Moganni Nameh – Buch des SängersBäume leuchtend, Bäume blendend,
Überall das Süße spendend,
In dem Glanze sich bewegend,
Alt und junges Herz erregend -
Solch ein Fest ist uns bescheret,
Mancher Gaben Schmuck verehret;
Staunend schaun wir auf und nieder,
Hin und her und immer wieder.Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Gedichte. Ausgabe letzter Hand. 1827, Inschriften, Denk- und Sendeblätter, WeihnachtenIm Anfang
ist bereits
das Endein der Geburt
auch schonder Tod© Hans-Christoph Neuert (1958 - 2011), deutscher Aphoristiker und LyrikerQuelle: Neuert, Glücksnatur, 2006Aufgezogen durch die Sonne
Schwimmt im Hauch äther'scher Wonne
So das leicht'ste Wölkchen nie
Wie mein Herz in Ruh' und Freude.
Frei von Furcht, zu groß zum Neide,
Lieb' ich, ewig lieb' ich sie!Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Gedichte. Nachlese. Neue Lieder, hier aus: Das Glück der LiebeTrunken müssen wir alle sein!
Jugend ist Trunkenheit ohne Wein;
Trinkt sich das Alter wieder zu Jugend,
So ist es wundervolle Tugend.
Für Sorgen sorgt das liebe Leben,
Und Sorgenbrecher sind die Reben.Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Gedichte. West-östlicher Divan, entst. 1814-1819, Erstdruck Cotta, Stuttgart u. Tübingen 1819. Das SchenkenbuchBleibe nicht am Boden heften,
Frisch gewagt und frisch hinaus!
Kopf und Arm mit heitern Kräften,
Überall sind sie zu Haus;
Wo wir uns der Sonne freuen,
Sind wir jede Sorge los.
Daß wir uns in ihr zerstreuen,
Darum ist die Welt so groß.Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Wilhelm Meisters Wanderjahre, 1821; erw. Form 1829. 3. Buch, 9. Kap.Dieses ist das Bild der Welt,
Die man für die beste hält:
Fast wie eine Mördergrube,
Fast wie eines Burschen Stube,
Fast so wie ein Opernhaus,
Fast wie ein Magisterschmaus,
Fast wie Köpfe von Poeten,
Fast wie schöne Raritäten,
Heike00 schrieb am 13.11.2017, 13.05 Uhr:
Unglaube, du bist so sehr ein Ungeheuer,
Als Aberglaube, du!
Für deinen Aftergott gehst du mit Schwert und Feuer
Auf deine Feinde zu.
Streckst sie zu Boden, trinkst ihr Blut aus ihrem Schädel,
Wirst Märtyrer mit Prunk,
Bist grausam, dumm und stolz, dünkst tapfer dich und edel
Bei deinem Schädeltrunk!
Unglaube streitet nur mit Worten und wird müde;
Dir, Ungeheuer, brennt
Die ganze Seele! Dir ist nirgend Ruh und Friede,
Krieg ist dein Element!Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719 - 1803), genannt »Vater Gleim«, deutscher Anakreonitiker, Epigramm- und FabeldichterDer SchatzgräberArm am Beutel, krank am Herzen
Schleppt' ich meine langen Tage.
Armut ist die größte Plage,
Reichtum ist das höchste Gut!
Und, zu enden meine Schmerzen,
Ging ich, einen Schatz zu graben.
Meine Seele sollst du haben!
Schrieb ich hin mit eignem Blut.Und so zog ich Kreis' um Kreise,
Stellte wunderbare Flammen,
Kraut und Knochenwerk zusammen:
Die Beschwörung war vollbracht.
Und auf die gelernte Weise
Grub ich nach dem alten Schatze
Auf dem angezeigten Platze;
Schwarz und stürmisch war die Nacht.Und ich sah ein Licht vom weiten,
Und es kam gleich einem Sterne
Hinten aus der fernsten Ferne,
Eben als es zwölfe schlug.
Und da galt kein Vorbereiten;
Heller ward's mit einem Male
Von dem Glanz der vollen Schale,
Die ein schöner Knabe trug.Holde Augen sah ich blinken
Unter dichtem Blumenkranze;
In des Trankes Himmelsglanze
Trat er in den Kreis herein.
Und er hieß mich freundlich trinken;
Und ich dacht': "Es kann der Knabe
Mit der schönen lichten Gabe
Wahrlich nicht der Böse sein.""Trinke Mut des reinen Lebens!
Dann verstehst du die Belehrung,
Kommst mit ängstlicher Beschwörung
Nicht zurück an diesen Ort.
Grabe hier nicht mehr vergebens!
Tages Arbeit! Abends Gäste!
Saure Wochen, frohe Feste!
Sei dein künftig Zauberwort."
[gesamten Text zeigen]Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Gedichte. Ausgabe letzter Hand. 1827, Ballade (entst. 1797)UngeduldImmer wieder in die Weite,
Über Länder an das Meer,
Phantasien, in der Breite
Schwebt am Ufer hin und her!
Neu ist immer die Erfahrung:
Immer ist dem Herzen bang,
Schmerzen sind der Jugend Nahrung,
Tränen seliger Lobgesang.Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Gedichte. Ausgabe letzter Hand. 1827, LyrischesWas verkürzt mir die Zeit? – Tätigkeit!
Was macht sie unerträglich lang? – Müßiggang!
Was bringt in Schulden? – Harren und Dulden!
Was macht gewinnen? – Nicht lange besinnen!
Was bringt zu Ehren? – Sich wehren!Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Gedichte. West-östlicher Divan. Buch der Betrachtungen. Fünf andere (Dinge)Das Lied von der GlockeVivos voco
Mortuos plango
Fulgura frangoFest gemauert in der Erden
Steht die Form, aus Lehm gebrannt.
Heute muß die Glocke werden,
Frisch, Gesellen, seid zur Hand.
Von der Stirne heiß
Rinnen muß der Schweiß,
Soll das Werk den Meister loben,
Doch der Segen kommt von oben.Zum Werke, das wir ernst bereiten,
Geziemt sich wohl ein ernstes Wort;
Wenn gute Reden sie begleiten,
Dann fließt die Arbeit munter fort.
So laßt uns jetzt mit Fleiß betrachten,
Was durch die schwache Kraft entspringt,
Den schlechten Mann muß man verachten,
Der nie bedacht, was er vollbringt.
Das ists ja, was den Menschen zieret,
Und dazu ward ihm der Verstand,
Daß er im innern Herzen spüret,
Was er erschafft mit seiner Hand.Nehmet Holz vom Fichtenstamme,
Doch recht trocken laßt es sein,
Daß die eingepreßte Flamme
Schlage zu dem Schwalch hinein.
Kocht des Kupfers Brei,
Schnell das Zinn herbei,
Daß die zähe Glockenspeise
Fließe nach der rechten Weise.Was in des Dammes tiefer Grube
Die Hand mit Feuers Hülfe baut,
Hoch auf des Turmes Glockenstube
Da wird es von uns zeugen laut.
Noch dauern wirds in späten Tagen
Und rühren vieler Menschen Ohr
Und wird mit dem Betrübten klagen
Und stimmen zu der Andacht Chor.
Was unten tief dem Erdensohne
Das wechselnde Verhängnis bringt,
Das schlägt an die metallne Krone,
Die es erbaulich weiterklingt.Weiße Blasen seh ich springen,
Wohl! die Massen sind im Fluß.
Laßts mit Aschensalz durchdringen,
Das befördert schnell den Guß.
Auch von Schaume rein
Muß die Mischung sein,
Daß vom reinlichen Metalle
Rein und voll die Stimme schalle.Denn mit der Freude Feierklange
Begrüßt sie das geliebte Kind
Auf seines Lebens erstem Gange,
Den es in Schlafes Arm beginnt;
Ihm ruhen noch im Zeitenschoße
Die schwarzen und die heitern Lose,
Der Mutterliebe zarte Sorgen
Bewachen seinen goldnen Morgen. –
Die Jahre fliehen pfeilgeschwind.
Vom Mädchen reißt sich stolz der Knabe,
Er stürmt ins Leben wild hinaus,
Durchmißt die Welt am Wanderstabe.
Fremd kehrt er heim ins Vaterhaus,
Und herrlich, in der Jugend Prangen,
Wie ein Gebild aus Himmelshöhn,
Mit züchtigen, verschämten Wangen
Sieht er die Jungfrau vor sich stehn.
Da faßt ein namenloses Sehnen
Des Jünglings Herz, er irrt allein,
Aus seinen Augen brechen Tränen,
Er flieht der Brüder wilden Reihn.
Errötend folgt er ihren Spuren
Und ist von ihrem Gruß beglückt,
Das Schönste sucht er auf den Fluren,
Womit er seine Liebe schmückt.
O! zarte Sehnsucht, süßes Hoffen,
Der ersten Liebe goldne Zeit,Das Auge sieht den Himmel offen,
Es schwelgt das Herz in Seligkeit.
O! daß sie ewig grünen bliebe,
Die schöne Zeit der jungen Liebe!Wie sich schon die Pfeifen bräunen!
Dieses Stäbchen tauch ich ein,
Sehn wirs überglast erscheinen,
Wirds zum Gusse zeitig sein.
Jetzt, Gesellen, frisch!
Prüft mir das Gemisch,
Ob das Spröde mit dem Weichen
Sich vereint zum guten Zeichen.Denn wo das Strenge mit dem Zarten,
Wo Starkes sich und Mildes paarten,
Da gibt es einen guten Klang.
Drum prüfe, wer sich ewig bindet,
Ob sich das Herz zum Herzen findet!
Der Wahn ist kurz, die Reu ist lang.
Lieblich in der Bräute Locken
Spielt der jungfräuliche Kranz,
Wenn die hellen Kirchenglocken
Laden zu des Festes Glanz.
Ach! des Lebens schönste Feier
Endigt auch den Lebensmai,
Mit dem Gürtel, mit dem Schleier
Reißt der schöne Wahn entzwei.
Die Leidenschaft flieht!
Die Liebe muß bleiben,
Die Blume verblüht,
Die Frucht muß treiben.
Der Mann muß hinaus
Ins feindliche Leben,
Muß wirken und streben
Und pflanzen und schaffen,
Erlisten, erraffen,
Muß wetten und wagen,
Das Glück zu erjagen.
Da strömet herbei die unendliche Gabe,
Es füllt sich der Speicher mit köstlicher Habe,
Die Räume wachsen, es dehnt sich das Haus.
Und drinnen waltet
Die züchtige Hausfrau,
Die Mutter der Kinder,
Und herrschet weise
Im häuslichen Kreise,
Und lehret die Mädchen
Und wehret den Knaben,
Und reget ohn Ende
Die fleißigen Hände,
Und mehrt den Gewinn
Mit ordnendem Sinn.
Und füllet mit Schätzen die duftenden Laden,
Und dreht um die schnurrende Spindel den Faden,
Und sammelt im reinlich geglätteten Schrein
Die schimmernde Wolle, den schneeigten Lein,
Und füget zum Guten den Glanz und den Schimmer,
Und ruhet nimmer.Und der Vater mit frohem Blick
Von des Hauses weitschauendem Giebel
Überzählet sein blühend Glück,
Siehet der Pfosten ragende Bäume
Und der Scheunen gefüllte Räume
Und die Speicher, vom Segen gebogen,
Und des Kornes bewegte Wogen,
Rühmt sich mit stolzem Mund:
Fest, wie der Erde Grund,
Gegen des Unglücks Macht
Steht mir des Hauses Pracht!
Doch mit des Geschickes Mächten
Ist kein ewger Bund zu flechten,
Und das Unglück schreitet schnell.Wohl! Nun kann der Guß beginnen,
Schön gezacket ist der Bruch.
Doch, bevor wirs lassen rinnen,
Betet einen frommen Spruch!
Stoßt den Zapfen aus!
Gott bewahr das Haus.
Rauchend in des Henkels Bogen
Schießts mit feuerbraunen Wogen.Wohltätig ist des Feuers Macht,
Wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht,
Und was er bildet, was er schafft,
Das dankt er dieser Himmelskraft,
Doch furchtbar wird die Himmelskraft,
Wenn sie der Fessel sich entrafft,
Einhertritt auf der eignen Spur
Die freie Tochter der Natur.Wehe, wenn sie losgelassen
Wachsend ohne Widerstand
Durch die volkbelebten Gassen
Wälzt den ungeheuren Brand!
Denn die Elemente hassen
Das Gebild der Menschenhand.
Aus der Wolke
Quillt der Segen,
Strömt der Regen,
Aus der Wolke, ohne Wahl,
Zuckt der Strahl!
Hört ihrs wimmern hoch vom Turm?
Das ist Sturm!
Rot wie Blut
Ist der Himmel,
Das ist nicht des Tages Glut!
Welch Getümmel
Straßen auf!
Dampf wallt auf!
Flackernd steigt die Feuersäule,
Durch der Straße lange Zeile
Wächst es fort mit Windeseile,
Kochend wie aus Ofens Rachen
Glühn die Lüfte, Balken krachen,
Pfosten stürzen, Fenster klirren,
Kinder jammern, Mütter irren,
Tiere wimmern
Unter Trümmern,
Alles rennet, rettet, flüchtet,
Taghell ist die Nacht gelichtet,
Durch der Hände lange Kette
Um die Wette
Fliegt der Eimer, hoch im Bogen
Sprützen Quellen, Wasserwogen.
Heulend kommt der Sturm geflogen,
Der die Flamme brausend sucht.
Prasselnd in die dürre Frucht
Fällt sie, in des Speichers Räume,
In der Sparren dürre Bäume,
Und als wollte sie im Wehen
Mit sich fort der Erde Wucht
Reißen, in gewaltger Flucht,
Wächst sie in des Himmels Höhen
Rießengroß!
Hoffnungslos
Weicht der Mensch der Götterstärke,
Müßig sieht er seine Werke
Und bewundernd untergehen.Leergebrannt
Ist die Stätte,
Wilder Stürme rauhes Bette,
In den öden Fensterhöhlen
Wohnt das Grauen,
Und des Himmels Wolken schauen
Hoch hinein.Einen Blick
Nach dem Grabe
Seiner Habe
Sendet noch der Mensch zurück –
Greift fröhlich dann zum Wanderstabe,
Was Feuers Wut ihm auch geraubt,
Ein süßer Trost ist ihm geblieben,
Er zählt die Häupter seiner Lieben,
Und sieh! ihm fehlt kein teures Haupt.In die Erd ists aufgenommen,
Glücklich ist die Form gefüllt,
Wirds auch schön zutage kommen,
Daß es Fleiß und Kunst vergilt?
Wenn der Guß mißlang?
Wenn die Form zersprang?
Ach! vielleicht, indem wir hoffen,
Hat uns Unheil schon getroffen.Dem dunkeln Schoß der heilgen Erde
Vertrauen wir der Hände Tat,
Vertraut der Sämann seine Saat
Und hofft, daß sie entkeimen werde
Zum Segen, nach des Himmels Rat.
Noch köstlicheren Samen bergen
Wir traurend in der Erde Schoß
Und hoffen, daß er aus den Särgen
Erblühen soll zu schönerm Los.Von dem Dome,
Schwer und bang,
Tönt die Glocke
Grabgesang.
Ernst begleiten ihre Trauerschläge
Einen Wandrer auf dem letzten Wege.Ach! die Gattin ists, die teure,
Ach! es ist die treue Mutter,
Die der schwarze Fürst der Schatten
Wegführt aus dem Arm des Gatten,
Aus der zarten Kinder Schar,
Die sie blühend ihm gebar,
Die sie an der treuen Brust
Wachsen sah mit Mutterlust –
Ach! des Hauses zarte Bande
Sind gelöst auf immerdar,
Denn sie wohnt im Schattenlande,
Die des Hauses Mutter war,
Denn es fehlt ihr treues Walten,
Ihre Sorge wacht nicht mehr,
An verwaister Stätte schalten
Wird die Fremde, liebeleer.Bis die Glocke sich verkühlet,
Laßt die strenge Arbeit ruhn,
Wie im Laub der Vogel spielet,
Mag sich jeder gütlich tun.
Winkt der Sterne Licht,
Ledig aller Pflicht
Hört der Pursch die Vesper schlagen,
Meister muß sich immer plagen.Munter fördert seine Schritte
Fern im wilden Forst der Wandrer
Nach der lieben Heimathütte.
Blökend ziehen
Heim die Schafe,
Und der Rinder
Breitgestirnte, glatte Scharen
Kommen brüllend,
Die gewohnten Ställe füllend.
Schwer herein
Schwankt der Wagen,
Kornbeladen,
Bunt von Farben
Auf den Garben
Liegt der Kranz,
Und das junge Volk der Schnitter
Fliegt zum Tanz.
Markt und Straße werden stiller,
Um des Lichts gesellge Flamme
Sammeln sich die Hausbewohner,
Und das Stadttor schließt sich knarrend.
Schwarz bedecket
Sich die Erde,
Doch den sichern Bürger schrecket
Nicht die Nacht,
Die den Bösen gräßlich wecket,
Denn das Auge des Gesetzes wacht.Heilge Ordnung, segenreiche
Himmelstochter, die das Gleiche
Frei und leicht und freudig bindet,
Die der Städte Bau gegründet,
Die herein von den Gefilden
Rief den ungesellgen Wilden,
Eintrat in der Menschen Hütten,
Sie gewöhnt zu sanften Sitten
Und das teuerste der Bande
Wob, den Trieb zum Vaterlande!Tausend fleißge Hände regen,
Helfen sich in munterm Bund,
Und in feurigem Bewegen
Werden alle Kräfte kund.
Meister rührt sich und Geselle
In der Freiheit heilgem Schutz.
Jeder freut sich seiner Stelle,
Bietet dem Verächter Trutz.
Arbeit ist des Bürgers Zierde,
Segen ist der Mühe Preis,
Ehrt den König seine Würde,
Ehret uns der Hände Fleiß.Holder Friede,
Süße Eintracht,
Weilet, weilet
Freundlich über dieser Stadt!
Möge nie der Tag erscheinen,
Wo des rauhen Krieges Horden
Dieses stille Tal durchtoben,
Wo der Himmel,
Den des Abends sanfte Röte
Lieblich malt,
Von der Dörfer, von der Städte
Wildem Brande schrecklich strahlt!Nun zerbrecht mir das Gebäude,
Seine Absicht hats erfüllt,
Daß sich Herz und Auge weide
An dem wohlgelungnen Bild.
Schwingt den Hammer, schwingt,
Bis der Mantel springt,
Wenn die Glock soll auferstehen,
Muß die Form in Stücken gehen.Der Meister kann die Form zerbrechen
Mit weiser Hand, zur rechten Zeit,
Doch wehe, wenn in Flammenbächen
Das glühnde Erz sich selbst befreit!
Blindwütend mit des Donners Krachen
Zersprengt es das geborstne Haus,Und wie aus offnem Höllenrachen
Speit es Verderben zündend aus;
Wo rohe Kräfte sinnlos walten,
Da kann sich kein Gebild gestalten,
Wenn sich die Völker selbst befrein,
Da kann die Wohlfahrt nicht gedeihn.Weh, wenn sich in dem Schoß der Städte
Der Feuerzunder still gehäuft,
Das Volk, zerreißend seine Kette,
Zur Eigenhilfe schrecklich greift!
Da zerret an der Glocke Strängen
Der Aufruhr, daß sie heulend schallt
Und, nur geweiht zu Friedensklängen,
Die Losung anstimmt zur Gewalt.Freiheit und Gleichheit! hört man schallen,
Der ruhge Bürger greift zur Wehr,
Die Straßen füllen sich, die Hallen,
Und Würgerbanden ziehn umher,
Da werden Weiber zu Hyänen
Und treiben mit Entsetzen Scherz,
Noch zuckend, mit des Panthers Zähnen,
Zerreißen sie des Feindes Herz.
Nichts Heiliges ist mehr, es lösen
Sich alle Bande frommer Scheu,
Der Gute räumt den Platz dem Bösen,
Und alle Laster walten frei.
Gefährlich ists, den Leu zu wecken,
Verderblich ist des Tigers Zahn,
Jedoch der schrecklichste der Schrecken,
Das ist der Mensch in seinem Wahn.
Weh denen, die dem Ewigblinden
Des Lichtes Himmelsfackel leihn!
Sie strahlt ihm nicht, sie kann nur zünden
Und äschert Städt und Länder ein.Freude hat mir Gott gegeben!
Sehet! wie ein goldner Stern
Aus der Hülse, blank und eben,
Schält sich der metallne Kern.
Von dem Helm zum Kranz
Spielts wie Sonnenglanz,
Auch des Wappens nette Schilder
Loben den erfahrnen Bilder.Herein! herein!
Gesellen alle, schließt den Reihen,
Daß wir die Glocke taufend weihen,
Concordia soll ihr Name sein,
Zur Eintracht, zu herzinnigem Vereine
Versammle sie die liebende Gemeine.Und dies sei fortan ihr Beruf,
Wozu der Meister sie erschuf!
Hoch überm niedern Erdenleben
Soll sie in blauem Himmelszelt
Die Nachbarin des Donners schweben
Und grenzen an die Sternenwelt,
Soll eine Stimme sein von oben,
Wie der Gestirne helle Schar,
Die ihren Schöpfer wandelnd loben
Und führen das bekränzte Jahr.
Nur ewigen und ernsten Dingen
Sei ihr metallner Mund geweiht,
Und stündlich mit den schnellen Schwingen
Berühr im Fluge sie die Zeit,
Dem Schicksal leihe sie die Zunge,
Selbst herzlos, ohne Mitgefühl,
Begleite sie mit ihrem Schwunge
Des Lebens wechselvolles Spiel.
Und wie der Klang im Ohr vergehet,
Der mächtig tönend ihr entschallt,
So lehre sie, daß nichts bestehet,
Das alles Irdische verhallt.Jetzo mit der Kraft des Stranges
Wiegt die Glock mir aus der Gruft,
Daß sie in das Reich des Klanges
Steige, in die Himmelsluft.
Ziehet, ziehet, hebt!
Sie bewegt sich, schwebt,
Freude dieser Stadt bedeute,
Friede sei ihr erst Geläute.
[gesamten Text zeigen]Friedrich von Schiller (1759 - 1805), Johann Christoph Friedrich, deutscher Arzt, Dichter, Philosoph und Historiker; gilt als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Dramatiker und LyrikerQuelle: Schiller, Gedichte. 1799Ausweichen kannst du Elefanten, wehren
Dem schneller Eber und dem Sprung des Bären,
Dem wilden Rosse, tollen Stier;
Doch nimmer der Verleumdung Klapperschlange,
Der Rachsucht schlau verstecktem Tigerfange,
Des Trugs Hyäne und des Grolls Vampir.Arthur (Nostiz und Jänckendorf Gottlieb Adolf Ernst) von Nordstern (1765 - 1836), deutscher Dichter und sächsischer KonferenzministerIhr seufzt und singt und schmelzt und küsst
Und jauchzet, ohne dass ihr's wisst,
Dem Abgrund in der Nähe.
Flieht Wiese, Bach und Sonnenschein,
Schleicht, soll's euch wohl im Winter sein,
Bald zu dem Herd der Ehe.Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Gedichte. Nachlese. Neue Lieder, hier aus: ZueignungDas alte Jahr noch nicht gegangen,
das neue noch nicht angefangen –
kommen vor diesem Neubeginn
mir so viele Gedanken in den Sinn –
die noch tief im Schlafe eingehüllt,
sehr bald schon Worte mit Leben füllt.
Nie liegen Traum und Wunsch so nah –
doch manchmal werden sie sogar wahr.
Oder wollen wir uns nur träumend verneigen –
warten wir es ab – das Neue Jahr wird es uns zeigen.© Roswitha Bloch (*1957), deutsche Lyrikerin, Aphoristikerin, Dozentin und LektorinWer nie sein Brot mit Tränen aß,
Wer nie die kummervollen Nächte
Auf seinem Bette weinend saß,
Der kennt euch nicht, ihr himmlischen Mächte.Ihr führt ins Leben uns hinein,
Ihr laßt den Armen schuldig werden,
Dann überlaßt ihr ihn der Pein,
Denn alle Schuld rächt sich auf Erden.Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Wilhelm Meisters Lehrjahre, 1795/6. 2. Buch, 13. Kap., Wilhelm hört Alten singenNur wer die Sehnsucht kennt,
Weiß was ich leide!
Allein und abgetrennt
Von aller Freude,
Seh' ich ans Firmament
Nach jener Seite.
Ach! Der mich liebt und kennt,
Ist in der Weite.
Es schwindelt mir, es brennt
Mein Eingeweide
Nur wer die Sehnsucht kennt,
Weiß, was ich leide!Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger DichtungQuelle: Goethe, Wilhelm Meisters Lehrjahre, 1795/6. 4. Buch, 11. Kap., Mignon und Harfner singend «
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