In vielen ihrer Filme verarbeitete Elvira Notari populäre Geschichten, die in der lokalen Musikkultur als Lieder geläufig waren. "'A Santanotte" geht auf den gleichnamigen Canzone von Eduardo Scala zurück. Elvira Notari produzierte ein Kino der Straße, ihre Filme sind Alltagsdramen, die zwischen Melodrama und Realismus, zwischen Genrekino und persönlichem Stil oszillieren. Sie arbeitete bei ihren Filmen oft mit den gleichen Schauspielern, zu denen auch ihr Sohn Gennariello gehörte und der in diesem Film wie eine Figur aus der Commedia dell'Arte das Geschehen vorantreibt. Für die Premiere der restaurierten Fassung hat Michael Riessler, einer der international führenden Klarinettisten im Bereich Jazz und Neue Musik, eine Vokalmusik auf der Grundlage traditioneller italienischer Lieder zusammengestellt. Er fand in Lucilla Galeazzi eine kongeniale Partnerin für dieses puristische Konzept. Lucilla Galeazzi ist eine der Protagonistinnen der italienischen New-Folk-Bewegung, die in den 1970er Jahren die italienische Volksmusik neu entdeckte und die insbesondere die politische Bedeutung dieser Musik herausstellte. Seitdem hat sich Galeazzi in zahlreichen Projekten mit der stark regional geprägten Gesangstradition Italiens (und insbesondere ihrer Heimat Umbrien) beschäftigt und mit Anleihen beim Jazz neu interpretiert. Eines ihrer aktuellen Projekte ist eine musikalische Aufarbeitung der italienischen Emigration in Zusammenarbeit mit Sängerinnen aus Marrakesch. Heute wird ihre musikalische Arbeit der sogenannten "folklore imaginaire" zugerechnet.
(arte)
Länge: ca. 61 min.
Original-Kinostart: 24.12.1922 (I)
Cast & Crew
- Regie: Elvira Notari
- Drehbuch: E. Scala
- Musik: F. Buongiovanni, Michael Riessler, Lucilla Galeazzi
- Kamera: Nicola Notari