Deutsche TV-Premiere: 31.08.2008 (arte)
In allen Opernhäusern der Welt stehen Werke Richard Wagners auf dem Spielplan, doch nirgends ist der Mythos Wagner so lebendig wie in Bayreuth. Ende Juli und im August jeden Jahres pilgern die Wagnerianer ins Festspielhaus auf dem "Grünen Hügel", um dem Gesamtkunstwerk Wagner zu huldigen. In das Festspielhaus, das nur zu einem einzigen Zweck erbaut wurde, der Pflege und der festlich umrahmten Aufführung des Hauptwerks Richard Wagners. Und dieser Ort ist nach wie vor als Arbeitsort einzigartig. Abgesehen von der magischen Wirkung auf die verpflichteten Künstler, sich am Ort des Meisters selbst seiner Kunst hinzugeben, und abgesehen vom fantastischen, unverwechselbaren Klang des Festspielhauses, sind die Arbeitsbedingungen außergewöhnlich. Nirgendwo sonst wird derart intensiv und lang geprobt und ausprobiert. In den ersten 100 Jahren ihrer Geschichte waren die Bayreuther Festspiele zugleich Maßstab und Avantgarde. Doch vieles vom Mythos Bayreuth ist heute nur noch Geschichte. Während die Opern Richard Wagners international zu den meistgespielten Klassikern avanciert sind - nicht zuletzt auch durch die Pionierarbeit der Bayreuther Festspiele - stecken die Festspiele selbst in einer tiefen künstlerischen Krise. Schon lange gilt Bayreuth weder international noch national als Schrittmacher der Pflege und Neuinterpretation des Wagnerschen Werks. Auch im globalen Wettbewerb um die besten Sänger zieht Bayreuth mehr und mehr den Kürzeren. So sehen sich die Festspiele seit Jahren der Kritik ausgesetzt, nur noch zweite Wahl zu sein, schwankend zwischen Biedersinn und Spaßbad der Opernszene. Geblieben ist Bayreuth der Stellenwert als gesellschaftliches Ereignis. Keine Kulturpersonalie der Welt wird derart leidenschaftlich öffentlich verhandelt wie der Bayreuther Nachfolgestreit. Mittlerweile gibt es h für die Leitungsfrage eine Lösung. Die Ära des über ein halbes Jahrhundert herrschenden Göttervaters Wolfgang Wagner ging jedenfalls am 31. August 2008 zu Ende.
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Cast & Crew
- Regie: Michael Kloft, Peter Siebenmorgen