In einer Provinzstadt an der Loire bleibt eigentlich nichts verborgen - vor allem kein Liebesverhältnis. Dennoch gelingt es Lucienne, der Frau des gaullistischen Abgeordneten Delamare, und Pierre, dem sozialistischen Stadtrat, verheiratet mit einer unheilbar kranken Frau, ihre Beziehung zu verheimlichen. Doch um ihr Glück auch wirklich gemeinsam genießen zu können, müssten sie frei sein. Pierre entdeckt, dass es ein Leichtes wäre, seine Frau mit einer erhöhten Dosis ihrer Medikamente zu töten, und bringt sie tatsächlich um. Jetzt steht nur noch Paul Delamare im Weg. Lucienne und Pierre beschließen, auch ihn zu töten. Doch die beiden Morde machen sie nicht frei. Im Gegenteil. Um keinen Verdacht zu erregen, dürfen sie sich nicht mehr sehen. Bis ein anonymer Brief bei der Polizei eintrifft … Die Geschichte des Films beruht auf einer wahren Begebenheit, deren Protagonisten als die "Teufel von Bourganeuf" bekannt wurden. Doch Chabrol geht es in seinem Film nicht um die Schilderung des Verbrechens. Er nutzt den Fall zu einer subtilen, aber heftigen Attacke auf die französische Bourgeoisie und vor allem die (damaligen) politischen Verhältnisse. Einmal mehr steht in "Blutige Hochzeit" die Familie als Kernstück der bürgerlichen Gesellschaft im Mittelpunkt. Doch das vorgebliche Familienglück ist zerrüttet, die Ehen sind nur noch Fassade. Stattdessen: Ehebruch und Mord. Die erhoffte Freiheit entpuppt sich als Gefängnis der Konventionen. Welches System aber, so die zentrale Frage des Films, bringt die Menschen dazu, lieber einen Mord zu begehen als ihre Gefühle offen einzugestehen?...
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Wegen der politischen Anspielungen gab es eine Intervention vonseiten des Kultusministeriums: Erst nach den Wahlen im Jahr 1973 durfte der Film seine Premiere feiern. Im gleichen Jahr war er auf der Berlinale für den Goldenen Bären nominiert und gewann dort den FIPRESCI-Preis.
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Länge: ca. 95 min.
Deutscher Kinostart: 23.06.1973
Internationaler Kinostart: 12.04.1973
FSK 16
Cast & Crew
- Regie: Claude Chabrol
- Drehbuch: Claude Chabrol
- Produktion: André Génovès, Guy Azzi, Patrick Delauneux, Pierre Gauchet, Canaria Films, Italian International Film, Les Films de la Boétie
- Musik: Pierre Jansen
- Kamera: Jean Rabier
- Schnitt: Jacques Gaillard, Monique Gaillard
- Regieassistenz: Michel Dupuy, Alain Wermus
- Ton: Guy Chichignoud, Gérard Dacquay, Louis Devaivre, Alex Pront