Der dritte Film des amerikanischen Regisseurs Richard Linklater brachte 1993 nicht nur frischen Wind ins Programm der Filmfestspiele von Venedig, sondern zeigte auch drei hoffnungsvolle Jungschauspieler am Anfang ihrer Karriere: Matthew McConaughey, Milla Jovovich und Ben Affleck gehören zum Ensemble dieses Coming-of-Age-Films über den letzten Schultag einer Gruppe von Teenagern im texanischen Austin. Am 28. Mai 1976, dem letzten Schultag an einer High School in Austin, amüsieren sich die Seniors aus der Abschlussklasse prächtig auf Kosten der neu dazukommenden Freshmen, die sie mit fiesen Initiationsriten traktieren. Während die Mädchen von ihren Vorgängerinnen vor allem in ausgetüftelten Unterwerfungsritualen gestriezt werden, machen die männlichen Seniors schlicht Jagd auf ihre Nachfolger, um sie mit einem Paddel zu verprügeln. Ist das strapaziöse Ritual aber überstanden, kann man sich entspannt auf einen langen schulfreien Sommer beziehungsweise auf das neue Leben im College freuen. Senior Randall "Pink" Floyd (Jason London) lädt den pfiffigen Freshman Mitch Kramer (Wiley Wiggins) sogar ein, mit ihm und seinen Freunden durch die Stadt zu "cruisen" - spätere Party nicht ausgeschlossen. In einer Billardhalle wird Mitch dem etwas älteren David Wooderson (Matthew McConaughey) vorgestellt, raucht zum ersten Mal Marihuana und rächt sich später an seinem Peiniger Fred O'Banion (Ben Affleck) für die zuvor erlittenen Demütigungen. Gemeinsam mit der halben High School hängt man außerhalb der Stadt auf freiem Feld bei den Moonlight Towers von Austin auf einer Spontan-Party ab, trinkt jede Menge Bier, knutscht und verliebt sich manchmal sogar ein bisschen. Pink, der Star des Football-Teams der Schule, trägt außerdem den ganzen Abend ein Problem mit sich herum, auf das er immer wieder angesprochen wird: Sein Coach verlangt von ihm, eine Verpflichtungserklärung zu unterschreiben, die ihn auf einen bestimmten Verhaltenskodex einschwört, mit dessen Hilfe die Mannschaft ihre Chancen auf die Meisterschaft erhöhen soll. Freigeist Pink jedoch denkt gar nicht daran, sich von seinem alten Coach in seiner neuen Freiheit einengen zu lassen. Richard Linklater ("Before Sunrise - Zwischenstopp in Wien", "Fast Food Nation", "Before Sunset") benannte "Dazed and Confused" (in Deutschland unter dem Videotitel "Confusion - Sommer der Ausgeflippten" vertrieben), nach einem Song von Jake Holmes, der allerdings erst in der Version der Band Led Zeppelin auf deren Debütalbum berühmt wurde. Neben coolen Sprüchen und dem liebevoll gezeichneten Milieu einer weißen Provinz-Mittelschicht ist es nicht zuletzt der ausgesuchte Soundtrack des Films, der "Dazed and Confused" trotz magerer Einspielergebnisse an den Kinokassen so etwas wie Kultstatus verschaffte. Angefangen mit dem Alice-Cooper-Hit "School's Out" über Songs von ZZ Top, Nazareth, Black Sabbath und Kiss bis zu Deep Purples "Highway Star" ist hier vieles von dem versammelt, woraus sich das Lebensgefühl der Teenager Mitte der 70er Jahre zu speisen pflegte. Selbst Jahrgang 1960, wusste Linklater genau, wen er da porträtierte: die an gesellschaftlichem Aufstieg und wirtschaftlichem Ehrgeiz nur wenig interessierte Generation der Nach-Achtundsechziger, denen Linklater bereits 1991 mit seinem Film "Rumtreiber", im Original "Slacker", einen treffenden Namen gegeben hatte. Sendelänge 92 Minuten...
(ZDF)
Weitere Titel:
Confusion - Sommer der Ausgeflippten
Dazed and Confused - Sommer der Ausgeflippten
Sommer der Ausgeflippten
Confusion - Sommer der Ausgeflippten
Dazed and Confused - Sommer der Ausgeflippten
Sommer der Ausgeflippten
Länge: ca. 98 min.
Deutscher Kinostart: 01.06.1995
Original-Kinostart: 24.09.1993 (USA)
FSK 12
Cast & Crew
- Regie: Richard Linklater
- Drehbuch: Richard Linklater
- Produktion: James Jacks, Sean Daniel, Richard Linklater, Anne Walker-McBay, Terra Abroms, Steven Brown, Alma Kuttruff
- Musik: Steven Tyler
- Kamera: Lee Daniel, Jenny C. Patrick
- Schnitt: Sandra Adair
- Szenenbild: Deborah Pastor
- Maske: Jean Ann Black
- Regieassistenz: Sarah Addington, John Cameron, Vincent Palmo Jr.
- Ton: Charlie Ajar Jr.
- Stunts: Dave Bartholomew