Eine Schaffenskrise, ausgelöst durch die Scheidung von seiner Frau, führt einen Pariser Künstler zurück in die Provinz, wo er das leerstehende Haus seiner Eltern bezieht. Hier knüpft er an die Freundschaft mit einem fast vergessenen Schulkameraden an. Der pensionierte Eisenbahner, der dem Maler eigentlich nur den verwilderten Gemüsegarten wieder herrichten soll, entpuppt sich als tiefgründiger Mensch voller Herzensbildung. In langen Gesprächen öffnet er dem abgehobenen Künstler die Augen für die Schönheit der einfachen Dinge. Als sich seine Frau (Fanny Cottençon) nach 25 Ehejahren scheiden lassen will, gerät ein renommierter Kunstmaler (Daniel Auteuil) in eine Lebens- und Schaffenskrise. Angeödet von der hohlen Pariser Kulturszene, kehrt er in sein leerstehendes Elternhaus in der Weinbaugegend des Beaujolais zurück. Als er einen Gärtner sucht, um die verwilderten Gemüsebeete seiner Mutter neu anzulegen, meldet sich auf seine Anzeige hin zufällig ein Freund aus seiner Kindheit (Jean-Pierre Darroussin), nun frühpensionierter Eisenbahner. Bildung und Herkunft der beiden Männer Mitte 50 könnten nicht unterschiedlicher sein. Während der weltgewandte Künstler ein Genussmensch und Lebemann ist, der in seinem Haus auch von einem jungen Modell (Alexia Barlier) besucht wird, führt der Gärtner ein unaufgeregtes, aber zufriedenes Leben an der Seite seiner Gattin (Hiam Abbass), von der er stets schlicht als "der Frau" spricht. Der ausgebrannte Maler erkennt in dem stillen, ehemaligen Gleisarbeiter nach und nach einen handfesten Alltagsphilosophen, der ihm, dem weltgewandten, zynischen Städter, die Augen für die wesentlichen Dinge des Lebens öffnet. Als der Gärtner erkrankt, bringt ihn der Maler zu einem Spezialisten nach Paris. Dort erfahren sie jedoch, dass es für eine medizinische Behandlung zu spät ist. Auch diesen Schicksalsschlag trägt der Gärtner mit bewundernswerter Abgeklärtheit. Und nach dem Tod des "Gartenbauers" zieht der "Pinselhuber" noch so viel Inspiration aus ihrer Freundschaft, dass sein Werk aufblüht wie ein Garten im Frühling. Der Erfolgsfilm des 70-jährigen Regisseurs Jean Becker ist ein anrührend inszeniertes Alterswerk über eine Männerfreundschaft, die soziale Schranken überwindet. Dank der großartigen Charakterschauspieler Daniel Auteuil und Jean-Pierre Darroussin werden stereotype Gefühlsduseleien gekonnt umgangen. So lässt der dialogstarke Film, der mit leichter Hand aus einfachen Alltagsdingen Sinn und Schönheit hervorzaubert, nicht nur Gartenfreunden das Herz höher schlagen. Wie geschickt der Übergang vom Konkreten zum Abstrakten inszeniert wird, zeigt sich auch, wenn sich der verkopfte Künstler in seiner Malerei von den beiläufigen Bemerkungen des vermeintlichen Kunstbanausen beeinflussen lässt - vor allem, wenn seine Arbeit unter freiem Himmel augenzwinkernd an die Wurzeln des Impressionismus erinnert. Ein französisches Gesamtkunstwerk, das seine Wirkung aus einem subtilen Understatement heraus entfaltet.
(MDR)
Länge: ca. 109 min.
Deutscher Kinostart: 20.12.2007
Original-Kinostart: 06.06.2007 (F)
Deutsche TV-Premiere: 15.02.2009 (Das Erste)
Cast & Crew
- Regie: Jean Becker
- Drehbuch: Jean Cosmos, Jacques Monnet, Jean Becker
- Produktion: Louis Becker, Bernard Bolzinger, Olivier Coquillon, Matthieu Dubois, Claire Langmann, Guillaume Parent, ICE3, K.J.B. Production, France 2, CinéCinéma, de l’image animée, Procirep, Angoa-Agicoa
- Produktionsfirma: StudioCanal, Rhône-Alpes Cinéma, Canal+, CNC - Centre National du Cinéma et de l'image animée
- Musik: Ahmet Gülbay
- Kamera: Jean-Marie Dreujou
- Schnitt: Jacques Witta
- Szenenbild: Johann Nallet
- Maske: Joël Lavau, Alain Luzy
- Kostüme: Annie Périer
- Regieassistenz: André Cavaillé, Denis Imbert, Louis-Julien Petit, Mélanie Ravot
- Ton: François Domerc, Michel Filippi, François Groult, Vincent Montrobert, Johann Nallet
- Spezialeffekte: Pascal Laurent