Im mittelalterlichen Frankreich verlässt ein Ritter und Edelmann sein Zuhause, um im Hundertjährigen Krieg zwischen Frankreich und England zu kämpfen. Bevor er geht übergibt er seinem Sohn François de Cortemart ein Kurzschwert und trägt ihm auf, damit nötigenfalls seine Mutter und deren Tugend zu schützen. Als der zehnjährige François eines Tages seine Mutter in deren Schlafzimmer mit einem Mann überrascht, setzt er das vom Vater erhaltene Schwert ein und tötet den Liebhaber seiner Mutter. Diese Tat verändert den Jungen jedoch mit unabsehbaren Folgen, einerseits wird er von Schuldgefühlen geplagt, andererseits ist das Verhältnis zu seiner Mutter nun geprägt von Feindseligkeit und Ablehnung. Ein Trauma, das er allein nicht verarbeiten kann, sondern in sich hineinfrißt. Sein Glaube an eine göttliche Ordnung hat plötzlich keinen Bestand mehr, er hadert mit Gott und überträgt diese Wut auf Frauen. Auch muss er ohne die Liebe seiner Mutter aufwachsen, die ihm die grausame Tat nicht verzeihen kann. Der Vater kehrt nicht aus dem Krieg zurück. Viele Jahre später zieht François de Cortemart dann selbst in den Krieg. Sein Sohn Arnaud begleitet ihn. Während seiner Abwesenheit kümmert sich seine Tochter Béatrice, ein sanftes und liebevolles Mädchen, um die Burg und deren Gesinde und um die Bedürfnisse ihrer Mutter, der es nicht gegeben ist, Verantwortung insoweit zu übernehmen. Die Familie lebt zwar in einer schlossartigen Burg, das Gebäude ist aber eher ein Grab aus Schatten und Stein als ein wirkliches Zuhause. Bèatrice verliert jedoch nicht den Mut. Sie freut sich bereits auf den Tag, an dem die Stimme ihres Vaters wieder durch die Burgmauern hallt und sie ihren Bruder wieder in die Arme schließen kann. Und tatsächlich nach vier Jahren im Krieg, in denen sie 1346 in der Schlacht bei Crécy von den Engländern gefangen genommen wurden, kehren François und Arnaud de Cortemart in den Familiensitz zurück. Béatrice musste dafür ein von den Engländern gefordertes beträchtliches Lösegeld aufbringen, was nur durch die Veräußerung größerer Ländereien und des gesamten Interieurs der heimatlichen Burg möglich war, da es auf Rittersitzen kaum Bares gibt. Die verkauften Äcker lagen sowieso schon lange brach. Bedingt durch den langen Krieg und die Pest, war niemand mehr da der das Land bewirtschaften konnte. Das heißt, dass die Cortemarts auch kaum noch Pachteinnahmen hatten, Geld war überall Mangelware. Beatrice hatte sich gern von dem Besitz getrennt, um Vater und Bruder den Weg zurück in die Heimat zu ermöglichen. Die Zeit, in der er als hartgesottener Krieger um sein Leben kämpfen musste, hat François de Cortemart jedoch verändert. Sein nicht verarbeitetes Trauma hat wieder Besitz von ihm ergriffen und Gott hat er nun ganz und gar abgeschworen. Es gelingt François nicht mehr, die Erinnerung an jenen schrecklichen Tag vor langer Zeit, an dem er entdeckte, dass seine Mutter eine Ehebrecherin ist, beiseitezuschieben. Sein Geist ist inzwischen so umnebelt, dass er den Dämonen in seinem Inneren freien Lauf lässt, und beginnt, alle die um ihn herum sind, zu schikanieren. Auch das Dorf, in dem er lebt, bleibt von seinen Ausbrüchen nicht verschont. Arnaud, der in den Augen seines Vaters auf dem Schlachtfeld bitter versagt und sich sogar ohne Gegenwehr gefangen nehmen lassen hat, bekommt die Verbitterung des Vaters über die demütigende Niederlage unmittelbar zu spüren. Sein Vater zwingt ihn, Frauenkleider zu tragen und zur Beute einer Jagd zu werden, an deren Ende Arnauds Vergewaltigung steht. Doch auch die anderen Bewohner der Burg einschließlich der Mutter des Ritters versetzt dieser in Angst und Schrecken. Seine Verachtung über sein eigenes Versagen überträgt François de Cortemart auf seine gesamte Umgebung und behandelt seine Untertanen unglaublich unmenschlich. So fällt er über seine Mägde ganz wie es ihm beliebt her. Ein anderes Mal reißt er seiner Mutter den Schmuck vom Hals und schenkt ihn seiner Maîtresse, nur um die Mutter zu demütigen. Auch tut er sich mit einigen Spießgesellen zusammen, mit denen er sich gemeinsam als Raubritter, Brandschatzer und Plünderer betätigt. An den Codex des Rittertums und seinen Schwur anlässlich seines Ritterschlages, der unter anderem besagt, die Ehre der Frauen zu schützen, fühlt er sich schon lange nicht mehr gebunden. Da François de Cortemart kein dummer Mann ist, sondern im Gegenteil, jemand der sich viele Gedanken macht, stürzt er sich während eines Plünderungszuges in eine brennende Kate, um sein von ihm als sinnlos und leer empfundenes Dasein zu beenden. Einer seiner Kumpanen rettet ihn jedoch sozusagen im letzten Moment. Das ist der Beginn vom Ende. Während ihr Vater immer tiefer in die Verderbtheit abtriftet, ist es Béatrice, die am meisten unter dem Verhalten ihres Vaters leidet. Er ist nicht mehr der Mann, den sie zurückgesehnt und angebetet hat. Cortemarts Begierde richtet sich immer mehr auf seine schöne junge Tochter, die er besitzen will und in einem inzestuösen Akt brutal vergewaltigt und ihrer Jungfernschaft beraubt, das zur Ritterzeit wertvollste Kapital einer jungen Dame. Er äußert sogar die Absicht, sie heiraten zu wollen. Als Beatrice feststellt, dass sie schwanger vom eigenen Vater ist, bittet sie ihren Bruder, ihr in den Bauch zu treten, in der Hoffnung, eine Fehlgeburt zu erleiden. Béatrice ahnt, dass sie etwas tun muss, damit ihr Vater sie und die Menschen um ihn herum nicht noch völlig zerstört. Und sie bringt diesen Mut auf, auch diesen letzten Schritt zu gehen. An diesem entscheidenden Tag sieht Béatrice das Unheil, das ihr Vater überall anrichtet, besonders deutlich, als sie dann auch noch ihre Elster vom Vater mit dem Kurzschwert getötet, mit dem sein Trauma begann, erstochen vorfindet, weiß Béatrice, das sie handeln muss. Als sie zu ihrem Vater mit dem Schwert in der Hand geht, weiß er, was sie tun wird. Er erklärt sogar indirekt sein Einverständnis und zeigt ihr die Stelle, wo sie zustechen soll. Und so geschieht es in dem Moment, als ihr Vater meint, er glaube an nichts, weder an die Dreifaltigkeit, noch an einen Sohn Gottes, denn, wenn er es zulasse, dass er im Körper einer Frau geboren werde… in diesem Moment erfolgt der tödliche Stich. Wie versteinert wendet Béatrice sich einer Statue einer Heiligen zu und umfasst mit ihren blutverschmierten Händen deren Gesicht.
(Dieser Text basiert auf dem Artikel Die Passion der Beatrice aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported (Kurzfassung). In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.)
Länge: ca. 132 min.
Deutscher Kinostart: 01.06.1989
Original-Kinostart: 11.11.1987 (F)
Cast & Crew
- Regie: Bertrand Tavernier
- Drehbuch: Colo Tavernier
- Produktion: Adolphe Viezzi
- Musik: Ron Carter
- Kamera: Bruno de Keyzer
- Schnitt: Armand Psenny, Arnaud Psenny