"Deutschland im Endspiel der Fußball-Weltmeisterschaft - das ist eine Riesensensation, das ist ein echtes Fußball-Wunder". Mit diesen Worten kommentiert der Radioreporter Herbert Zimmermann das denkwürdige Geschehen am 4. Juli 1954 im Berner Wankdorfstadion. Kaum ein Sportereignis hat die Deutschen im vergangenen Jahrhundert so bewegt wie der WM-Sieg von 1954, der als "Wunder von Bern" seinen festen Platz in den Geschichtsbüchern hat. Der 3:2-Finalerfolg gegen Ungarn reicht in seiner Wirkung weit über den Sport hinaus. Dreimal, so heißt es, sei die Bundesrepublik gegründet worden: politisch durch Konrad Adenauer, wirtschaftlich durch Ludwig Erhard und emotional durch die "Helden von Bern". Wenn der Radiokommentator Zimmermann von einem "Fußball-Wunder" spricht, dann trifft er den Ton der 50er Jahre: Wirtschaftswunder, Fräuleinwunder, das Wunder von Bern - aus heutiger Sicht wirkt die Bundesrepublik jener Jahre geradezu wie eine "Wunderrepublik". Denn wer die ganze Bedeutung des Titelgewinns in der Schweiz 1954 verstehen will, der muss wissen, wie es damals in der Bundesrepublik aussah - politisch, wirtschaftlich und kulturell. Präsentiert wird die Sendung, in der auch bislang unbekannte Filmschätze ihren Weg in die Öffentlichkeit finden, von dem Sportmoderator Waldemar Hartmann. Der Film dauert neunzig Minuten - die Länge eines Fußballspiels wird zu einer Reise durch die Gründerjahre der Bundesrepublik. Den roten Faden bildet der Spielverlauf von Bern, doch auch die gesellschaftlichen Themen jenseits des runden Leders kommen nicht zu kurz. So gibt es ein Wiedersehen mit den Fernsehlieblingen der ersten Stunde - Peter Frankenfeld, Hans-Joachim Kulenkampff und Robert Lembke - sowie einen Rückblick auf den Kino-Boom der 50er. Auch die Erinnerungen an das erste Auto - "es war ein DKW", entsinnt sich Horst Eckel - und die erste Fahrt in den Italienurlaub werden wach gerufen. Der Film macht deutlich, warum viele Zeitzeugen bis heute sagen: "Es waren unsere schönsten Jahre". Etliche Prominente erinnern sich in der Dokumentation an diese "wunderbaren Jahre", so unter anderem Franz Beckenbauer, Norbert Blüm, Otto Schily, Edmund Stoiber, Joachim Fuchsberger, Max Greger, Paul Kuhn, Gerd Ruge, Friedrich Nowottny, Peter Kraus. Außerdem dürfen natürlich die "Helden von Bern", wie Horst Eckel und Ottmar Walter, sowie deren ungarische Gegenspieler Gyula Grosics und Jenö Buzansky nicht fehlen. Waldemar Hartmann begibt sich auf Spurensuche jener Zeit und begleitet die Zuschauer der aufwändig produzierten unterhaltsamen Dokumentation an die Orte, an denen Geschichte geschrieben wurde - in Deutschland, der Schweiz und in Ungarn.
(hr-fernsehen)
