Viktor Frandsen ist das, was man getrost einen "Kotzbrocken" nennen darf: Er nutzt jede Gelegenheit, um seine Frau Ida zu demütigen. Da nimmt die alte Nanny Mads das Heft in die Hand, schickt die enervierte Gattin zur Erholung zu ihrer Mutter und organisiert den Haushalt neu. Die Umerziehung dauert einen guten Monat, und bald lernt Viktor spülen, Schuhe putzen, Babywickeln und vor allem: seine Frau zu schätzen. Der wohl organisierte Alltag der Familie wird behutsam, mit Konzentration aufs Wesentliche und sensibilisiertem Blick auf die zentralen Figuren der Geschichte in Szene gesetzt. Das Wesentliche ist für Dreyer stets der Mensch und dementsprechend spielt die gesamte Handlung, von sparsamen Außenaufnahmen abgesehen, in der kleinen Wohnung der Familie. Im intimen Rahmen eines Kammerspiels, mit Beschränkung auf wenige Handlungsräume in überschaubarer Zeitspanne, konzentriert sich Dreyer ganz auf die Konflikte der Figuren, wodurch eine sehr dichte und ergreifende Atmosphäre entsteht. Um diese spezielle Nähe zu den gezeigten Figuren optimal gestalten zu können, entwarf Dreyer für "Du sollst deine Frau ehren" extra Studiobauten mit mobilen Wänden, die es ermöglichen, dass die Kamera sich nie mehr als vier Meter von den Darstellern entfernt und durch die beweglichen Wände des Studios zudem jeden möglichen Standpunkt einnehmen kann. Dreyer visualisiert das Innenleben der Figuren durch Reduktion: Viele Halbnah- und Nah-Einstellungen erlauben den Darstellern ein zurückhaltendes Spiel, das wie durch eine Lochkamera, gesoftet mit Irisblenden, aufgenommen ist. Geradezu dramatisch wirken in diesem Setting statischer Naheinstellungen die wenigen Kamerafahrten. Das Interieur der kleinbürgerlichen Wohnung ist mit zahlreichen symbolträchtigen Details ausgestattet, die die Probleme und Eigenarten der Familie gegenständlich reflektieren, wie etwa die Wanduhr, die erst dann wieder zu schlagen beginnt, als die Seele des Hauses, Ida, zurückkehrt. Der enorme Erfolg des hoffnungsvollen Alltagsdramas konnte vor allem in Frankreich verzeichnet werden und ebnete für Dreyer den Weg zur Realisierung der Verfilmung von "La passion de Jeanne d'Arc" (1928), der heute zu den bedeutendsten Filmwerken der gesamten Filmgeschichte gezählt wird.
(arte)
Länge: ca. 107 min.
Original-Kinostart: 05.10.1925 (DK)
Cast & Crew
- Regie: Carl Theodor Dreyer
- Drehbuch: Carl Theodor Dreyer, Svend Rindom
- Musik: Lars Fjeldmose
- Kamera: George Schnéevoigt
- Schnitt: Carl Theodor Dreyer