Originalpremiere: 05.12.1959
FSK 16
Wie kann man eine Diktatur bekämpfen, ohne sofort als Widerständler entlarvt zu werden? Ramón Vázquez kennt die Lösung: Nur wer Teil des Systems ist, kann das System zu Fall bringen. Als Sekretär des Diktators einer lateinamerikanischen Sträflingsinsel versucht er, die Herrschaft mit subtilen Mitteln zu untergraben. Unverhofft wird der Diktator erschossen. Bis eine Lösung gefunden wird, fungiert Vázquez als Übergangsregent: Er beginnt eine Affäre mit der schönen Diktatorenwitwe Inés (María Félix) und verbessert die Arbeitsbedingungen der Häftlinge. Doch Stück für Stück sterben seine Ideale. Seine hehren Ansprüche vergehen mit steigendem Einfluss, sein Gewissen lässt sich vom süßen Machtgefühl umnebeln. Vázquez missbraucht die Diktatorenwitwe als taktischen Spielball in verhärteten Gewaltstrukturen. Bald praktiziert Vázquez jene Unterdrückung, die er zuvor streng verurteilt hatte. Luis Buñuels Parabel auf politische Machtstrukturen stellt eine Frau als Aktionsfigur in den Handlungsmittelpunkt. María Félix unterstreicht in ihrer Rolle als entscheidungsstarke Diktatorenwitwe ihr sorgfältig aufgebautes Image als starke Frau inmitten einer dominanten Männergesellschaft. Gemeinsam mit ihrem männlichen Gegenpart Gérard Philipe (in seiner letzten Rolle, kurz vor seinem Tode) entstehen Szenen höchster Intensität. Beide Seiten üben sich in genauestem Taktieren. Das heimliche Duo schmiedet gemeinsam Zukunftspläne für die Sträflingsinsel. Sie vertrauen einander ihre Ängste und Hoffnungen an und versuchen, ihre Liebe zwischen Erpressung und Manipulation aufrechtzuerhalten.
(arte)