Einmal im Jahr, am ersten Wochenende im August, dominieren die Heavy-Metal-Fans das kleine schleswig-holsteinische Dorf Wacken und es ist vorbei mit der Ruhe und Beschaulichkeit, die sonst das Leben in der 2.000-Seelen-Gemeinde prägen. Angefangen hat alles vor 17 Jahren mit ein paar hundert "Headbangern". In den darauf folgenden Jahren kamen ein paar Tausend. Jetzt ist das Wacken Open Air Festival mit 40.000 Metallern aus aller Welt so etwas wie ein Wallfahrtsort geworden. Und bei den Wackenern selbst schwingt so etwas wie Stolz mit, dass ihr Dorf zumindest für diese Szene das spirituelle Zentrum der Welt ist. Der kulturelle Unterschied zwischen den Bewohnern von Wacken und denen aus der ganzen Welt nach Schleswig-Holstein angereisten Heavy-Metal-Fans kann bei oberflächlicher Betrachtung nicht größer sein. Hier Spitzenblusen, goldene Kruzifixe, Minipli-Löckchen und dunkle Einreiher, da schwarze Lederhosen, Patronengürtel, Nietenhalsbänder, tätowierte Teufel und schulterlange Haare. Bauer Trede, der sich neben der traditionellen Landwirtschaft mit einer Biogasanlage, mit Aktiengeschäften und der Verpachtung der Festival-Wiesen sein Einkommen sichert, koordiniert jedes Jahr 150 Ordner und Helfer für das Festival. Norbert, vor 17 Jahren Mitbegründer des Festivals und jetzt arbeitslos, geht nur noch als Besucher auf das Festival und bedauert inzwischen seinen Ausstieg. Für die 16-jährige Ann-Kathrin ist das Festival nahezu die einzige Möglichkeit, einmal im Jahr aus der Enge des Dorflebens auszubrechen und mit Leuten aus aller Welt zu feiern. Ihre Oma Irma hält hingegen nichts vom Wacken Open Air und der schauerlichen Musik, den Teufelsanbetungen und blutigen Ritualen, von denen man sich erzählt. Auf dem Festival war sie allerdings selbst noch nie. Das Dorf hat seit etwa 17 Jahren einen gravierenden Wandel durchgemacht: von den Umwälzungen in der unrentabel gewordenen Milchwirtschaft bis zur Neudefinition des jahrhundertealten, bäuerlichen Selbstverständnisses. Vielleicht meint Bauer Trede genau diesen Mentalitätswandel, wenn er sagt: "Menschen sind besser zu melken als Kühe".
(SWR)
Weiterer Titel: Blasmusik trifft Heavy Metal
Länge: ca. 90 min.
Deutscher Kinostart: 19.04.2007
Internationaler Kinostart: 02.11.2006
Deutsche TV-Premiere: 27.09.2007 (arte)
Cast & Crew
- Regie: Sung-Hyung Cho
- Drehbuch: Sung-Hyung Cho
- Produktion: Helge Albers, Roshanak Behesht Nedjad, Konstantin Kröning, Flying Moon Filmproduktion
- Musik: Peyman Yazdanian
- Kamera: Marcus Winterbauer
- Schnitt: Sung-Hyung Cho